Hochtaunus/Hessen (hhf) – Die Entscheidung, die Ausgabestellen der Tafeln im Hochtaunus Mitte März wegen der Covid-19-Pandemie zu schließen, war den Verantwortlichen ganz und gar nicht leichtgefallen, doch gab es gleich mehrere zwingende Gründe: Viele der Tafel-Helfer gehören zur Risikogruppe der über 65-Jährigen und auch viele Tafelkunden haben ein erhöhtes Risiko bei einer Infektion. Und nicht zuletzt „kommen dort oft mehrere Menschen auf engstem Raum zusammen“, so der hessische Sozial- und Integrationsminister Kai Klose, der auch bemerkte, dass seit der Ausbreitung des Coronavirus „bislang erfolgte Lebensmittelspenden ausbleiben“.
KTC leerte seine Kühlhäuser
Nicht jeder schaltete so schnell wie KTC-Küchenchef Sebastian Möller, der in diesen Tagen den Inhalt seiner Kühlhäuser gleich an zwei entsprechend tätige Organisationen spendete – willkommene Hilfe nach langer Durststrecke und hoffentlich das Zeichen für einen Neuanfang. „Es ist wichtig, dass die hessischen Tafeln weiterbestehen, denn sie unterstützen mit ihrer wertvollen Arbeit viele bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger. Deshalb haben wir eine Überbrückungslösung geschaffen“, betont Kai Klose, denn die Hessische Landesregierung unterstützt die Tafeln unbürokratisch kurzfristig mit einmalig bis zu 1,25 Millionen Euro, damit ihre Infrastruktur weiterhin bestehen kann.
Die Tafeln in Hessen verteilen immerhin stolze 25.000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr. „Wir hoffen, diese Menge trotz oder gerade wegen der Corona-Krise steigern zu können, da wir mit einem deutlichen Anstieg der Menschen, die zur Tafel kommen müssen, rechnen“, sagt Willi Schmid, Vorsitzender des Landesverbands Tafel Hessen e.V., der gemeinsam mit dem Ministerium gerade ein Verteilkonzept für die Hilfsgelder erarbeitet.
Die Finanzspritze wird sicherlich auch die Regale der hiesigen Tafeln füllen helfen, und das tut not, denn: „Die Tafeln im Hochtaunuskreis nehmen ihre Arbeit wieder auf“, freut sich die Verwaltung in Bad Homburg. Nach einem neuen Konzept werden derzeit nur noch Freiwillige eingesetzt, die unter 65 Jahre alt sind und keine Vorerkrankungen haben. Aus den Reihen der langjährigen Tafel-Helfer können daher aktuell etliche nicht weiter mitmachen.
Zusammenschluss der Helfer
Neue Helfer wurden über das Bündnis „Hochtaunuskreis hilft“ gefunden, sie hatten sich dort für einen ehrenamtlichen Einsatz während der Covid-19-Pandemie registrieren lassen. Freiwillige für die Tafel zu rekrutieren, war deshalb kein Problem. In dem Bündnis haben sich das Diakonische Werk, der Caritasverband, das Deutsche Rote Kreuz sowie der Hochtaunuskreis zusammengeschlossen, um ihre Unterstützungsangebote zu vernetzen. Es werden auch Einkaufshilfen für Risikopersonen organisiert. Wer Unterstützung braucht oder jemanden kennt, der Hilfe gebrauchen kann, kann sich noch immer unter (06172) 59 766 1031 telefonisch oder per E-Mail an hochtaunuskreis-hilft[at]hochtaunuskreis[dot]de melden.
„Es ist schön zu sehen, wie die Menschen in der Krise hilfsbereit zusammenstehen“, lobt Sozialdezernentin Katrin Hechler. „Wir sind daher sehr froh, dass die Tafel wieder den Betrieb aufgenommen hat.“
Die Schließung im März hatte die von der Tafel versorgten Menschen hart getroffen. Die Kunden wurden damals telefonisch informiert. Wer signalisierte, ohne die zweiwöchentliche Lebensmittelspende nicht über die Runden kommen zu können, bekam ein Notpaket mit haltbaren Lebensmitteln vorbeigebracht. Auf die Dauer hätten die mehr als 600 von der Tafel versorgten Haushalte im Kreis allerdings so nicht bedient werden können, sagt Katrin Hechler, deren Mitarbeiter*innen die Kunden gerade wieder telefonisch über die Wiederaufnahme der Unterstützung informieren.