Gemeinsames Gedenken am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine

Gemeinsames Gedenken – Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine

Königstein (gs) – Der 24. Februar des vergangenen Jahres war ein Tag des Schreckens – die russische Armee marschierte in der Ukraine ein, besetzte in der Folgezeit völkerrechtswidrig Teile des ukrainischen Staatsgebietes und brachte damit Krieg und Leid über ein europäisches Land.

Am vergangenen Freitag nun jährte sich der Tag des russischen Überfalls zum ersten Mal und gab damit Anlass zu einer Gedenkveranstaltung, die gemeinsam von der evangelischen Immanuelkirche und der Ukrainehilfe Königstein gestaltet wurde. In der Immanuelkirche fanden sich ukrainische Geflüchtete, genauso wie Bürgerinnen und Bürger der Stadt, zusammen, um gemeinsam an den russischen Angriff vor einem Jahr zu erinnern. Ziel war es, Solidarität mit den Geflüchteten und den Menschen in der Ukraine zu zeigen und deren Freiheitskampf zu würdigen.

Großes Interesse am Miteinander

Die Kirchenbänke waren gut besetzt und es herrschte gespannte Stille, als Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer alle Anwesenden begrüßte. Ihr zur Seite stand Stella Schönwiesner, die sie sprachlich unterstützte auch das spätere Friedensgebet in die ukrainische Sprache übersetzte.

„Die Menschen halten heute inne“, so Stoodt-Neuschäfer in ihren einleitenden Worten. Der Krieg, so merkte sie an, sei fast alltäglich geworden, doch habe sich durch ihn viel verändert. Zahlreiche Menschen aus den umkämpften Gebieten seien in Königstein und man komme gut miteinander aus. Auch die Bürgerinnen und Bürger, denen Stoodt-Neuschäfer ausdrücklich für deren Hilfe und Unterstützung für die Geflüchteten dankte, hätten viel Neues zu lernen und zu verstehen gehabt. Dass die Integration der Neubürger und Neubürgerinnen gelingen könne, dessen sei sie sich sicher – gemeinsam sei man stark und unterstütze sich gegenseitig.

„Es ist schwer zu erzählen …“

Im Rahmen der einstündigen Gedenkveranstaltung erklärte sich Arpine Abrahamyan bereit, von ihren persönlichen Eindrücken und Erfahrungen, sowie aus ihrem „neuen“ Leben zu berichten. Stella Schönwiesner übersetzte die Worte einer jungen Frau, für die der Krieg in ihrer Heimat so viel mehr als bloße Kampfhandlungen bedeutet. Vor einem Jahr, so berichtete sie, sei sie aus ihrem „alten“ Leben herausgerissen worden. Die Flucht und die Sorge um die in der Ukraine gebliebenen Verwandten und Freunde belasten sie sehr, genauso wie die ständige Angst um die Gesundheit der in der Armee kämpfenden Männer und Väter. Viele der Anwesenden, so berichtete sie, hätten verletzte oder gar verstorbene Angehörige zu beklagen. Sichtlich ergriffen dankte sie den Bürgerinnen und Bürgern von Königstein für die Aufnahme und die umfassenden Hilfen, die ihr und ihrer Familie zuteil wurden und werden. Aktuell lernt Arpine Abrahamyan eifrig die deutsche Sprache und unternimmt alles ihr mögliche, um sich in Deutschland zu integrieren – allerdings mit einer sehr emotionalen „Einschränkung“: „Solange in der Ukraine Menschen sterben, kann hier in Deutschland kein neues Leben begonnen werden.“

Ukrainehilfe ist sehr aktiv

Im Anschluss hatte die Ukrainehilfe einen multimedialen Vortrag vorbereitet, in dem sie umfassend über ihre bisherige Arbeit und die geplanten Aktionen berichtete. Zahlreiche Hilfstransporte wurden von den Aktiven des Vereins bereits organisiert und damit unglaublich viele Hilfsgüter – seien es Sicherheitswesten für Schulkinder, Generatoren, medizinisches Gerät, Powerbanks oder auch Schlafsäcke – in verschiedene Städte in der Ukraine gebracht.

Die Infrastruktur in der Ukraine sei, so Christian Schönwiesner, in vielen Städten weitestgehend zerstört und die Aufenthalte vor Ort seinen mehr als bedrückend. Der Aufbau sei fast nicht möglich, weil Arbeitskräfte und Material fehlten. Die Ukrainehilfe bittet auch weiterhin um Sach- und Geldspenden. In Kooperation mit vertrauenswürdigen Partnern vor Ort leiste sie eine wichtige Hilfe, die auch bei den Menschen ankomme, so Schönwiesner.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von dem ukrainischen Chor „Kalina“, der sich aus nach Deutschland Geflüchteten zusammensetzt. Mit wunderschönen ukrainischen Klängen, mal melancholisch und mal lebensfroh, begleiteten sie die Gedenkveranstaltung und brachten so ein Stück ihrer Heimat nach Königstein.

Der Chor „Kalina“ begleitete die Gedenkveranstaltung mit Melodien aus der Ukraine – mit Melancholie und Lebensfreude brachten sie für viele Geflüchtete ein Stück „Heimat“ nach KönigsteinFoto: Scholl

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