Die heilige Corona: Schutzpatronin in Zeiten der Seuche

Das Kirchenfenster mit der heiligen Corona stammt aus der Sudetendeutschen Zeitung, der ehemalige Königsteiner Kirchenhistoriker Prof. Dr. Rudolf Grulich hatte dort über die Heilige berichtet. Repro: Colloseus

Königstein (mc) – Die katholische Kirche gedenkt am 14. Mai der heiligen Corona. Pünktlich zu dem heutigen Termin hat Manfred Colloseus Informationen über die eher wenig bekannte Heilige zusammengestellt:

Die heilige Corona, griechisch Stephana, soll nach griechischen Quellen um 160 in Syrien oder Ägypten geboren worden sein und 177 als frühchristliche Märtyrerin ihr Leben verloren haben. Lateinische Quellen geben das vierte Jahrhundert für ihre Lebenszeit an. Keine Klarheit besteht auch über ihren Lebens- und Sterbeort. Je nach Quelle wird der Ort des Geschehens nach Antiochien (heute Türkei), Damaskus (Syrien), Alexandria in Ägypten oder gar Sizilien verlegt. Das „Martyrologium Romanum“, das Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche, gibt ohne Zeitangabe Syrien an. Belegt ist nur, dass das Martyrium an einem 14. Mai geschah. Coronas Gebeine sollen über Zypern und Sizilien nach Norditalien gelangt sein, wo sie seit dem sechsten Jahrhundert verehrt wurden. Seit dem neunten Jahrhundert sind sie in der Wallfahrtskirche der Heiligen Vittore und Corona im norditalienischen Feltre (Provinz Belluno) in der Region Venetien in einem Reliquienschrein aufgebahrt.

Geld, Fleischer und Schatzgräber

Nach katholischer Betrachtung gilt die heilige Corona als Patronin des Geldes, der Fleischer und der Schatzgräber. Ihr Patronat des Geldes ist auf ihren Namen zurückzuführen, der Deutsch übersetzt „Krone“ bedeutet – eine bis heute verwendete Währung. In Zeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie kommt der Heiligen zudem eine besondere Rolle als Schutzpatronin und Fürsprecherin in Seuchenzeiten zu.

Über die Lebensgeschichte der heiligen Corona, des heiligen Victor und ihre Beziehung zueinander geben lateinische, griechische und koptische Quellen Auskunft. Die Berichte weichen allerdings voneinander ab. Einem Text zufolge war Victor ein christlicher Soldat aus Kleinasien, der im Zuge der Christenverfolgung im zweiten Jahrhundert angeklagt, gefoltert und schließlich enthauptet wurde. Corona, sechzehnjährige Christin, suchte Victor Mut zuzusprechen. Sie musste ebenfalls ein schreckliches Martyrium erleiden. Ihre Füße wurden an zwei zur Erde gebeugten Palmen gefesselt, die sie beim Hochschnellen bei lebendigem Leib zerrissen.

Verehrung der heiligen Corona 

Von Italien aus verbreitete sich Coronas Verehrung auch im deutschsprachigen Raum. Kaiser Otto III. ließ 997 nach seiner Krönung Corona-Reliquien nach Aachen überführen. Mit Reliquien des frühchristlichen Märtyrers Leopardus werden sie im „Corona-Leopardus-Schrein“ im Aachener Domschatz aufbewahrt. Die Verehrung ist in vorreformatorischer Zeit auch für den Bremer Dom belegt. Bis heute gibt es u.a. Wallfahrten in St. Corona am Schöpfl im Wienerwald, in St. Corona am Wechsel in Niederösterreich, in St. Corona im niederbayerischen Stauding, einem Ortsteil von Massing, und zur Wallfahrtskirche Maria Krönung in Handlab im Landkreis Deggendorf. Hier wird ein Gnadenbild aus dem Jahr 1480 verehrt.

Die heilige Corona ist nicht Namensgeberin des Virus. Die Namensgleichheit zwischen Heiliger und Virus ist rein sprachwissenschaftlich zu erklären. „Corona“ kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit „die Gekrönte“ übersetzen. Unter dem Mikroskop erscheinen Coronaviren kronenartig.



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