Der Historie der Villa Borgnis spazierend auf der Spur

Tina Blome hatte auch alte Aufnahmen des ehemaligen Sommer- und Altersruhesitzes der Familie Borgnis mitgebracht. Fotos: Puck

Königstein (pu) – Bevor sich der Vorstand des SPD-Ortsvereins und acht verdiente Genossen in der Villa Borgnis versammelten (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe), lud SPD-Mitglied Tina Blome zu einem kurzen Spaziergang in die Historie des Anwesens ein. Eine schöne Idee – schließlich zählt das Gebäude im Schwarzwald-Stil im idyllischen Kurpark nicht nur zu den Blickfängen, sondern zu den geschichtsträchtigsten Bauten der Kurstadt.

An dessen Stelle in der Hauptstraße 21 stand Anfang des 19. Jahrhunderts das „Gasthaus am Grünen Baum“. Der Park dahinter war den Aufzeichnungen zufolge mehr oder weniger verwildert, lediglich der vordere Teil wurde für die Außengastronomie genutzt.

Das änderte sich, als Matthias Franz Borgnis – ein reicher Frankfurter Bankier, Juwelenhändler und Tabakfabrikant – 1838 das Anwesen samt Park kaufte. Nach einem Umbau verbrachte die Familie dort die Sommermonate, später diente es als Altersruhesitz. Letzteres trat ein, als er 1847 aus dem aktiven Berufsleben ausschied und seinen Lebensmittelpunkt endgültig in die Burgenstadt verlegte. Verheiratet war der Frankfurter seit 1828 mit Louise von Bethmann, der Witwe des Bankiers Simon Moritz von Bethmann, die vier Söhne mit in die Ehe brachte. Dazu kamen innerhalb von nur fünf Jahren vier eigene Kinder. 1860 erfüllte sich Matthias Franz Borgnis einen weiteren Traum, als er seine gereiften Baupläne realisierte und die Villa Borgnis im Schwarzwald-Stil errichten ließ. 69-jährig verstarb er sieben Jahre später, doch auch nach seinem Tod blieb der Besitz in Familienhand. Eigentümerin waren nunmehr zunächst Tochter Anna und ihr Mann Franz Josef Borgnis, unter deren Regie die Villa um Anbau und Veranda erweitert wurde.

Den Schlusspunkt unter die Borgnis-Ära setzte deren Sohn Alfred, Ehrenbürger der Stadt Königstein, der 1923 das Anwesen an Martha Mathias veräußerte, die nur drei Jahre später Haus und Park an die Stadt Königstein verkaufte.

Dahinter steckte das Vorhaben, die Villa künftig als Kurhaus zu nutzen. Nach einem weiteren Umbau feierte es im August 1927 Eröffnung. Mit dem ersten Pächter Fritz Ehrlicher, dem bisherigen Leiter des Kurhauses in Bad Soden, zeichnete ein erfahrener Mann für die Gastronomie verantwortlich. Seitdem ist die Villa Borgnis eine wichtige Säule des öffentlichen Lebens und Schauplatz von unterschiedlichsten Veranstaltungen, sei es durch die dortige Gründung der Jungen Union Deutschlands 1947 oder als zwischenzeitlicher Standort der Stadtbibliothek (1976 bis 1997).

Seit einer Generalsanierung und der Wiedereröffnung am 1. Mai 1999 dient die Villa wiederum als Kurhaus mit gastronomischer Nutzung. Darüber hinaus ist das Standesamt dort untergebracht.

Was heutige Generationen ebenfalls nicht präsent haben: Die umgebende Parkanlage wurde von 1865 bis 1870 von keinem Geringeren als dem berühmten Landschaftsarchitekten Carl Siesmayer geplant und angelegt. Bemerkenswert: Schon 80 bis 90 Jahre vorher soll den Aufzeichnungen zufolge ein großer Mammutbaum im Park gepflanzt worden sein. Diese Bäume galten damals als Prestigeprojekt.

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