Königstein (nd) – Hunderte Kinder und ihre Eltern trafen sich voller Vorfreude in der Konrad-Adenauer-Anlage in Königstein zum großen traditionellen Martinsumzug, der weit über die Grenzen der Taunusstadt bekannt ist. Angeführt von dem prunkvollen Burgfräulein, „Ihre Lieblichkeit Angelika I.“, und ihrem edlen Junker Daniel zog die Lichterprozession unter kindlichen Gesängen wie „Sonne, Mond und Sterne“ durch die engen Gassen der Altstadt und den Burgberg hinauf bis zur Burgruine Königstein. Leuchtende Kinderaugen bewunderten St. Martin, der mit der Gruppe hinaufritt und historisch gesehen auf den Heiligen Martin von Tours zurückgeht. Ronja Kühnemuth aus Kronberg übernahm dieses Jahr die Rolle des St. Martin, der also eigentlich eine St. Martina war, auf ihrem stolzen Ross „Flora de monte“. Bunte selbstgebastelte Laternen leuchteten in den Nachthimmel und das Fanfarencorps Königstein spielte altbekannte Martins-Lieder und rundet so die feierliche Stimmung ab. Auf der Festwiese der Burgruine angekommen, begrüßte Bürgermeister Leonhard Helm alle Besucherinnen und Besucher, und das liebliche Burgfräulein, das natürlich auch eine selbstgebastelte Laterne dabei hatte, las das Märchen vom gütigen Martin und dem frierenden Bettler vor, während Junker Daniel ihr würdevoll das lederne Buch hielt. Das große Martinsfeuer wurde entzündet, und während es hell in der Dunkelheit loderte, bekam der arme Bettler sein Stück vom roten Mantel gereicht. Wer dem nassen, ungemütlichen Wetter trotzen konnte, holte sich noch einen der leckeren Martinsweckmänner, von denen es für jedes Kind einen kostenlos gab und der von vielen Kindern an Ort und Stelle verputzt wurde. Insgesamt eine schöne Tradition, die viele Kinder- und Elternherzen höher schlagen lässt und die mithilfe der Stadt Königstein, den Plaschis, dem Roten Kreuz, der Feuerwehr und dem Fanfarencorps Königstein möglich wurde.
Martin von Tours
Martin von Tours war ein Mönch, der um 316/317 n. Chr. im heutigen Ungarn geboren wurde und späterer Bischof von Tours. In zahlreichen Ländern wird er seit Jahrhunderten verehrt. Obwohl er nie heiliggesprochen wurde, da er kein Märtyrer, sondern ein „Bekenner“ ist, also jemand, der sich in Zeiten der Christenverfolgung zu seinem Glauben bekannte, ist er einer der bekanntesten Heiligen der Katholischen Kirche.
Laut einer Legende versteckte er sich vor seiner Ernennung zum Bischof in einem Gänsestall, da er sich für unwürdig hielt, doch das Geschnatter der Gänse verriet ihn. Manche Historiker begründen mit dieser Erzählung das traditionelle Martinsgansessen, bekannter ist jedoch die Geschichte über ihn und den Bettler.
„Ihre Lieblichkeit Angelika I.“ und ihr edler Junker Daniel führten den Zug an.
Foto: Diehl