Jahreshauptversammlung beim BUND mit Blick auf den Philosophenweg

Als Vorsitzende des BUND-Ortsvereines hat Cordula Jacubowsky klare Überzeugungen in Sachen Entwicklung des Opel-Zoos. Mit ihrem Buch und dem darauf fußenden Vortrag im Balkonzimmer der Villa Borgnis will sie aber möglichst neutral Fakten nennen. Foto: Friedel

Königstein/Glashütten (hhf) – Die KöWo hat es in der letzten Woche schon vermeldet – auch der Bürgerentscheid in Sachen Philosophenweg wird verschoben. Mittlerweile ist auch der Opel-Zoo geschlossen, damit sich die Besucher hier nicht zu nahe kommen und ebenfalls der Philosophenweg. Der freilich auf Veranlassung der zuständigen Stadt Kronberg in Absprache mit Königstein, denn es steht zu befürchten, dass nun auch die verhinderten Zoobesucher sich nun hier aufhalten und es regelrecht zu einem Gedränge kommen könnte.

Da man „Gewirr“ derzeit aber besser virusbetont „Gevir“ schreiben sollte, ist diese Schließung absolut gerechtfertigt. Für die Bürger*innen, die irgendwann später wieder mit dem Thema „Schließung“ konfrontiert sein werden, bietet sich nun – je nach den aktuellen Bestimmungen über den Aufenthalt im Freien – die Möglichkeit, dieses Szenario noch vor der Abstimmung durchzuspielen und am eigenen Leibe zu erfahren, ob der gewohnte Weg durch einen Gang außenrum ersetzbar ist oder nicht.

Beinahe eine „Geistersitzung“

Noch nicht gesperrt, aber im Vorfeld der Gesundheitsmaßnahmen freiwillig dünn besetzt war der Versammlungsraum im Obergeschoss der Villa Borgnis, wo Versammlung und Vortrag des BUND-Ortsvereins stattfanden, nicht unangenehm für die Zuhörer, die sich mit viel Platz zum Nächsten niederlassen konnten. Immerhin reichte die Zahl der Anwesenden, um die JHV des 151 Mitglieder starken Vereines satzungsgemäß durchzuführen und im Rahmen der „Geistersitzung“ Kassenprüfer und einen Beisitzer zu wählen. Für einzelne Auskünfte wurde der Telefonjoker eingesetzt, es gab aber wenig Fragen zu besprechen.

Einstimmig wurde der Vorstand nach dem Kassenbericht auf Antrag der Kassenprüfer entlastet, die Finanzen sind „stabil“, nachdem vor allem Website und ein Buch im vergangenen Jahr etwas höhere Ausgaben als üblich verursacht hatten. Witziger Moment am Rande: „Habt Ihr denn so randaliert?“, lautete die Zwischenfrage, als die Kaution zur Saalmiete für einen Vortrag auf der Soll-Seite erschien, doch war sie, buchhalterisch korrekt, auf der Haben-Seite nachher wieder eingesetzt worden, um den getrennten Rechnungen gerecht zu werden.

Amphibien und Bienen

In ihrem vorangegangenen Bericht zählte die Vorsitzende Cordula Jacubowsky auf, dass man sich im vergangenen Jahr unter anderem mit Amphibienrettung an der Billtalhöhe beschäftigt hatte („die aktuelle Aktion läuft schon wieder“), am Burgfest wurde das „Bienenspiel“ ins Kinderprogramm eingebracht. Von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen aber sehr arbeitsintensiv, waren zehn Stellungnahmen zu Bebauungsplänen und die Beteiligung an einer Lärmaktionsplanung in Sachen Limburger Straße in Glashütten. Hier hätte dem BUND eine nächtliche Tempobeschränkung auf 40 km/h gereicht, auf einer Bundesstraße ist aber nur 50 oder 30 möglich.

Viel Arbeit und auch einiges an Geld hatten Verein und Vorsitzende schließlich in ein Buch gesteckt, das als Faktensammlung zur Beurteilung der Fragen dienen soll, wie umweltfreundlich der Opel-Zoo zum Beispiel in Sachen Parken auf den Wiesen einerseits im Allgemeinen ist, zum anderen liegt der Schwerpunkt erwartungsgemäß auf dem Philosophenweg.

Fakten zum Opel-Zoo

In einem der JHV vorangestellten Vortrag fasste Cordula Jacubowsky die wichtigsten Inhalte des Opel-Zoo-Buches noch einmal zusammen. Unbeschadet der Überzeugung der Verantwortlichen im BUND-Ortsverein, dass man den jetzigen Zustand beibehalten, eventuell über eine nächtliche Schließung reden solle, hält das Buch vor allem eine reichhaltige Sammlung von Karten, (Luft-)Bildern und Akten bereit, die durchaus geeignet ist, sich selbst eine Meinung zum Thema zu bilden. Angaben, die den vom Zoo monierten und durchaus denkbaren Vandalismus stützen könnten, fehlen jedoch, da sie nicht zugänglich gemacht worden sind.

Ein Urkataster von 1896 dokumentiert erstmals den Verlauf von Philosophen- und Scheibel- bzw. Scheibenbuschweg, zweier alter Verbindungen zwischen Kronberg und Königstein. Eine Wanderkarte des Taunusklubs sowie eine Luftaufnahme von 1934 oder 36 belegen, dass sich diese „Trampelpfade“ schon vor der Existenz des Opel-Zoos in der Wegeführung verändert haben, der erst nach der Gründung des zugehörigen Vereins 1955 auf einem Luftbild von 1958 zu sehen ist – einige Gehege entlang des Philosophenweges. Ein alter Abzweig nach Falkenstein ist vermutlich schon deutlich früher „verschwunden“, um einen Bebauungsplan oder Ähnliches hat sich damals niemand gekümmert, wohl einvernehmlich zwischen allen betroffenen Parteien, einseitige Schuldzuweisungen wären da unredlich.

Ein Weg – Viele Funktionen

Bis heute aber sind seither einige Funktionen des Weges ersichtlich, die die Referentin auflistete:

Als direkter Verbindungsweg zwischen den Nachbarstädten stellt er mit 30 bis 45 Minuten zu Fuß oder zehn bis 20 Minuten mit dem Fahrrad eine ernstzunehmende ökologische Alternative zu neun Minuten mit dem Auto oder 16 mit dem Bus dar – letztere Werte gelten auch nur bei freien Straßen.

Als Erholungs- und Spazierweg lockt er früher wie heute Ausflügler in das sonnige Rentbachtal, den Namen erhielt er höchstwahrscheinlich zu Anfang des 19. Jahrhunderts ebenfalls aus touristischen Gründen.

Als Wirtschaftsweg ist er für den Opel-Zoo seit der Gründung unerlässlich, auch heute sind nicht alle Gehege von außen über zum Beispiel ausgebaute Teile des Scheibelbuschweges zu erreichen. Auch für die Besucher ergäbe sich ohne ihn kein Rundweg.

Als Marketing-Instrument verlockt er Wanderer, sich den Zoo näher anzusehen, Neubauten direkt am offenen Weg scheinen zu belegen, dass der Zoo diese Funktion auch gerne nutzt.

Zweigeteilte Tiergärten

„Wollen die sich die B 455 auch noch einverleiben?“ – mit dieser, vielleicht der einzigen provokanten Äußerung leitete Cordula Jacubowsky zu einer Aufzählung von Zoos in Deutschland über, die sehr wohl zweigeteilt funktionieren. In Duisburg führt sogar die A 3 mitten hindurch, in Wuppertal – wo Zoodirektor Thomas Kauffels früher tätig war – eine mittlerweile stillgelegte Eisenbahntrasse oder in Berlin der Landwehrkanal.

Wer nun auf die Idee kommt, dass man dann eben Brücken über den Philosophenweg braucht, findet diesen Ansatz auch in alten Bebauungsplänen (2004 ist sogar noch gültig) wieder, er ist nur inzwischen verworfen worden, unter anderem aus Kostengründen und wegen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.

„Gewinne behalten und Verluste sozialisieren“ findet die Autorin mit Blick auf die Kostenfrage dann aber doch nicht anständig, zumal – und das ist unbestreitbar – der Opel-Zoo sich aus eigenem Antrieb stets weiter um den Philosophenweg konzentriert hat, bis er eben unverzichtbar wurde. Ausgebaute Teile des Scheibelbuschweges als Zufahrt zu etlichen Gehegen zum Beispiel belegen, dass man die Gesamtplanung auch komplett anders hätte anlegen können.



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