Kinder verwandelten den Kurpark in ein vielfältiges Kunstprojekt

Kinder zeigen Gesicht! Foto: Puck

Königstein (pu) – Im Februar 1991 gründeten Eltern, Pädagogen und Künstler den gemeinnützigen Förderverein „Kinderkunstwerkstatt“, dem direkt 65 Familien beitraten. Nachdem es zum damaligen Zeitpunkt noch an geeigneten Räumlichkeiten mangelte, baute der Verein im September des gleichen Jahres symbolisch ein „Kinderkunsthaus“ im Königsteiner Kurpark.

Vor 30 Jahren

1992 war es dann soweit, die Kunstwerkstatt als Dach für die Vielfalt der Künste öffnete die Pforten und hilft mittlerweile seit drei Jahrzehnten Kindern und längst auch Erwachsenen, ihre kreative Ader zu entdecken und weiter auszubauen, was auch förderlich im Berufsleben sowie im Alltag sein kann. Heute ist die inzwischen in der Graf-Stolberg-Straße 1 angesiedelte Kunstwerkstatt Königstein die größte Jugendkunstschule in Hessen. 2008 wurde sie von der Landesvereinigung Kulturelle Bildung in Hessen als „Qualifiziertes Zentrum für Engagement in der Kultur“ ausgezeichnet.

Kikumenta

Soweit in aller Kürze zur Historie, denn neben der gebührenden Würdigung des 30. Geburtstages stand auf der Agenda des großen Kinderkunstmitmachfestes, das am letzten Samstag bei herrlichstem Sommerwetter viele Familien in den Kurpark lockte, die Eröffnung der sechsten Kikumenta. Die kleine Königsteiner Schwester der alle fünf Jahre in Kassel stattfindenden Dokumenta steht unter der Überschrift „Kleine Künstler treffen große“ und dient dem Zweck, den Nachwuchs mit zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen.

Volle vier Stunden hatten die Kinder Zeit, unter der Schirmherrschaft von Angela Dorn (Ministerin für Wissenschaft und Kunst) und der Regie von acht im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählten große „Kollegen“ aus der Region an den aufgebauten Stationen Kunstwerke entstehen zu lassen, die größtenteils im Ergebnis den Kurpark in eine große Ausstellungsfläche verwandelten. Kursleiter der Kunstwerkstatt (KIKU) waren ebenfalls mit von der Partie. Zum Einstieg in den Nachmittag begrüßte die Geschäftsführerin und Kursleitung Sabine Mauerwerk im Namen des Vorstands die Anwesenden, unter die sich auch Mitglieder der städtischen Gremien gemischt hatten. Nach den harten Monaten der pandemiebedingten Beschränkungen „ist das ein tolles Gefühl, jetzt hier zu stehen!“

Dank

Ihr inniger Dank galt neben den Vorsitzenden des Trägervereins, Rahel Karpstein und Gabriela Terhorst sowie Alexandra Franz (Kursleitung Organisation) in erster Linie ihrer Kursleiterriege mit Denise Graf, Claudia Guderian-Winter, Laura Hilbert, Monika Höchtl, Christine Hofmann, Conny Lang, Ralph Mann, Romana Menze-Kuhn, Karin Menzel, Ulrike Müller-Holst, Patrick Sass, Ewa Stefanski und Milana Weidmann.

Besonders heraus hob sie verständlicherweise zudem die Sponsoren der Kikumenta, ohne die ein derartiges Großprojekt finanziell nicht zu stemmen wäre.

Neben dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stadt Königstein im Taunus gewährten einmal mehr die Carls Stiftung, Mainova, die Frankfurter Volksbank und die Naspa Stiftung großzügige Unterstützung.

Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse (ALK) richtete das Wort vor allem an die Kinder: „Kunst macht Freude und hier könnt ihr zeigen, was ihr mit der Welt gerne machen wollt!“ Der auf diese Weise geschaffene Kunstgenuss, bereite zum einen wiederum allen Freude, zum anderen sei es der persönliche Beitrag jedes Einzelnen, die Kunstwerkstatt mit weiterem Leben zu füllen und somit für die Zukunft der Kunst zu sorgen.“

Dann los geht‘s!“, gab er das Startsignal, eine Aufforderung, der der künstlerische Nachwuchs nur allzugerne nachkam. Je nachdem, mit welchen Materialien gearbeitet wurde, zogen die Kinder schützende Kittel über die eigenen Klamotten, um wenig später mit aller Begeisterung die Malpinsel tanzen zu lassen, zu gipsen, auszustanzen, zu bauen und zu hämmern.

So bot sich ein kunterbuntes Bild für die begleitenden Väter, Mütter, Großeltern, Geschwister, Freunde, Tanten, Onkel. Sabine Mauerwerk sprach am Ende von einem „wunderbaren generationsübergreifenden Fest mit großartiger Resonanz.“

Hier suchte die Künstlerin Steff Adams gemeinsam mit Ulrike Müller-Holst weiteren Zuwachs für in den Baumen schaukelnde orangefarbene „Geschwister“, dort entstand eine „Unterwasserwelt mit kinetischem Sonnenbaum“ als botanische Rarität von Kai Wolf und Denise Graf. Wohin das Auge auch schweifte, es gab jede Menge zu bestaunen, zu entdecken; strahlende Gesichter bei der an eine jeweilige Überschrift gebundene Auslebung der Fantasie. Derweil stärkten sich die Beobachter dieses künstlerischen Prozesses teils auf der Wiese sitzend bei Saft, Kaffee, Kuchen und Brezeln, tauschten lebhaft ihre Erfahrungen aus oder sie wurden selbst kreativ.

Solidarische Grüße

Zwei Stunden nach Veranstaltungsbeginn zählten die Veranstalter 450 im Park verteilte Besucherinnen und Besucher, die Pamela Kipps, Laura Hilberts und Monika Höchtls steigende Anzahl an farbenfrohen „Filz-Planeten“ in Augenschein nahmen, die friedlich grasende Herde „Pflanzenfressender Vierbeiner“ von Mut Müller-Deutsch, Denise Graf und Karin Menzel besuchten. Bei Ralph Zoller und Ralph Mann entstanden einzigartige Selbstporträts, die längs der Wege im Park aufgestellt sind und zeigen: „wir sind hier“! Die Kinder.

Mit den gemalten Gesichtern, mit der Kunst der Kinder, soll nach den Worten Sabine Mauerwerks „ein solidarischer Gruß an alle Kinder gesendet werden, denen es vielleicht gerade nicht so gut geht wie uns.“ Auch in die Höhe wurde gearbeitet. Mit einem „Signalbaum und einer Original Königsteiner Stele“ setzen die beiden Künstler Barbara Schork-Bornitz und Tine Hoffmann beziehungsweise Wolfgang Stäbler und Fabia Denninger skulpturale Zeichen im Kurpark. Die Dekupiersägen waren für viele ein echtes Highlight und beim Gipsen alle Teilnehmenden in ihrem Element. Bei der Station Lichtkunst von Mirta Domacinovic und Romana Menze Kuhn, entstanden unter dem Motto „Was ist mir wichtig?“ ebenfalls tolle Werke, die demnächst veröffentlicht werden.

Zur Abschlussrunde und zum letzten Pinselstrich schauten Bürgermeister Leonhard Helm und Erster Stadtrat Jörg Pöschl vorbei. Beide setzten den letzten Pinselstrich auf ein Gemeinschaftswerk und fanden begeisterte Worte. Insbesondere die „Königsteinstehle“ mit den vielen bekannten Gebäuden fand beim Rathauschef großen Anklang. Einen Stern als Wertschätzung, weil er die Kunstwerkstatt-Veranstaltungen mit der Kamera festhält, erhielt Hobbyfotograf Wolfgang Riedel aus den Händen der Geschäftsführerin.

„Es war ein fantastisches Kunstfestival mit bleibenden Eindrücken und für die Kunstwerkstatt und die Stadt Königstein ein Aushängeschild für kulturelles und gesellschaftliches Engagement. Besonders viele junge Menschen fanden den Weg in den Park und einen Zugang zum künstlerischen Schaffen. Dies ist gerade für diese Generation ein wichtiger Ausgleich und Lichtblick in der momentanen Situation“, zogen Sabine Mauerwerk und ihre Vorstandskollegen am Ende des Tages ein sehr zufriedenes Fazit. Die Ausstellung ist noch ein paar Tage im Kurpark zu sehen. Ein Besuch lohnt sich!

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