Königstein bekommt eine Bürgermeisterin: Majchrzak und Schenk-Motzko in der Stichwahl

Lila knapp vor Schwarz bedeutetet „Ladies first“: Nadja Majchrzak (links) und Beatrice Schenk-Motzko gratulieren sich gegenseitig zum Einzug in die Stichwahl.Foto: Schramm

Königstein (as) – Königstein wird vom1. Juni dieses Jahres an erstmals in seiner Geschichte eine Rathauschefin haben. Bei der Bürgermeister-Direktwahl am vergangenen Sonntag ging Nadja Majchrzak von der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) mit 34,7 Prozent der Stimmen und einem knappen Vorsprung auf Beatrice Schenk-Motzko von der CDU (33,35 % als Erste über die Ziellinie. 26,4 Prozent der Wähler entschieden sich für Ascan Iredi (FDP), dem knapp 500 Stimmen zum Einzug in die Stichwahl fehlten. Auf den unabhängigen Kandidaten Kai Wachs entfielen 5,45 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei ordentlichen 53,9 Prozent – gut ein Prozent höher als vor sechs Jahren. Damals hatte der im Mai scheidende Amtsinhaber Leonhard Helm im ersten Wahlgang 32,4 Prozent der Stimmen erhalten, Majchrzak war mit 29,5 Prozent der Stimmen erstmals in die Stichwahl eingezogen.

Wer die „First Lady“ Königsteins werden wird, entscheidet sich bei der Stichwahl am 18. Februar. Ein hochspannender Wahlabend dürfte Königstein ins Haus stehen, denn die beiden verbliebenen Kandidatinnen trennten am vergangenen Sonntag nur ganze 86 Stimmen. „Zufrieden“ gaben sich jedenfalls beide nach dem ersten Urnengang. „Ich habe den ersten Platz erreicht und 11 von 17 Wahlbezirken gewonnen. Ich sehe das als Bestätigung und das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagte Majchrzak in ihrer ersten Reaktion. Schenk-Motzko setzte ihrer Zufriedenheit sogar noch ein „sehr“ davor. „Da ich von außerhalb komme, ist das ein sehr gutes Ergebnis. Es liegt knapp über meinen Erwartungen und es zeigt mir, dass viele Bürger bereit sind für den Neustart, für den ich stehe.“

Wo Gewinner, dort auch Verlierer. Ascan Iredi gab sich offen „enttäuscht“ von seinem Ergebnis, das zwar um sechs Prozentpunkte besser als bei seinem ersten Anlauf war, aber eben doch zu niedrig, um den Cut zu schaffen. „Ich habe mit mehr gerechnet“, sagte Iredi und sah auch den FDP-Malus aus dem Bund als einen Grund an. Insbesondere mit seinem Briefwahlergebnis war er nicht zufrieden. Dass der Anteil der Briefwähler generell steigt (diesmal waren es rund 2800) und diese ihre Wahlentscheidung meist früher treffen, habe ihm nicht in die Karten gespielt. Dass er im Umkehrschluss seinen Wahlkampf zu spät begonnen habe könnte, wollte er nicht gelten lassen: „Vor sechs Jahren war ich noch später und ich war weitgehend unbekannt.“ Es sei ein harter, intensiver Wahlkampf mit hoher persönlicher Präsenz gewesen. Bei den Menschen, die er erreicht habe, habe er viel positive Resonanz erfahren und habe es auch immer wieder geschafft, den Faktor Personenwahl gegenüber dem Parteibuch in den Mittelpunkt zu rücken.

Kai Wachs schaffte zwar die in der Demokratie – aber nicht bei Direktwahlen – maßgebliche Fünf-Prozent-Hürde, an sein Wunschergebnis von zehn Prozent kam er aber nicht heran. Dazu reichten die zweistelligen Zustimmungswerte in seinem Wohnort Mammolshain nicht. Seine Kandidatur nannte er ein „großes Abenteuer, einen großen Gewinn, es hat Spaß gemacht“. Er habe viele Menschen kennenlernen und wichtige Themen und Anliegen insbesondere in den Stadtteilen ansprechen können. Gleichwohl sprach Wachs von einem „einmaligen Ausflug in die Politik“.

So lief der Wahlabend

Auch wenn Bürgermeister Leonhard Helm „fürchterlich nervös, denn es geht um unsere Stadt“ in den Wahlabend gestartet war, kam bei der „Wahlparty“ im Königsteiner Rathaus keine große Spannung auf. Denn als die Ergebnisse aus den 17 Wahlbezirken nach und nach über die große Leinwand im Sitzungssaal flimmerten, stellten Majchrzak und Schenk-Motzko schnell einen Respektabstand von gut fünf Prozentpunkten gegenüber Iredi her, den dieser in der Folge nicht mehr verkürzen konnte. „Ah’s“ und „Oh’s“ von den Anhängern der Kandidaten oder den politischen Vertretern der Kurstadt, unter die sich Bundestagsmitglied Norbert Altenkamp aus Bad Soden und der Kelkheimer Bürgermeister Albrecht Kündiger gemischt hatten, blieben an diesem Abend aus.

Spätestens nach dem sechsten ausgewerteten Wahlbezirk Schneidhain-Nordwest, als Schenk-Motzko mit ihren 38,8 Prozent erstmals die Führung übernahm, entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidatinnen, in dem die Führung mehrfach wechselte – mit dem angesprochenen knappen Abstand von 86 Stimmen am Ende.

Was bedeutet das Wahlergebnis nun für die kommenden Wochen bis zum zweiten Urnengang am 18. Februar? Beide Kandidatinnen betonten natürlich den Rückenwind für ihre Kampagne. „Das Ergebnis gibt mir Kraft und Mut für die kommenden drei Wochen“, sagte Schenk-Motzko. Sie setze auf eine breite Basis ihrer Politik und habe auch schon mit den anderen Parteien Gespräche geführt. Darüber hinaus hofft sie auf weiteren Rückenwind durch etwaige Wahlempfehlungen und auch durch ihren derzeitigen Dienstherrn in der Hessischen Staatskanzlei. „Voraussichtlich wird Boris Rhein nach Königstein kommen“, kündigte sie an.

Nadja Majchrzak kündigte trotz ihres Wahlsiegs gemeinsam mit ihrem Team eine genaue Analyse an, wo möglicherweise Stimmen gefehlt haben. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Vorsprung reicht“, sagte sie im Blick auf die Stichwahl. Und sie will ihre Erfahrung ihres ersten Anlaufs aufs Rathaus nutzen. „Ich weiß, was in den nächsten Wochen auf mich zukommt und werde keine Pause machen.“ Auch bei ihr gehören Gespräche mit allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung dazu. „Mein Weg ist gemeinsam die Ziele zu definieren und sie dann umzusetzen.“ Und: „ich bin der Überzeugung, dass Menschen nicht so einfach Wahlempfehlungen folgen werden.“

Die wichtige und notwendige Zusammenarbeit zwischen Exekutive und Legislative hatte früher am Wahlabend bereits Stadtverordnetenvorsteher Michael Hesse (ALK) thematisiert. „Wir wollen den Blick in die Zukunft richten. Ich wünsche allen Bewerberinnen und Bewerbern viel Erfolg und dem oder der Gewinnerin ein glückliches Händchen. Die konstruktive Zusammenarbeit der Stadtverordneten kann ich zusichern.“ Die Zukunft hat in Königstein am Sonntag begonnen. Sie ist weiblich!

Ulrich Krebs bleibt Landrat

Parallel durften die Bügerinnen und Bürger des Hochtaunuskreises einen Landrat wählen. Amtsinhaber Ulrich Krebs schaffte bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und geht in seine vierte Amtszeit. Auf den CDU-Politiker entfielen 67,1 Prozent (Königstein: 73,1 Prozent) der Stimmen. Grünen Kandidatin Sabine Schwarz-Odewald kam auf 22,5 Prozent (18,3) und Frank Bücken von der AfD auf 10,5 Prozent (8,6). Die Wahlbeteiligung lag bei 41,1 Prozent, deutlich höher als vor sechs Jahren, als nur 29,7 Prozent zur Wahl gegangen waren. „Das Ergebnis ist ein klarer Auftrag für mich, den Hochtaunuskreis in die 2030er Jahre zu führen“, sagte Krebs. Die Königsteiner CDU freut sich über ein herausragendes Ergebnis bei der Landratswahl. Mit 73,14 Prozent erreichte Königstein das beste Ergebnis im gesamten Hochtaunuskreis für Landrat Ulrich Krebs. CDU-Stadtverbandsvorsitzende Annette Hogh: „Es zeigt sich, dass CDU Politik in Königsein fest verankert ist. Wir sind stolz und hoffen, dass wir mit unserem wieder gewählten Landrat und unserer CDU-Kandidatin Beatrice Schenk-Motzko die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Kurstadt weiter fortsetzten können. Schließlich wollen wir als größtes gemeinsames Projekt die Grundschule Mitte neu bauen und gestalten.“

Die Stichwahl-Kandidatinnen stehen fest: As-can Iredi mag schon nicht mehr hinschauen.

Interessierte Beobachter: Norbert Altenkamp (CDU, li.) und Albrecht Kündiger (UKW)

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