Königsteiner CDU besucht das Auktionshaus Reiß

Königstein (kw) – Just im Jubiläumsjahr der Reformation kam eine gedruckte Erstausgabe der 95 Thesen Martin Luthers „unter den Hammer“. Das kostbare Druckwerk erzielte mit rund 1,1 Millionen Euro den höchsten Zuschlag auf einer Versteigerung seit 1945. Ort des Geschehens: das Taunusstädtchen Königstein. Denn dort hat seit Ende der 1980er Jahre das renommierte Auktionshaus Reiß seinen Sitz. Firmengründer Godebert Reiß spezialisierte sich auf die Versteigerung alter Bücher, Landkarten, Handschriftliches und Fotos. Die Erstausgabe der Lutherschen Ablassthesen ist nur eines der werthaltigen historischen Exponate, die Reiß und Sohn, wie der offizielle Firmenname lautet, im Auftrag ihrer Vorbesitzer versteigerte.

„Das weltweit bekannte und hochgeschätzte Familienunternehmen ist ein exzellentes Aushängeschild für unsere Stadt“, hob CDU-Vorsitzende Annette Hogh während eines Besuchs der Königsteiner CDU hervor. Damit setzten die Mitglieder von Vorstand, Fraktion und Magistrat der Christdemokraten ihre Besuchsreihe bei Unternehmen der Kurstadt fort. Inhaber und Geschäftsführer Clemens Reiß informierte die Gremienmitglieder über das Tätigkeitsfeld und die derzeitigen Aktivitäten. „Das Internet hat unsere Arbeit stark verändert“, sagte Reiß. „ Zahlreiche Besucher kommen zwar noch in den Wochen vor der Auktion nach Königstein, um die Exponate zu besichtigen, während sich früher aber meist bis zu 100 Kaufinteressierte in unserem Auktionssaal befanden, finden heute viele Objekte überwiegend online und per Telefon ihren neuen Eigentümer“, erläuterte er. Nach dem Versteigerungstermin gehen nach seinen Worten viele Dinge in den Export ins Ausland. Hierbei erzeugen die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze in Europa sowie zum Teil einzuholende Ausfuhrgenehmigungen bürokratische Vorgänge.

Aufhorchen ließ das Auktionshaus mit der Versteigerung besonderer Exponate. Dazu zählen frühe Ausgaben des Kommunistischen Manifests von Karl Marx sowie Erstdrucke oder besondere Publikationen von Werken Franz Kafkas oder Georg Büchners sowie ein erster Druck des Entwurfs der Reichsverfassung von 1848. Urkunden und Dokumente aus dem Nachlass des Reichskanzlers Otto von Bismarck wechselten bei Reiß vor sechs Jahren den Besitzer. Reiß: „Die Versteigerungsobjekte kommen heute meist aus Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. Sie werden meist mit dem Auto oder auch per Flugzeug nach Königstein gebracht.“ Kunden des Auktionators sind zumeist große Bibliotheken und private Sammler, aber auch Autoren wie der vor einigen Jahren verstorbene Umberto Eco, Verfasser der Romane „Der Name der Rose“ und „Das Foucaultsche Pendel“.

In Mainz gründete Godebert Reiß 1971 das Auktionshaus. Schon vier Jahre später verlegte es seinen Sitz nach Glashütten. Heute dient das restaurierte und umgebaute ehemalige Postgebäude an der Adelheidstraße als repräsentativer Firmensitz. „Derzeit sind hier elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Clemens Reiß. „Wir fühlen uns in Königstein sehr wohl“, führt er aus, „allerdings macht uns auch der zunehmende Mangel an Fachkräften zu schaffen.“ Die Besucher zeigten sich beeindruckt von der Qualität und Kompetenz des Hauses und seiner Beschäftigten.



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