„mundWERK 2.0“ aus der WERKstatt – ein gelungenes MeisterWERK

Gruppenfoto aller „Dichter und Denker“ samt Helfern, damit alles wie am Schnürchen lief. Fotos: Kuschel

Königstein (mk) – Es ist schön: Die Stadt lebt und wir leben auch“, so eröffnete Rainer Kowald am vergangenen Samstagabend die Bühne für Literatur und Kunst aus dem Taunus unter dem Veranstaltungsformat „mundWERK“, das sich bereits als zweite Auflage der Königsteiner Kulturgesellschaft bewähren musste. Im letzten Jahr konnte die Premiere unter freiem Himmel, aber strengen Coronabedingungen, in der Innenstadt stattfinden – dieses Mal waren ursprünglich die Burg und die Innenstadt als Veranstaltungsstätten geplant.

Aufgrund der nass-kalten Witterungsverhältnisse musste jedoch sehr kurzfristig für die zwei Veranstaltungstage ein „Dach über dem Kopf“ gefunden und umorganisiert werden. „Wir sind froh, dass wir wieder einmal in der Werkstatt der Familie Haub zu Gast sein dürfen“, so Rainer Kowald, „und ein besonderes Lob geht dabei an die Vorsitzende Almut Boller für die schnelle Umplanung mit den damit verbundenen Herausforderungen.“ So konnten zwar nicht die jeweils sechs Stationen der Künstler „angelaufen werden“, aber beide Veranstaltungstage dennoch unter den aktuellen Bedingungen stattfinden.

Das facettenreiche Programm startete mit dem phantasieWERK: Der Lesung der berühmten „Schatzinsel“, („Treasure Island“) einer spannenden Geschichte von Robert Louis Stevenson, die von Almut und Thomas Boller vorgetragen wurde. Mit gerade mal 11 Jahren besuchte der schottische Autor Bad Homburg – ein Aufenthalt, der ihm von Werken wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wohl immer in Erinnerung geblieben ist. Aufgrund von Tuberkulose wurde er leider nur 44 Jahre alt.

Hermann Groß entführte mal wieder als Lokalhistoriker unter dem Stichwort lehrWERK in seine Erzählungen über den „Lehrer aus Leidenschaft“: Direktor Ernst Majer-Leonhard und „dem Schülchen“. Wer kennt es nicht? Das Denkmal auf dem Grundstück am Klärchenweg in Königstein. Doch persönliche Einblicke und Begegnungen von Hermann Groß mit dem Pädagogen und späteren Gründer des Taunusgymnasiums in Königstein ließen den Menschen dahinter wieder lebendig werden. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung widersetzte sich Majer-Leonhard der Gleichschaltung und wurde wegen „Judenfreundlichkeit“ sowie der Aufführung einer Schuloper von Paul Hindemith versetzt, zwangsweise sogar kurzzeitig in den Ruhestand. 1959 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und starb 1966 in der Klinik Dr. Amelung.

Felix Mendelssohn Bartholdy verweilte in den Jahren 1844/45 in Bad Soden. Welche Beweggründe der großartige Komponist und Zeichner dafür hatte, erläuterte Ulrich Boller in seinem Vortrag zu musikWERK mit musikalischer Untermalung. „Lieder ohne Worte“ beispielsweise beschreibt der Komponist und Romantiker mit einem Gefühl, dass Töne mehr ‚aussagen‘ und nicht falsch verstanden werden könnten wie etwa Worte.

Nach einer kurzen Pause mit Umtrunk und kleinem Imbiss ging es schließlich weiter mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kulturgesellschaft, Ascan Iredi, der Otto Herbert Hajek und sein kunstWERK vorstellte: „Badeträume in Orange und Blau“. Jedem Königsteiner und Ortskundigen fällt nun selbstverständlich das Kurbad ein – und ja – über Kunst lässt sich bekanntlich streiten, aber Otto-Herbert Hajek hat damit als Künstler seine Spuren in Königstein hinterlassen. Wäre dies nicht ein Grund, diese zu erhalten?

Mit hessischen Gedichten und Geschichten erreichte die Veranstaltung mit dichtWERK und sprachWERK schlussendlich ihren Höhepunkt. Sabine Roller und Steffen Wilhelm vom Volkstheater Hessen hatten „ein loses Mundwerk“ und das völlig berechtigt und natürlich auch – zur Freude aller Zuhörer – in bestem Hessisch. Es wurde viel geschmunzelt und gelacht!

Am Ende galt der Dank den Veranstaltern und besonders Ingrid und Ferdi Haub für „das Putzen“ und kurzfristige Bereitstellen der eigenen Werkstatt ohne langes Zögern. Seien wir gespannt, was der Kulturgesellschaft und „mundWERK“ hoffentlich bald wieder als Nächstes einfallen wird…

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