Hochtaunus (kw) – Die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Westhessen für das Jahr 2023 lässt sich aus Sicht des Hochtaunuskreises mit gemischten Gefühlen lesen. Der HTK ist nach dem Rheingau-Taunus-Kreis der zweitsicherste Landkreis im Zuständigkeitsbereich, der fünf Landkreise mit 1,13 Millionen Einwohnern umfasst und damit in etwa so groß wie das Saarland ist. Statistisch entscheidend ist die Häufigkeitszahl, wie viele Straftaten in Relation zu 100.000 Einwohnern bekannt geworden sind. Im Hochtaunuskreis ist diese Zahl auf 3.404 gegenüber 3.716 im Jahr 2022 zurückgegangen. Der Rheingau-Taunus-Kreis liegt zum Vergleich bei fast konstanten 2.835 Fälle je 100.000 Einwohnern. Insgesamt ist für das Jahr 2023 aber eine leichte Steigerung der Häufigkeitszahl von 4.574 (2022) auf 4.710 zu verzeichnen, was durch signifikante Steigerungen im Landkreis Limburg Weilburg, aber auch im benachbarten Main-Taunus-Kreis (von 3.992 auf 4.256) zu erklären ist. Insgesamt liegt die Häufigkeitszahl damit wieder auf dem Niveau von 2019 und vor Beginn der Coronapandemie, aber nach wie vor deutlich unter dem hessenweiten Wert (6.220).
HTK: 7,5 Prozent weniger Straftaten
Dem Landestrend folgend, wurden im Jahr 2023 im Zuständigkeitsbereich des PP Westhessen absolut 53.203 Straftaten erfasst, das sind 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 51.016) – der hessenweite Anstieg beläuft sich sogar auf 7,8 Prozent. Die Aufklärungsquote ging gleichzeitig von 63,6 auf 60,7 Prozent zurück – der niedrigste Wert seit 2016. Im Bereich der Polizeidirektion Hochtaunus wurden im Vergleich zum Vorjahr 658 bzw. 7,5 Prozent weniger Straftaten registriert (8.151 gegenüber 8.809). Die Aufklärungsquote ist um 0,5 auf 59,8 Prozent gesunken, liegt damit aber weiterhin über dem Vor-Pandemie-Niveau bis einschließlich 2019.
Diebstahlsdelikte (ca. 33 %) sind vor Vermögens- und Fälschungsdelikten (ca. 16,5 %) sowie Körperverletzung (12,2 %) die größten Kriminalitätsbereiche. Auffällig ist die nach oben geschnellte Zahl von Wohnungseinbruchsdiebstahl, die sich gegenüber 2022 von 845 auf 1.134 Fällen erhöhte, aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht, denn fünf Jahre zuvor (2018) waren noch 1.870 Fälle erfasst worden. In diesem Bereich werden nur rund zehn Prozent der Fälle aufgeklärt.
Den kleinsten Teil bilden – glücklicherweise – die Straftaten gegen das Leben mit 50 Fällen (Anteil 0,09 %), von denen bislang 47 aufgeklärt werden konnten. Auffällig ist, dass es im Jahr 2023 allein im Hochtaunuskreis 13 dieser schwersten Art von Straftaten gegenüber gerade einmal zwei im Jahr davor gegeben hatte.
Mehr Gewalt durch Jugendliche
Die bundes- und hessenweit gestiegene Jugendkriminalität (Tatverdächtige unter 21 Jahren) ist in den fünf Kreisen des Polizeipräsidiums Westhessen kein ausgeprägtes Phänomen. Es war sogar ein Fallzahlenrückgang um 132 auf 6.443 Fälle zu verzeichnen. Der prozentuale Anteil der unter 21-Jährigen an allen Tatverdächtigen blieb mit 21,1 Prozent auf Vorjahresniveau (21,2). Allerdings sind in der jungen Altersklasse Körperverletzungsdelikte (ca. 16 %) die zweithäufigste Kriminalitätsform nach Diebstahl (ca. 23 %) und wurden damit häufiger angezeigt als im Durchschnitt aller Altersgruppen (ca. 12 %, s.o.).
Thema Sichere Innenstädte
Die Sicherheit im öffentlichen Raum, insbesondere in urbanen, innerstädtischen Bereichen, ist eine Kernaufgabe der hessischen Polizei. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem hessischen Innenministerium auch das Programm KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) eingeführt, dessen Schwerpunkt auf der Prävention liegt. In Westhessen wurden bislang sieben Kommunen (Schwalbach am Taunus, Kronberg, Bad Homburg, Bad Soden, Eschborn, Taunusstein, Westend Wiesbaden) mit dem KOMPASS-Sicherheitssiegel ausgezeichnet. Königstein, das seit September 2022 an dem Programm teilnimmt, ist (wie 26 weitere Kommunen) noch nicht darunter. Ein Pilotprojekt KOMPASSBahnhof für sicherere Bahnhöfe wurde in Hofheim gestartet – an dieser Stelle besteht in Königstein glücklicherweise kein Bedarf.
Bundesbericht
Alles in allem befindet man sich im Hochtaunuskreis bzw. im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums Westhessen auf einer „Insel der Glückseligen“, wenn man die aufsehenerregende Bundes-Kriminalstatistik zum Vergleich heranzieht, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser in der vergangenen Woche veröffentlichte. So wurden 5,5 Prozent mehr Straftaten erfasst – in absoluten Zahlen 5,94 Millionen, so viele wie seit 2016 nicht mehr. Die Gewaltkriminalität nahm sogar um 8,6 Prozent zu, wobei hier der Anstieg ausländischer Tatverdächtiger mit 14,6 Prozent besonders ins Auge fiel (eine Differenzierung, die das Polizeipräsidium Westhessen nicht vorgenommen hat). Größter Unterschied zu unserer Region: Bundesweit sind die Straftaten in Zusammenhang mit den Drogen Kokain und Crack in nur einem Jahr um fast 30 Prozent nach oben geschnellt, in Westhessen steht hier eine „gesunde“ Null zu Buche.