Das prägende Gesicht der Königsteiner Kur – Rainer Kowald feierte 80. Geburtstag

Nach wie vor ist Rainer Kowalds Elan ungebremst. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Es gibt in Königstein wohl kaum eine Person, deren Name so eng mit dem Gedanken der Kur und dem damit einhergehenden Königsteiner Kurbad verbunden ist, wie Rainer Kowald. Über viele Jahre leitete er nicht nur das Königsteiner Bad, sondern wirkte darüber hinaus 24 Jahre als Geschäftsführer der Königsteiner Kurgesellschaft aktiv an der Vermarktung des Kurgedankens in unserer Stadt mit.

Wer sich mit Rainer Kowald heute über sein Berufsleben und persönliches Wirken unterhält, der kann mit ihm entspannt auf 44 Jahre aktives Engagement für den „Kur“-Gedanken und die damit verbundenen Chancen für die Kurstädte zurückblicken. „Ich habe immer gerne gearbeitet“ ist sicher ein Satz, der die Grundlage seines Erfolges sehr gut beschreibt. Seine fokussierte Sicht auf die wichtigen Dinge, die oft richtungsweisenden Ideen und sein Engagement haben ihn über die Jahre zu einem gefragten Ratgeber werden lassen, der noch immer unvermindert für die Belange der Kurstädte eintritt. In Bad Karlshafen hat er aktuell seine berufliche Heimat gefunden und auch hier ist es Rainer Kowald gelungen, die Bäderbetriebe mit seinen neuen und frischen Ideen auf Erfolgskurs zu bringen.

Die frühen Jahre

Geboren und aufgewachsen in Königstein, besuchte Rainer Kowald zunächst die gegenüber der heutigen Grundschule beheimatete Volksschule. Schon damals zeigten sich seine genialen Fähigkeiten als „Netzwerker“, weshalb er sowohl mit einigen Lehrern als auch mit dem damaligen Rektor Urban viele Jahre freundschaftlich verbunden blieb. Im Anschluss an den Besuch der Handelsschule begann Rainer Kowald eine Ausbildung zum Bürokaufmann in einem Frankfurter Autohaus, dessen Juniorchef die kreative Ader seines Youngsters erkannte und ihn nach Abschluss der Ausbildung recht zügig in das Tagesgeschäft einband. Schon immer hatte Rainer Kowald ein großes Interesse an technischen Fragestellungen, weshalb er schon in jungen Jahren mit dem Aufbau des Ersatzteil-Außendienstes des Unternehmens betraut wurde. Nach der Geburt der beiden Töchter Anke und Sandra ereilte ihn während der Renovierungsarbeiten im neuen Heim ein Anruf seines Chefs, ob er sich die Leitung des Zweitbetriebes in der Frankfurter Frankenallee vorstellen könne. Mit erst 26 Jahren war Rainer Kowald damit bereits für 36 Mitarbeiter zuständig. Darüber hinaus verdiente er sich erste Lorbeeren im Bereich Marketing, indem er einen einheitlichen Außenauftritt für die Zweigbetriebe des Unternehmens entwarf und etablierte. Die Karriere fand mit der Ölkrise in den 70er Jahren durch die Schließung des Frankfurter Unternehmens allerdings ein jähes Ende, weshalb sich Rainer Kowald gänzlich neu orientieren sollte.

Bei der KöWo im Einsatz

Über sein Engagement in verschiedenen Königsteiner Vereinen hatte Rainer Kowald persönlichen Kontakt zu Rudolf Pratsch, dem Gründer und damaligen Eigentümer der Königsteiner Woche. Für neue und interessante Ideen immer offen, stieg Rainer Kowald im Jahr 1974 als Mitherausgeber des Anzeigenwochenblatts aktiv in das Zeitungsgeschäft ein. Gemeinsam mit Rudolf Pratsch hat er, so berichtet er mit einem Schmunzeln, die Zeitung „per Hand zusammengeklebt“ und dafür Sorge getragen, dass die Königsteiner auch damals schon über die wichtigsten Begebenheiten in „ihrer“ Stadt informiert wurden. Stets voller neuer Ideen und ständig auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, schied Rainer Kowald mit dem Jahresende 1976 auf eigenen Wunsch aus dem Verlag aus, um sich einem ganz neuen Themenbereich zuzuwenden ….

Projekt: Königsteiner Kurbad

Seinem guten Kontakt zu Königsteins ehemaligem Bürgermeister Antonius Weber verdankte Rainer Kowald mit dem Bau, der Organisation und dem Betrieb des Königsteiner Kurbades seine wohl größte berufliche Herausforderung.

Ein Anruf Webers Ende Oktober 1976 stellte dafür die Weichen. Eingestellt zum 1. Januar 1977 war es fortan die Aufgabe Kowalds, die Eröffnung des lange geplanten – und unter großen finanziellen Hürden gebauten – Kurbad zu planen und erfolgreich durchzuführen. „An meinem ersten Arbeitstag hatte ich nicht einmal einen Stuhl zum Setzen“, schildert Rainer Kowald mit einem Lachen seine Erinnerungen.

Eine interessante Zeit, in der er „für alles zuständig“ war: angefangen von den Öffnungszeiten über die Preisgestaltung bis hin zu den Dienstplänen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eröffnet wurde das Kurbad am 12. Juni 1977 – die ersten Mitarbeiter waren am 1. Juni vor Ort, um Vorbereitungen zu treffen. Jeden Einzelnen, so Kowald, habe er damals persönlich gekannt. Noch heute betrachtet der Jubilar den ehemaligen Königsteiner Bürgermeister Antonius Weber als seinen Mentor – er habe in Königstein sowohl Tourismus als auch Kur aktiviert und damit Meilensteine für die Stadt gesetzt.

Aufreger

Auch die erste Gemeinschaftssauna im Kurbad geht auf eine Idee von Rainer Kowald zurück, der den ausschließlichen Betrieb von getrennten Räumlichkeiten als nicht mehr zeitgemäß erachtete. Fortan waren die getrennten Saunen nur noch an bestimmten Tagen geöffnet, während die Gemeinschaftssauna täglich zur Verfügung stand. „Eine kirchliche Abordnung hat damals die Sittlichkeit geprüft“, schmunzelt Kowald, „und das Projekt für nicht durchführbar befunden“ – was ihn von der Umsetzung jedoch nicht abhalten konnte. Dafür stand die Sauna montags den Schwestern der Ursulinen zur Verfügung, die damals extra einheitliche Badeanzüge anschafften, um die Sauna auch nutzen zu können. Dass das Kurbad nicht über ein Außenbecken verfügte, entpuppte sich in späteren Jahren als wirtschaftlicher Nachteil. Trotz des heftigen politischen Widerstandes und entgegen aller baulichen Hürden (Konkurs des beauftragten Bauunternehmens) konnte der Bau des noch heute betriebenen Beckens durchgesetzt werden. Der Traumblick auf die Königsteiner Burg ließ das Becken zu einem beliebten Anlaufpunkt und damit auch zu einem vollen Erfolg werden.

Kreative Unruhe

Ganz „nebenbei“ hatte Rainer Kowald als amtierender Geschäftsführer der Königsteiner Kurgesellschaft auch den Erwerb des „Haus der Begegnung (HdB)“ im Jahr 1991 begleitet. Auch hier war seine Expertise zum Thema „Umbau“ und „Neueröffnung“ gefragt. Seit 1990 bekleidete Kowald darüber hinaus die Position des ehrenamtlichen Geschäftsführers des Hessischen Heilbäderverbandes, wo er auch gleichzeitig Mitglied im Vorstand war. In dieser Eigenschaft erreichte ihn im Millenniumsjahr ein Anruf des Landrates des Hochtaunuskreises mit der Frage, ob er sich eine Tätigkeit als Leiter des Fachbereichs Tourismus beim Hochtaunuskreis vorstellen könne.

Konnte er! Womit sich im Alter von 60 Jahren wiederum ein neues Tätigkeitsfeld für ihn eröffnete, dem er sich mit ebenso viel Leidenschaft, Engagement und Zielstrebigkeit bis zum Pensionsalter widmete. „Unruhezustand“ ist ganz sicher eine treffende Bezeichnung für den Einsatz, den Rainer Kowald auch nach seiner Pensionierung an den Tag legte, durch seine Tätigkeiten für die Bäderbetriebe Weserbergland GmbH in Bad Karlshafen, als Geschäftsführer der Kurgesellschaft Bad König GmbH und als Geschäftsführer der Bad Karlshafen GmbH.

Als Berater für zahlreiche Bäderbetriebe kämpfte er für Innovationen und eine zeitgemäße Interpretation des Kurgedankens. Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten für unter anderem den Hessischen Heilbäderverband, den Deutschen Bäderverband, den Verband der heilklimatischen Kurorte Deutschlands, den Hessischen Fremdenverkehrsverband, die HessenAgentur und viele, viele andere Verbände zeigt, wie sehr seine fachlich wie auch menschliche Expertise weit über die Grenzen Königsteins hinaus gefragt war und auch heute noch ist.

Sein Wissen gab er als Dozent an die nachfolgende Generation weiter und auch in heimischen Gefilden ist er in zahlreichen Ehrenämtern präsent, wobei ihm die Kulturgesellschaft Königstein besonders am Herzen liegt.

Hessischer Verdienstorden

Gewürdigt wurde dieses große und umfassende Engagement im Jahr 2010 mit der Verleihung des Hessischen Verdienstordens. Landrat Ulrich Banzer überreichte Rainer Kowald den Orden für seine hervorragenden Verdienste für das Land Hessen, die Stadt Königstein und den Hessischen Heilbäderverband.

Und was macht Rainer Kowald, wenn er nach Abschluss des laufenden Geschäftsjahres (wahrscheinlich) sein Amt als Geschäftsführer in Bad Karlshafen niederlegt? „Langeweile werde ich keine haben“, ist die prompte Antwort auf diese Frage. Radfahren ist sein Hobby, wobei es noch viele Wege zu erkunden gebe. Darüber hinaus organisiert und begleitet Rainer Kowald die beliebten Busfahrten der Immanuelgemeinde Königstein und seine Frau Ina-Maria meldet sich ebenfalls mit dem Hinweis auf Unterstützung bei einer Kunstausstellung zu Wort. Es gibt immer noch viel zu tun – für Rainer Kowald ein Umstand, mit dem er sich sicher gut arrangieren kann.

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