Radverkehrskonzept bringt neue Ideen für bessere Radwegverbindungen

In der Friedrich-Ebert-Straße war schon mal zu sehen, wie die Kennzeichnung der neuen Radfahrstreifen „gegen die Einbahnstraße“ aussehen werden. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Am vergangenen Freitag präsentierte Bürgermeister Leonhard Helm gemeinsam mit Paul Fremer (Planungsbüro RV-K, Frankfurt) das neue städtische Radverkehrskonzept der Öffentlichkeit. 

Mit seinen einführenden Worten wies Leonhard Helm gleich zu Beginn auf die Notwendigkeit einer Verkehrswende in Königstein hin. Radverkehr, so führte er aus, sei ein wichtiges Thema, das verstärkt im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehe.  Die Stadt habe sich dieses Themas angenommen und – wie auch in den Nachbargemeinden bereits geschehen – ein Radverkehrskonzept durch ein Fachbüro ausarbeiten lassen. Helm hob dabei die besondere Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements – und hier ganz besonders die Mitwirkung des ADFC – hervor, dessen Zusammenwirken mit den hauptamtlichen Akteuren aus den Reihen der Stadt sehr interessante Impulse und Denkanstöße gegeben hätte.

Der Vorstellung des Konzeptes hätte eigentlich am Vorabend eine Beschlussfassung im Stadtparlament vorausgehen sollen, diese blieb jedoch aus und wurde zugunsten weiterer Prüfungen von Einzelmaßnahmen und einer strittigen Priorisierung der Maßnahmen zurückgestellt.

Umfassende Betrachtungen

Der Erstellung des nun vorgelegten Radfahrkonzeptes waren umfassende Betrachtungen der Pendlerströme, der regionalen Unfalldaten, der Fahrdaten aus dem Projekt „Stadtradeln“ sowie die Auswertung einer kreisweiten Onlinebefragung vorausgegangen. Die komplexen Auswertungen dienten anschließend als Grundlage für die Planung inner- und außerörtlicher Fahrradverbindungen, die auch darauf ausgelegt sind, die Radwege in und um Königstein mit denen ihrer Nachbarorte besser zu vernetzen. 

Maßnahmen

Der vorgeschlagene Maßnahmenkatalog ist vielfältig und greift sowohl große, umfassende Maßnahmen auf als auch kleine Veränderungsmöglichkeiten, mit denen jedoch eine verhältnismäßig große Verbesserung erzielt werden kann. Im Fokus steht der Vorschlag zur Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung – diese Maßnahme wird für nicht weniger als 17 Straßen vorgeschlagen. An zweiter Stelle steht mit 11 Nennungen der Neubau von Radwegen, gefolgt von dem Vorschlag, bei 7 bestehenden Radverbindungen den Weg zu asphaltieren. Darüber hinaus gibt es das Bestreben, Sackgassen als „durchlässig“ für den Radverkehr zu kennzeichnen oder durchfahrtsbeschränkte Straßen für den Radverkehr freizugeben. Konkrete Pläne bestehen bereits für die Einbahnstraßenfreigabe in der Klosterstraße und der Hauptstraße. Auch in der Friedrich-Ebert-Straße steht diese Maßnahme auf dem Plan. Die Frankfurter Straße erfüllt dagegen eine wichtige innerörtliche Erschließungsfunktion, weshalb auch hier dringend Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs vorgenommen werden müssen. Die aktuelle Situation mit dem Radfahrstreifen am Fahrbahnrand wird im Konzept als kritisch bewertet. Die größte Herausforderung stellt jedoch der Kreiselverkehr dar. Er erfülle eine starke Verteilungsfunktion im Radverkehr und diene darüber hinaus als Schulweg. Die Lösungsfindung wird als sehr komplex bewertet und wäre mit einer Umplanung der KFZ-Verkehrsströme und dem Neubau umlaufender Radwege verbunden. Alternativ gibt es auch die Idee einer Brücke, um den Radverkehr sicherer zu machen.

Kostenfrage

Die Aufwendungen für die in die Planung aufgenommenen Maßnahmen beläuft sich auf insgesamt ca. 17,4 Millionen Euro. Davon entfielen jedoch ca. 14,5 Millionen Euro auf den Bund, das Land Hessen, den Hochtaunuskreis und die Nachbarkommunen, so dass für Königstein eine Investitionssumme von etwa 3 Millionen Euro zu Buche stehen würde. Bei einem Zeithorizont zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen von etwa 10 Jahren würde dies eine Belastung des städtischen Haushaltes in Höhe von ca. 300 Tausend Euro pro Jahr bedeuten – abzüglich möglicher Förderungen in Höhe von 70 % (ca. 90.000 Euro) pro Jahr – verblieben inkl. der Deckung „unvorhersehbarer Kosten“ ca. 100.000 Euro, die jährlich von der Stadt zu finanzieren wären. 

Priorisierung der Maßnahmen

Der Umsetzung wird eine fachliche Priorisierung der baulichen Streckenmaßnahmen vorausgehen. Ausschlaggebend sind hierbei die Netzkategorie (Bundesstraße, Landstraße, …) sowie die (positive) Veränderung der Verkehrssicherheit und des Fahrkomforts. Auch Schulverbindungen sowie die Möglichkeit des „Bike and Ride“ stehen im Fokus der Betrachtungen. 

Bürgerversammlung

Für den 22. März ist eine Bürgerversammlung geplant, um die interessierte „Radfahrgemeinde“ umfassend über das erarbeitete Konzept sowie die anstehenden Maßnahmen und Planungen zu informieren. Die Ergebnisse der einzelnen Betrachtungen sowie die dazugehörenden Auswertungen werden darüber hinaus allgemein und in allen Einzelheiten online einsehbar sein.



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