Wenn die Stresskurve nicht mehr sinkt – wie Personal verheizt wird

In eigener Sache …

Kommentar der Redaktion

Königstein (mk) – Man hört es zur Zeit an jeder Ecke: Personalmangel und Überlastung quer durch fast alle Branchen. Daraus folgt menschliche Resignation, Unmut gegen die aktuelle Regierung, „Frustwähler“; Streiks und Wut sind meist die Folge.

Was die Corona-Pandemie (und –politik) nur noch befeuert hat, lag vorher schon an der Tagesordnung: Beruf und Privatleben verschmelzen immer mehr, Grenzen verschwimmen und werden nicht eingehalten. Besonders im beliebten „Home-Office“ ist dies Gang und Gebe und wird von allen Seiten toleriert.

Seit mehr als drei Jahren folgt (gefühlt?) eine Krise auf die nächste. Krieg in Europa, Fachkräftemangel, allgemeiner ‚Nachwuchsmangel‘, Inflation, Energiekrise und so weiter. Viele Menschen sind der negativen Schlagzeilen überdrüssig. Sie flüchten in eine Art „Blase“ in ihrem sozialen Umfeld oder in die mediale „Scheinwelt“. Dabei schauen sie nicht nach links oder rechts und haben das berechtigte Gefühl, die Politik in diesem Land hinke hinterher. Hinzu kommen Angst um den eigenen Arbeitsplatz, Zukunftsängste, Wohlstandsverlust.

Sollte man während der Pandemie gefälligst ‚zuhause bleiben‘, gehen 2023 die meisten Arbeitnehmer wieder krank zur Arbeit. Es gibt ja sonst kein Personal, der „Laden muss doch am Laufen gehalten werden“. Die meisten Unternehmen bräuchten sowieso dringend zusätzliches Personal, trotzdem müssten weiterhin wie gewohnt alle oder noch mehr Aufgaben von den ohnehin schon fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernommen und erledigt werden (Stichwort Überstunden).

Fakt ist: Personalmangel führt zu Überlastung, weil die vorhandene Arbeitslast auf immer weniger Schultern verteilt werden muss. Kostensteigerungen, immer mehr (statt weniger) Bürokratie und Zeitdruck im Job sind die am häufigsten genannten Gründe für Insolvenzen und das ‚Ausbrennen‘ von Personal. Ein Teufelskreis, bei dem schnell der Eindruck eines „kollektiven Burnouts“ entstehen kann.

Bereits 2010 arbeitete rund jede/r Zweite häufig oder ständig unter hoher Belastung. 13 Jahre später sieht es nicht besser aus. Die Situation hat sich verschärft und die Dunkelziffer ist enorm. Das zeigen aktuelle Meldungen über „emotionale Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit“, immer häufigere Krankschreibungen, Erkrankungen, ständige Müdigkeit selbst nach Erholungsphasen und vieles mehr.

Anstatt kostbare Fachkräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu „verheizen“, sollte gerade in diesen herausfordernden Zeiten alles Erdenkliche dafür getan werden, um in beispielsweise Weiterbildungen und betriebliche Gesundheitsförderung als Präventiv-Maßnahmen zu investieren.

Und das nicht nur auf dem Papier.



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