Vermüllung: Junge Union plädiert für „Null-Toleranz-Strategie“

Die Vorsitzende der Jungen Union Königstein, Glashütten und Schnitten, Helen Dawson, Beisitzer Tim Staab und stellvertretender Vorsitzender Christian Trabert (von links) übergaben einen Entwurf des „Fünf-Punkte-Plans“ an Bürgermeister Leonhard Helm. Foto: Puck

Königstein (pu) – Es drängt sich der Eindruck auf, als ob mit der Corona-Pandemie eine zunehmende Vermüllung in der Burgenstadt und der umliegenden Region einhergeht. Diese Wahrnehmung wird durch seit Wochen nur selten abreißende Leserzuschriften, Appelle von Kreis, Zweckverbänden oder Vereinen samt Beweisfotos untermauert. Dabei ist die Problematik alles andere als neu. Aktuell treffen allerdings offensichtlich mehrere Sachverhalte verstärkt zusammen. Einerseits nehmen alle, die Interesse an einer sauberen Landschaft haben, infolge der aufgrund der Corona-Krise „gewonnenen“ Zeit für mehr Radtouren, Wanderungen, Spaziergänge und Ähnliches die Missstände augenfällig verstärkt wahr; andererseits sind auch jene, die ihren Müll prinzipiell achtlos fallen oder liegen lassen, momentan mehr draußen unterwegs. Zu allem Überfluss sind die vorzufindenden Müllbehälter an besonders stark frequentierten Aufenthaltsorten in der Regel nicht auf anfallende Müllberge dieser Größenordnung ausgelegt; die unter Umständen naheliegende Lösung, einfach den nächsten – häufig leeren – Mülleimer anzusteuern, offenbar zu viel verlangt. Alles in allem handelt es sich beim aktuellen Zustand im Prinzip um eine Verschärfung einer seit Jahren zu beobachtenden Situation.

Kräfte bündeln

„Nach unseren Erfahrungen laufen die Leute nicht einen Mülleimer weiter“, gab die Vorsitzende der Jungen Union Königstein, Glashütten und Schmitten (JU KGS), Helen Dawson, im Rahmen eines Pressetermins bei Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) Einblick in gesammelte Erkenntnisse. Anlass war die Übergabe eines „Fünf-Punkte-Plans“ einer dreiköpfigen Abordnung mit der damit verknüpften Intention, die Kräfte von Stadt, Lokalpolitik und Vereinen zu bündeln, bereits vorliegendes „Know-how“ und Ideen miteinander zu teilen, damit mehr Zug in Lösungsfindungen kommt. „Wir wollen unsere Heimat so schön erhalten wie sie ist, daran erinnern, ein ‚Herz für Königstein‘ zu zeigen“, unterstrich der stellvertretende Vorsitzende Christian Trabert.

Wie mehrfach berichtet hat die JU KGS Helen Dawson zufolge schon Ende letzten Jahres das Thema „Abfallentsorgung“ als eines von drei Kernthemen neben „Verkehr und Mobilität“ und „Wald und Artenschutz“ ganz oben auf die Agenda gesetzt. „Der Plan war von Anfang an, dass wir bis Ende diesen Jahres und damit noch vor der finalen Phase des Kommunalwahlkampfs den Blick von Politik und Bevölkerung für diese Themen schärfen wollen.

Durch den wochenlangen Lockdown kam es zu Verzögerungen, doch wir sehen uns in der Pflicht, alle mitzunehmen“, erklärte sie mit Nachdruck. Selbstredend weiß die JU KGS, dass es häufig die jüngere Generation ist, die zwar volle Tüten mit Essen und Getränken den Berg hoch zur Falkensteiner Burg, zum Dettweiler Tempel oder an Grillplätze schleppt, aber in den seltensten Fällen die weitaus leichteren Tüten mit den Verpackungen und geleerten Flaschen wieder mit nach Hause zur dortigen Entsorgung nimmt. Das Problem einzig an der Jugend festzumachen, hält nicht nur die Junge Union für zu kurz gedacht, denn das gleichgültige Abladen von in Säcken verpackten Altkleidern an bereits unübersehbar überfüllten Containern des Deutschen Roten Kreuzes, achtloses Fallenlassen der Zigarettenkippe oder die Entsorgung von Bauschutt im Wald ist Indiz genug für auffälliges Fehlverhalten allgemein.

Diesen Missständen und allein schon deren zu beobachtende Akzeptanz soll nach der Vorstellung der Jungen Union auf verschiedene Weise entgegengewirkt werden. Bürgermeister Leonhard Helm zollte in der ersten Reaktion Lob für die Initiative „das ist eine gemeinschaftliche Aufgabe“, nichtsdestotrotz verhehlte er mitnichten den steinigen Weg. Dem Vorschlag, teils größere Müllbehälter an den sogenannten „Hotspots“ zu installieren, stand er offener gegenüber als der gleichzeitig geforderten Mülltrennung an öffentlichen Plätzen. „Ein 120-Liter-Mülleimer kostet 300 Euro, das wäre einen Versuch wert; weitaus aufwendiger wäre das getrennt Sammeln, weil dazu nicht nur die entsprechenden Behälter notwendig wären, sondern die Entsorgungsunternehmen auch andere Müllfahrzeuge anschaffen müssten, damit der mühsam getrennt gesammelte Müll nicht direkt wieder zusammengeschüttet in die Deponie gefahren wird“, rücke Helm vor Augen.

Von diesem Einwand wollte sich das Trio der Jungen Union jedoch alles andere als ausbremsen lassen. „Wir haben jüngst der Deponie Brandholz einen Besuch abgestattet, uns persönlich einen Eindruck verschafft zum wachsenden und nicht länger hinnehmbaren Schlackeberg durch Müllverbrennung“, berichtete Vorsitzende Dawson. Nach Überzeugung der christdemokratischen Jugend ist die konsequente Mülltrennung das Zukunftsmodell. „Und das fängt bei den Kommunen und bei jedem Einzelnen an und dafür muss man noch mehr das Bewusstsein schaffen!“

In diesem Zusammenhang blieb nicht unerwähnt, dass es auch zahlreiche Bürger gibt, die ebenso wie die Junge Union vorangehen und mit Müllsack bewaffnet den Abfall anderer wegräumen. Doch leider oft ohne nachhaltige Wirkungen, umso mehr Frust und demzufolge müsse die Gangart verschärft werden. „Wir haben an einem Sonntagmorgen auf der Falkensteiner Burg sämtlichen Müll weggeräumt, um am gleichen Abend bei einer Kontrolle festzustellen, dass es genauso schlimm aussah wie vor der Aufräumaktion“, nannte Dawson ein anschauliches Beispiel.

Null-Toleranz-Strategie

Dies vor Augen sei das Gebot der Stunde, diesem achtlosen Umgang mit der Natur und den Mitmenschen nach Möglichkeit mit allem Nachdruck entgegenzutreten. Rathauschef Helm hat in der Vergangenheit schon mehrfach mittlerweile fast schon zur gängigen Praxis gewordene Regelverstöße in allen Bereichen kritisiert. „Es wird Zeit für eine Null-Toleranz-Strategie“, betonte deshalb Dawson. Unbeirrt von wenig Verständnis zeigenden Reaktionen soll versucht werden, die Müll-Problematik ohne denkbare Sperrung von Plätzen in den Griff zu kriegen.

Unter anderem stehen gezielte Appelle, das Prüfen einer City-App und die schon erwähnten größeren Eimer im „Fünf-Punkte-Plan“ (siehe dazu nebenstehende Auflistung). Angesprochen wurden auch empfindliche Geldstrafen als mögliches Mittel, um Regelmissachter stärker auszubremsen.



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