Königstein (sk) – Wie viel Salz braucht der Mensch? Diese Frage sei nicht leicht zu beantworten, räumte Dr. med. Matthias Klingele während eines Vortrages im Gesundheitsforum des St. Josef Krankenhauses ein. Der Privatdozent und Chefarzt der Klinik für Nephrologie in der Hochtaunus-Klinik Bad Homburg referierte über das Salz im allgemeinen und im historischen Kontext und erklärte aufschlussreich, wie der Salz- und Wasserhaushalt beim Menschen funktioniert. „Wie viel Salz gesund oder ungesund ist, hängt bei jedem Menschen von individuell unterschiedlichen Faktoren ab“, informierte der Nephrologe. Je nach Gewicht, körperlicher Aktivität, Leistung und individueller Veranlagung kann die Mindestmenge an Salz, die ein Körper braucht, schwanken. In der Fachliteratur werden 5 bis 6 Gramm Salz für einen Erwachsenen empfohlen. Hierbei müsse aber auch das Geschlecht berücksichtigt werden, denn es habe schon seinen medizinischen Grund, warum Frauen doppelt so schnell „knülle“ würden wie Männer, amüsierte der Mediziner seine Zuhörer.
Salz- und Wasserhaushalt
Weitläufig bekannt ist, dass der menschliche Körper aus etwa zweidrittel Wasser besteht. Jedoch kann der Wassergehalt des menschlichen Körpers je nach persönlicher Verfassung, beispielsweise bei Unter- oder Übergewicht, recht unterschiedlich sein. Im Durchschnitt gehe man aber davon aus, dass ein Mann aus 60 Prozent Wasser und eine Frau zu 50 Prozent aus Wasser bestehe, so Dr. Klingele. Aus Sicht des Nephrologen bestehe also ein 80 Kilogramm schwerer Mann aus 48 Litern Wassern, während eine 50 Kilogramm leichte Frau aus 25 Litern Wasser bestehe. Genießen nun beide ein Glas Wein, dann verdünnt sich dieses beim Mann in rund 50 Litern, bei der Frau aber nur in 25 Litern Flüssigkeit mit der fatalen Folge, dass sich der Alkohol bei der Frau anders auswirke als bei dem Mann.
Nieren steuern
Eine gesunde Niere schaffe es, nicht nur Abfallstoffe aus dem Blut zu entsorgen, sondern auch den Wasser- und Salzhaushalt zu steuern, erklärte Dr. Klingele. Perfekt wäre es, wenn bei einer Salzzufuhr von 6 bis12 Gramm pro Tag die Nieren die Ausscheidung genau dieser Menge über den Urin steuerten. Aber was passiert bei Schwankungen? Angenommen, man isst zusätzlich am Abend eine Tüte Chips. Etwa 6 Gramm Salz sind in einer Tüte enthalten. Scheidet die Niere diese Extraportion Salz sofort wieder aus? „Nein, denn die Niere ist ein faules Organ und lagert zunächst zusätzliches Wasser ein“, erklärte der Internist den Schrecken am nächsten Morgen beim Anblick der Gewichtszunahme auf der Waage. Die Extraportion Salz gleicht die Niere also aus, in dem sie mehr Wasser hält und es beispielsweise vorübergehend in den Beinen ablagert. Erst nach 3 bis 5 Tagen pendele sich die Nierenfunktion wieder auf das normale Maß ein. Deshalb sei es wichtig zu erkennen, dass kurzfristige Gewichtsschwankungen häufig mit der Salzzufuhr zusammenhängen.
Einfluss der Trinkmenge
Nun könne man ja einfach mehr Wasser trinken, um eine gesteigerte Salzkonzentration im Körper zu verdünnen, mutmaßte der Internist provokant. Man habe ja auch mehr Durst nach dem Verzehr salzhaltiger Nahrungsmittel. „So einfach ist das aber nicht!“, erläuterte er. Ausgehend von einer Salzzufuhr pro Tag von circa 6 Gramm und einer gesunden Urinausscheidung entsprechend der jeweiligen Trinkmenge pro Tag, weiß man, dass mit 1 Liter Urin auch 2,5 Gramm Salz ausgeschieden werden. Steigert man nun die Trinkmenge auf beispielsweise 3 Liter am Tag, dann verlassen den Körper mit 3 Litern Urin auch 3 mal 2,5 Gramm Salz, also insgesamt 7,5 Gramm Salz. „In diesem Fall spricht man von einem Salzverlust, der dramatische Folgen haben kann“, erklärte Dr. Klingele. Wenn der Salzhaushalt nicht mehr stimme, dann werde der Körper müde und „wackelig auf den Beinen“. Den Menschen ist schwindelig, wodurch sich die Sturzneigung erhöht. Dies sei allein die Folge von zu wenig Natrium im Blut, was zu den Veränderungen im Kopf führe.
Wie viel Wasser ist gesund?
Wird zu wenig getrunken, wird es für die Niere schwierig, das Blut von Abfallprodukten und Schadstoffen zu reinigen. Laut Dr. Klingele kann die Niere 800 Teilchen Giftstoffe pro Liter Blut aus dem Körper spülen. Niemand müsse nun aber literweise Wasser trinken, um seine Giftstoffe loszuwerden, da eine gesunde Niere in der Lage sei, die zugeführte Trinkmenge „aufzukonzentrieren“, also aus viel Wasser wenig Urin zu machen. Scheidet der Körper beispielsweise aufgrund hoher sportlicher Belastung oder Saunagängen viel Wasser aus, dann muss dem Körper verständlicherweise wieder mehr Wasser zugeführt werden.
Trinkt man allerdings zu viel Wasser, dann werde der gesamte Körperkreislauf mit Wasser gefüllt und man riskiere, dass die hohe Trinkmenge das Herz und die Lungen zu stark belaste. Deshalb sei die Flüssigkeitsbilanz im Körper so wichtig. „Und diese ist bei jedem Menschen unterschiedlich“, machte der Facharzt für Innere Medizin deutlich. Er fasste zusammen: „Da das Körperwasser bei jedem Menschen unterschiedlich ist, muss auch die Trinkmenge unterschiedlich sein, nämlich proportional zum Körperwasser“. Sie richte sich nach dem Körpergewicht und dem Geschlecht und liege in der Regel bei 1,2 bis 2 Litern pro Tag (circa 3 bis 4 Prozent des Körperwassers).
Eine moderate tägliche Salzzufuhr sei folglich nicht negativ für die Gesundheit, sondern notwendig, damit unser Nervensystem, die Reizübertragung an die Muskeln, unsere Verdauung und unser Wasserhaushalt ordentlich funktioniere. Weitere Themen und Termine des Gesundheitsforums finden sich unter www.hochtaunus-kliniken.de.