Aus Vision wird Realität: Vorbereitende Arbeiten zur Kita Wirbelwind starten bald

AAlle zum Ortstermin mit der Presse Erschienenen positionierten sich am abgesteckten Bereich, um per Drohnenbild einen ersten Eindruck von der künftigen Gebäudeform zu vermitteln. Foto: Rhode

Königstein
(pu) – Eine lange Phase der verworfenen Gedankenspiele und Standortsuchen ist unübersehbar beendet. Mit Blick auf die nunmehr durch das aufgestellte Bauschild auch für die breite Öffentlichkeit sichtbar voranschreitenden Planungen zum Neubau der bisher in der Eppsteiner Straße untergebrachten städtischen Kindertagesstätte „Wirbelwind“ auf dem Baugebiet „Am Hardtberg“ baten dieser Tage die Spitzen der in das Großprojekt Involvierten die örtliche Presse zum Ortstermin.

Allen war die Erleichterung darüber anzumerken, dass das Bauvorhaben nach langer und zeitintensiver Vorarbeit nunmehr in die ausführende Etappe geht. Nach momentanem Stand der Dinge soll nach Information von Bürgermeister Leonhard Helm voraussichtlich im nächsten Monat der Straßenbau für das neue Baugebiet starten, bevor im Sommer die Bagger und Laster für den Kindergarten anrollen. Das Leistungsverzeichnis für diese Arbeiten sei auf dem Markt, die Submission der Angebote werde in Kürze erfolgen. Die Gebäudeerrichtung wird aus mehreren Gründen geradezu herbeigesehnt.

Zum einen sind die aktuellen Räumlichkeiten in der Eppsteiner Straße längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen und entsprechen in Bezug auf Aufteilung und Technik nicht mehr heutigen Vorstellungen. Gebetsmühlenartig hatten Erzieher und Eltern wiederholt den Blick auf die Misere gelenkt, die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder, den enormen Geräuschpegel mangels Schallisolierung. Zum anderen hoffen Magistrat und Kindergartenleitung hinsichtlich der Suche nach personeller Verstärkung im Erziehungsbereich auf anziehende Wirkung eines modernen Hauses mit großem grünen Außenbereich und dementsprechend attraktivem Arbeitsumfeld. Die seit 29 Jahren als „Wirbelwind“-Leitung fungierende Carmen Perez Costa umriss anschaulich, worauf diese Hoffnungen fußen: „Erst neulich erreichten mich Anrufe von zwei Müttern, die schon ihre Kinder im neuen Kindergarten anmelden wollten. Im Übrigen weiß ich von anderen Kommunen mit neuen Einrichtungen, wie positiv sich das bei der Mitarbeitersuche auswirkt. Ganz klar, mit Speck fängt man Mäuse“, berichtete sie schmunzelnd.

Paradigmenwechsel

Unter dem Eindruck der sich jahrelang hingezogenen politischen Debatten und einer Reihe Verzögerungen sprach Bürgermeister Leonhard Helm von einem bewältigten Hürdenlauf, der nunmehr endlich in einen Paradigmenwechsel münde. „Das Kindergarten-Projekt ist in vielerlei Hinsicht ein vorbildlicher Bau. Raumanzahl und -größen erfüllen neueste Standards und machen moderne pädagogische Konzepte möglich – zugleich ist alles sehr variabel nutzbar. Dazu der riesige Außenbereich. Da möchte man gerne noch einmal Kind sein.“

Gleichzeitig wird dies nicht nur der größte Kindergarten Köngsteins, sondern mit rund 10,2 Millionen Euro auch der teuerste. In diesem Zusammenhang lenkte der Rathauschef die Aufmerksamkeit auf das eine gewichtige Rolle spielende Thema Nachhaltigkeit. Dem Rechnung tragend umfasse die Summe neben den rund 5,3 Millionen Euro Baukosten für die Kita selbst auch die für die Räume des Blockheizkraftwerks, für die Freianlagen und Spielflächen inklusive Spielgeräte, für eingebaute und bewegliche Möbel, die komplette Küche sowie die „Sonderausstattungen“ wie Photovoltaik, Zisterne und den Mehraufwand für den Passivhausstandard.

Nachhaltig

„Diese hierdurch insgesamt hohen Kosten werden sich über die Jahre durch Einsparungen von Strom (Solarenergie), Wasser (Zisterne) und Mieteinnahmen vom Contrator (Betreiber des BHKW, die Ausschreibung dazu wird vorbereitet), vor allem aber durch den extrem niedrigen Energieverbrauch selbst rechnen. Darüber hinaus ist das Gebäude so nicht nur sparsam, sondern auch nachhaltig und zukunftsorientiert gebaut“, rückten sowohl Helm als auch Stefan Boullion, Fachbereichsleiter „Planen, Umwelt, Bauen“, vor Augen.

Des Weiteren sind die Räumlichkeiten so geschickt konzipiert, dass laut Dipl.-Ing. Architekt Christian Prokesch, Prokurist der Darmstädter herzig architekten ingenieure gmbh, bei späteren Sanierungs- und Renovierungsarbeiten an der Technik der Betrieb dennoch problemfrei weiterlaufen kann.

Raumkonzept und Außenflächen

Für den künftigen städtischen Kindergarten sind insgesamt circa 5.000 Quadratmeter Fläche vorgesehen, im Gegensatz zu circa 1.800 Quadratmetern am aktuellen Standort in der Eppsteiner Straße. Das vorliegende Raumkonzept bietet Platz für insgesamt sieben Kindergartengruppen – vier Ü3-Gruppen und drei U3. Die Bruttogrundfläche für das in U-Form angeordnete, dreigeschossige Gebäude beträgt circa 1.950 Quadratmeter. Die Dächer werden extensiv begrünt. Die U-Form wurde Prokesch zufolge der besonderen topographischen Situation durch die Hanglage Rechnung tragend gewählt. Weiterer Vorteil: der Innenhof als geschützter Bereich für die Kinder.

Jeder Ü 3-Gruppenraum verfügt, wie Projektleiterin Sandra Franz von herzig architekten berichtete, über einen eigenen Nebenraum und eigene Toiletten für die Kinder, im Raumkonzept der unter Dreijährigen sind jeweils eigene Toiletten und direkt zugeordnete Schlafräume vorgesehen. Die generell sehr breit gehaltenen Flure dienen gleichzeitig als Erschließung und Bewegungsflächen für die Kinder. Neben einem großen Bewegungs- und Turnraum ist ein Mehrzweckraum erwähnenswert, der auch zum Essen genutzt wird. Über 150 Mahlzeiten pro Tag werden dort, wie die eng in die Planungen eingebundene Kindertagesstättenleiterin Perez Costa mit leuchtenden Augen erläuterte, zukünftig frisch und vor Ort gekocht. Zum Außenbereich gelangt man durch die Matschschleuse(n), die verhindern, dass der Dreck vom Toben im Freien in die KiTa getragen wird. Alle Räume sind barrierefrei zu erreichen. Sowohl Stefan Bouillon als auch Gerd Böhmig in seiner Funktion als Fachdienstleiter Bauen hoben weitere Pluspunkte heraus: „Der Kindergarten wird lichtdurchflutet sein, wobei die Architekten und Fachplaner selbstverständlich den sommerlichen Wärmeschutz im Auge haben.“ Für Bürgermeister Helm zählt darüber hinaus zum abrundenden Wohlfühlfaktor, dass für das künftig bis zu 24 Personen umfassende Personal gute Arbeitsbedingungen herrschen. „Neben Pausen-, Besprechungs- und Büroraum sind auch ein Team-Raum und ein Entspannungsraum für die Kinder mit vorgelagerter Dachterrasse vorgesehen. Die hat sogar Burgblick“, sagte er mit einem zwinkernden Auge.

Magischer Anziehungspunkt für die Kinder wird sicherlich die große Spiel- und Freifläche, die hinter dem Gebäude nach Süd-West ausgerichtet liegt. Mehr als 2.000 Quadratmeter Fläche zum Spielen und Toben stehen zur Verfügung. Helm weckte die Vorfreude mit ersten Details: „Neben einer Bobbycar-Rennstrecke sind im Moment ein ‚Burg Wirbelwind‘, verschiedene Kletter-Treppen, ein ‚Hexenhaus‘, Schaukeln und vieles mehr eingeplant. Und natürlich wird alles eingegrünt und mit Buschwerk und Bäumen bepflanzt. Das wird ein Paradies für die Kleinen.“

Vorbildcharakter

„Alle diese Punkte sind heute – mehr oder weniger – ‚normaler‘ Standard, wenn auch im Top-Segment. Was das Projekt zum großen Vorbild macht, sind andere Werte“, kam Bouillon nochmals zum Thema Energie zurück. Die Bauweise im Passivhausstandard garantiere einen extrem geringen Energiebedarf. Der Bauamtsleiter: „Aber keine Angst liebe Eltern und Erzieher/innen, die Fenster können Sie natürlich trotzdem öffnen. Das Gebäude ist so behaglicher als viele andere und es herrscht immer gute Luft, da ständig neue Luft über Wärmetauscher eingebracht wird.“ Die geplante größtmögliche Photovoltaikanlage soll nicht nur das Gebäude mit Strom versorgen, sondern darüber hinaus Strom ins Netz einspeisen – damit werde das Gebäude eventuell sogar zum Plus-Energiehaus. Laut Bürgermeister „benötigt es dann vielleicht weniger Energie, als es selbst produziert.“ Die Heizenergie wird im Keller der KiTa für das gesamte Wohngebiet „Am Hardtberg“ mittels eines Blockheizkraftwerkes erzeugt. Außerdem ist eine große Regenwasserzisterne vorgesehen. Das gesammelte Wasser soll sowohl für die großen Freiflächen nutzbar sein als auch bei Bedarf vom Betriebshof der Stadt geleert werden und zum Gießen der Innerstädtischen Grünanlagen in heißen Sommern dienen.

In punkto Realisierungszeitraum des Bauvorhabens nährten die Darmstädter Architekten die Hoffnungen auf eine Einweihung nach etwa 15 bis 18 Monaten Bauzeit noch im kommenden Jahr. Diese Zuversicht fußt auf einer zeitsparenden Hybrid-Bauweise, die die parallele Fertigung von Rohbau und Fassade ermöglicht. Im Detail ist ein Stahl-Beton-Skelett vorgesehen, das durch Schall- und Brandschutz sowie eine vorgefertigte Holzfassade finalisiert wird. Bouillon: „Das spart im Bauprozess erheblich CO² ein und verkürzt die Bauzeit. Außerdem könnte das Gebäude durch diese Bauweise in vielleicht 50 Jahren leicht ‚weiterverwertet‘ und saniert werden.“ Die Darmstädter Architekten zollten der Stadt Königstein im Gesprächsverlauf Respekt und Anerkennung für den Mut, in diesen schwierigen Zeiten dennoch in dieser Größenordnung in die Zukunft – Kinder – zu investieren. „Das ist außergewöhnlich“, stellte Prokesch heraus.

Stellplätze

Ein gewichtiger Punkt – die Situation der vor der KiTa liegenden Stellplätze – war laut Helm bisher für alle Beteiligten noch nicht befriedigend gelöst. Nach Auftrag des Bürgermeisters und des Magistrats auf Nachbesserung, sei mit dem jüngsten von den Architekten auf Ideen des Bürgermeisters und des Fachbereichsleiters fußenden, vorgelegten Konzept ein tragfähiges Ergebnis in Sicht.

„Wir wollen Einparken vor dem Kindergarten vereinfachen und komplizierte Wendemanöver vermeiden. Deshalb gibt es mittlerweile eine Einbahnstraße als Vorfahrt, von der aus schräg eingeparkt wird. Das entspannt die Situation ganz wesentlich. Und insgesamt verfügt der Kindergarten jetzt über 26 Parkplätze. Zum Vergleich: Der bisherige Kindergarten hatte keinen einzigen“, erläuterte der Bürgermeister abschließend.

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