Ihr Ursprung liegt in Schneidhain – Naht das Ende der „Weck“-Gläser?

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Königstein (gs) – Seit der Corona-Pandemie besinnen sich zahlreiche Mitbürgerinnen (und nicht selten auch Mitbürger) auf bewährte „Do it yourself“ – Ideen der Mütter und Großmütter. Dazu gehört auch die Renaissance der „Weck-Gläser“, mit deren Hilfe seit Anfang des 19. Jahrhunderts unterschiedlichste Lebensmittel durch „einkochen“ haltbar gemacht werden können.

„Einwecken“ von selbst angebautem Obst und Gemüse hat wieder Konjunktur und erfreut sich eigentlich wachsender Beliebtheit.

„Erfunden“ wurden die charakteristischen Gläser mit dem Erdbeer-Logo von dem Schneidhainer Bürger Johann Weck, der in dem heutigen Königsteiner Ortsteil am 8. Juli 1841 geboren wurde. Weck war selbst überzeugter Vegetarier und sah im Einkochen von Obst und Gemüse die passende Möglichkeit, diese lange frisch und haltbar zu machen. Sein Name steht deshalb heute als Synonym für das Einkochen im Duden – dabei hat Weck die Methode gar nicht selbst erfunden, sondern der Chemiker Rudolph Rempel, nach dessen frühem Tod Weck die Rechte an dem Verfahren erwarb und anschließend die Einkochgläser und das nötige Zubehör clever vermarktete.

Dank der raschen Verbreitung dieser Idee wurde es möglich, Obst und Gemüse auch über den Winter haltbar zu machen. Mit den „Weckgläsern“ schuf Johann Weck eines der ersten „Markenunternehmen“ in Deutschland.

Zu seinem 180. Geburtstag präsentierte Stadtarchivarin Dr. Alexandra König im Jahr eine interessante Archivausstellung in der Stadtbibliothek, um auf diese Weise die Verdienste von Johann Weck zu würdigen und an den berühmten Bürger der Stadt zu erinnern.

Auch heute noch finden sich in vielen Haushalten (und Kellern) die Einkochgläser mit Erdbeer-Logo, Markennamen und orangefarbenem Dichtring – sie sind zum Symbol für das Einkochen von Lebensmitteln geworden und haben die Menschen durch die Notzeiten zweier Weltkriege begleitet. Nun hat das Unternehmen Weck, das im Süden Baden-Württembergs ansässig ist, Insolvenz angemeldet. Konkret geht es dabei um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH mit einem Produktionsstandort in Bonn.

Dem Unternehmen machten demnach eine geringere Nachfrage und vor allem die hohen Energiepreise zu schaffen. „Aufgrund der Preissteigerungen des Energieträgers Gas kam es in den letzten Monaten zu erheblichen Belastungen“, wird Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger in einer Mitteilung zitiert. „Die Glasherstellung ist energieintensiv und die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie dabei irreparabel beschädigt werden“.

Im Rahmen der Insolvenz sollen die betroffenen Unternehmen restrukturiert werden und es bleibt zu hoffen, dass die berühmten „Weckgläser“ nicht ganz vom Markt verschwinden werden und die Königsteinerinnen und Königsteiner sich zum 200. Geburtstag des „Erfinders“ vielleicht auf eine erneute Archivausstellung freuen können.



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