Kronberg (pu) – „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ – diesen Satz von Immanuel Kant hat Gerhard Müller, der alteingesessenen Kronbergern auch als „Doppes-Müller“ bekannt ist, als Lebensphilosophie verinnerlicht und geprägt. Seitdem er im Alter von 15 Jahren im Ortsverein Kronberg im Deutschen Roten Kreuz sein persönliches Kreuzchen unter den Mitgliedsvertrag setzte, hat er nicht nur dort, sondern in der Kommunalpolitik und im Vereinsleben so viele nachhaltige Akzente gesetzt, dass der Magistrat und der Ältestenrat der Stadt Kronberg durch Anregung des früheren DRK-Ortsvereinsvorsitzenden Ekkehard Bauer aufnehmend beschlossen, Müller die städtische Ehrenplakette für sein langjähriges, umfangreiches und herausragendes ehrenamtliches Engagement zu verleihen.
Anlässlich der am Samstag in der Stadthalle stattgefundenen Feierstunde nutzten neben dem stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Christoph König (SPD) und Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) auch Vertreter der DRK-Familie, der Freiwilligen Feuerwehr Kronberg, der Kirche, des CDU Stadtverbands und der Theatergruppe „die hannemanns“ die Gelegenheit zu einem Blick auf Müllers Lebensweg und -werk verbunden mit herzlichen Worten des Dankes.
„Das Gemeinwesen braucht Menschen mit Ideen, die Projekte entwickeln, organisieren, Geld eintreiben und manchmal auch nerven, wenn es nötig ist“, lobte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Christoph König Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und die vorbildliche Einsatzbereitschaft des neuen Trägers der städtischen Ehrenplakette. Müller habe im wahrsten Sinne des Wortes „Kopf, Herz und Hände für Kronberg eingesetzt“.
Das konnten der erste Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Hochtaunus, Staatsminister a.D. Jürgen Banzer (CDU) sowie Müllers Nachfolger als Vorsitzender der Kronberger DRK-Ortsvereinigung, Oliver Reis, nur bekräftigen.
Anpacken lautet seine Devise
Ob als einfaches Mitglied, in den 15 Jahren seiner Funktion als Vorsitzender oder nun auch als DRK-Ehrenvorsitzender, so Banzer, tat der mittlerweile 74-Jährige von Anfang an das, was er am besten kann, nämlich anpacken, wo es nötig ist, statt „Maulaffen feilzuhalten“, sei es bei Erste-Hilfe-Kursen, dem in seinen Anfangszeiten noch äußerst Kräfte zehrenden Winterrettungsdienst am Fuchstanz und am Posterholungsheim, der Wiederherrichtung der Josef-Jäger-Hütte oder Erstellung der Festbroschüre anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums. Viel Kraft und Zeit investierte er als Planer, Bauleiter und Geldbeschaffer in die 2010 fertig gestellte DRK-Dienststelle in Oberhöchstadt. Banzer bezeichnete Müller als „langjähriges Gesicht der DRK Ortsvereinigung Kronberg“, Oliver Reis nannte ihn einen „Schatz in unseren Reihen“, der maßgeblich zum guten Ruf des Deutschen Roten Kreuzes in dieser Stadt beigetragen habe. Neben den genannten Großprojekten waren es auch unzählige kleine, aber für Gerhard Müller völlig selbstverständliche Taten, die Spuren hinterließen. So initiierte er beispielsweise die Aktion „Weihnachtspäckchen für bedürftige Kronberger Bürger“, organisierte Vereins-Sommerfeste in seinem idyllischen Garten oder sorgt aus eigenem Antrieb rechtzeitig vor dem Palmfest für ausreichend Palmwedel, was voraussetzt, dass er zur Gartenschere greift und seine eigene Buchsbaumhecke stutzt.
„Er ist immer da, wenn jemand gebraucht wird“, betonte Pfarrer Olaf Lindenberg von der Pfarrei Maria Himmelfahrt, der diese Aussage mit einer für Müller typischen Begebenheit unterstrich. „Als wir vor einigen Jahren auf der Suche nach Kandidaten für den Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter und Paul waren, erklärte sich Gerhard Müller nicht nur selbst dazu bereit, sondern brachte gleich noch vier weitere Freiwillige mit.“ Wie die meisten Gratulanten band Lindenberg Müllers Ehefrau Gabi in seinen Dank ein, die ihn nicht nur in allen Lebenslagen tatkräftig unterstützt und den Rücken frei gehalten habe, sondern auch viel Schreibarbeit abnimmt. „Sie beide sind für uns so etwas wie Petrus und Paulus – ein gutes Team und vergelt‘s Gott.“
Querdenker und Schlichter
Stadtbrandinspektor Gunnar Milberg verwies auf die seit Generationen enge Verzahnung zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr und die dadurch bedingte Zusammenarbeit mit dem Geehrten, mit dem er jedoch auch im Ortsbeirat und in der Stadtverordnetenversammlung „gemeinsam gekämpft hat.“ Die Politik war seinerzeit auf den bekennenden „Querdenker“ aufmerksam geworden durch die Federführung zweier Bürgerinitiativen 1967 und 1968. Letztere verhinderte die Bebauung eines Teils des Stadtparks. Mit seinem Eintritt in die CDU 1968 wurde er deren stellvertretender Vorsitzender bis zur Gemeindefusion 1972, von da an für zwei Wahlperioden Stadtverordneter und für vier Wahlzeiten Ortsbeiratsmitglied. Obwohl sich Müller in all den Jahren durchaus den Ruf erwarb, seinen Standpunkt vehement zu verteidigen, wird ihm gleichwohl die Fähigkeit nachgesagt, Menschen für Ideen begeistern und etwaige vorhandene Spannungen ausräumen zu können, um gemeinsam für eine gute Sache zu kämpfen.
Geboren wurde er 1940 in Mannheim, die Verbindung zu Kronberg wurde dem Sprössling allerdings bereits in die Wiege gelegt, lebten die Vorfahren mütterlicherseits doch nachweislich seit dem 17. Jahrhundert in der Burgstadt. Die frühen Bombenangriffe auf Mannheim veranlassten die Familie 1942 zur Heimkehr in den Taunus. Im Beruf setzte der Tausendsassa als Schulleiter der Erich-Kästner-Schule in Oberursel ebenso Akzente wie als Herold in dem durch die Theatergruppe „die hannemanns“ präsentierten Ritterschauerdrama „Blut und Liebe“, in der Kronberger Gruppe der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Heimat- und Geschichtsverein sowie dem Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt und dem Taunusklub.