Modifizierte Planungen für die Ausgleichsmaßnahme Bendersee

Auf den Wiesen zwischen dem Campus Kronberg und dem Westerbach soll die Ausgleichsmaßnahme Bendersee umgesetzt werden. Foto: Stadt Kronberg

Kronberg (pu) – Die bisher fehlende Ausgleichsmaßnahme für die 1999 erfolgte Errichtung des Campus Kronberg werden insbesondere durch Bündnis90/Die Grünen wiederkehrend bemängelt.

Einen ausführlichen Sachstandsüberblick dazu gaben in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt, Dr. Ute Knippenberger, und der Zuständige für Stadtentwicklung und Landschaftsplanung, Christian Filip. Dabei wurden sowohl die Gründe benannt, weshalb die im rechtskräftigen „Bebauungsplan Bendersee“ festgelegte Maßnahme nach wie vor nicht umgesetzt ist als auch modifizierte Planungen vorgestellt.

Ökologischer Aspekt im Vordergrund

Demnach hat man inzwischen Abstand von dem ursprünglichen Vorhaben genommen, auf den Wiesen zwischen dem Campus Kronberg und dem Westerbach eine parkartige Landschaft unter der Prämisse Naherholungsraum für umliegende Firmenangehörige und die Bevölkerung entstehen zu lassen.

Der nun vorliegende geänderte Entwurf trägt vielmehr dem seit 2007 europaweit zunehmend an Bedeutung gewonnenem Gewässerschutz stärker Rechnung. Seitdem die sogenannte EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Deutsches Recht übernommen wurde, gehen damit weitreichende Verpflichtungen für die Städte einher. Vor diesem Hintergrund rückte für die Ausgleichsmaßnahme Bendersee der ökologische Aspekt stärker in den Vordergrund. Gemäß den neuen Anforderungen an Gewässergestaltung soll nach entsprechenden Untersuchungsergebnissen der Westerbach auf einer Gesamtlänge von 220 Metern in sein ursprüngliches, natürliches Bachbett in der Mitte des Tal zurückverlegt werden. Aktuell verläuft der Bach auf Höhe des Campus Kronberg noch in unnatürlicher Lage außerhalb des Taltiefsten und knickt an der L3015 in einem 90 Grad Winkel ab. Dieser künftige „Altarm“ soll nach WRRL-Empfehlung aus Gründen des Hochwasserschutzes nach der Teilnaturierung dennoch weiterhin beibehalten werden.

Keine überhöhe Überschwemmungsrate

Christian Filip zufolge wurden im Zuge der erforderlich gewordenen Neuplanung insgesamt drei in Frage kommende Varianten untersucht und durchgespielt. Dabei standen die Punkte Boden, Tiere und Pflanzen, Landschaftsbild, Gewässerhydraulik, landwirtschaftliche Nutzung, Bau- und Unterhaltskosten sowie Priorität im Mittelpunkt. Final habe sich die sogenannte Variante B mit kleinem Bachquerschnitt und kleinem Durchlass als optimalste Lösung erwiesen, weil sie sowohl die örtliche Überschwemmungsrate für die Anliegergrundstücke nicht erhöht, artenschutzrechtliche Belange berücksichtigt (dort fliegt beispielsweise der dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling), sich im Rahmen des festgesetzten Ausgleichs (extensive Wiesen, Feuchtbiotope, Streuobst, Gehölzpflanzungen) bewegt und auf diese Weise kein Kompensationsdefizit gegenüber der ursprünglichen Planung aufweist. „Alle Vorgaben sind erfüllt!“ Von Seiten der Stadt wird die Aufwertung für Gewässerstruktur und Gewässerökologie im Sinne der Nachhaltigkeit als ausgesprochen positiv erachtet. Die Pläne sind, so Dr. Knippenberger und Filip, bereits mit Fachbehörden und dem Hochtaunuskreis abgestimmt, die Baukosten werden auf 175.000 Euro brutto geschätzt.

Hoffnung auf Umsetzung Sommer/Herbst

Einzig der Zeitpunkt der Umsetzung ist der Stadtentwicklung zufolge nach wie vor in der Schwebe. Bekanntlich hatte die Stadt mit dem Eigentümer des Campusgeländes einen Vertrag geschlossen, in dem neben der Schaffung des Baurechts und der Erschließung auch Regelungen getroffen wurden, wie der Eigentümer seiner Verpflichtung für die Ausgleichsmaßnahme nachkommen kann. Dabei übernahm die Stadt, die im betreffenden Gebiet zwar selbst eine Parzelle besitzt, die jedoch für die Ausgleichsmaßnahme nicht ausreicht, die Aufgabe, sich um die Verfügbarkeit weiterer Grundstücke zu kümmern. Wie nun bekannt wurde, verzögerten eine erheblich verspätete Ablösezahlung sowie langwierige Verhandlungen mit Grundstückseigentümern das Vorhaben zusätzlich immens. Inzwischen, so Filip, sei das Ganze soweit gediehen, dass einer der privaten Grundstückseigentümer der Stadt den Ankauf eines für die Bachverlegung benötigten Korridors im Taltiefsten in Aussicht gestellt habe.

Nach entsprechendem Grunderwerb und den unerlässlichen Vorbereitungsarbeiten liege aktuell eine Umsetzung im Spätsommer/Herbst nächsten Jahres im Bereich des Möglichen. Die Gehölzpflanzungen sind laut Filip allesamt innerhalb der städtischen Parzelle möglich. Nach momentanem Stand der Dinge nicht realisierbar sei dagegen mangels Flächenverfügbarkeit der Neubau von Fußwegen, die entsprechenden Pläne müssten daher noch in der Schublade bleiben. Während Grünen-Vorstand Udo Keil darin keinen Nachteil für den dennoch gegebenen Erholungseffekt sieht, insgesamt die vorgestellte Planung als sehr gut“ bezeichnete und vor allem ein größeres Streuobst-Spektrum anregte, hielt die stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Andrea Pörschke, ein „Plädoyer für den Weg“. „Überall gehen Bürger zwecks Erholung gerne am Bach entlang, das wird ganz sicher im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts und dem unter anderem als nächstes auf der Agenda stehenden Punkt Freizeit noch ein Thema werden!“



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