Sprache lernen und Job als wichtigste Basis für die Zukunft

Gastwirt Andreas Jobst (links) hilft Zahed Alabed (rechts) nach Kräften beim Kennenlernen der Arbeit in der Gastronomie Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Während aktuell weiterhin die nicht abreißenden Flüchtlingsströme und die Erst-Unterbringung der Zufluchtsuchenden die Schlagzeilen beherrschen, sind inzwischen bereits anerkannte Asylberechtigte bestrebt, ihrem durch Krieg und Flucht aus dem Lot geratenen Leben wieder eine Richtung zu geben und dadurch Schritt für Schritt neue Perspektiven zu eröffnen. So wie Zahed Alabed. Nach einer erfolgreichen Versuchsphase arbeitet der Syrer mittlerweile seit 1. Oktober fest auf 450 Euro-Basis bei Weinberg-Chef Andreas Jobst, pellt Kartoffeln, schnippelt Gemüse und ist zur Stelle, wenn eine helfende Hand benötigt wird.

Sprache und Job als Fundament

Mit dem erlangten Status eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention, einen Flüchtlingspass und einer zunächst auf drei Jahre befristeten Aufenthaltserlaubnis, geht die Verpflichtung einher, innerhalb von drei Monaten die Gemeinschaftsunterkunft zu verlassen und privaten Wohnraum zu beziehen sowie einen neunmonatigen Integrationskurs zu absolvieren, um für eine geregelte Beschäftigung zur Sicherung des Lebensunterhalts besser gewappnet zu sein und die Chancen der Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Eine hehre Aufgabe vor dem Hintergrund, dass viele der Flüchtlinge dank der ehrenamtlichen Helfer zwar bereits kurz nach ihrer Ankunft fleißig die deutsche Sprache pauken, die Umstellung vom arabischen auf das deutsche Alphabet lernen und sich relativ rasch gut verständigen können; es zum Abschluss von Ausbildungsverträgen und über geringfügige Beschäftigungsverhältnisse hinaus gehenden Berufseinstieg jedoch fundierter Sprachkenntnisse bedarf und damit des vorgeschriebenen absolvierten Integrationskurses, den ein Teil der in Kronberg Lebenden infolge der langen Warteliste erst in den letzten Wochen beginnen konnte.

Nichtdestotrotz mehren sich die Meldungen über Flüchtlinge, die als 1,05 Euro-Jobber oder auf Minijob-Basis in Berufe hineinschnuppern, sich hier rasch engagieren, integrieren und einbringen wollen.

Von Aleppo nach Kronberg

Als die Situation in der umkämpften Stadt Aleppo immer lebensbedrohlicher wurde, schlug sich Zahed Alabed nach Libyen durch, um mithilfe von Schleppern per Boot über Italien nach Deutschland zu gelangen. Nach seinem Eintreffen in der Burgstadt vor einem Jahr und drei Monaten, lebte er zunächst in der Notunterkunft Villa Winter. Erstmals seit Langem musste er weder Bombeneinschlag, Heckenschützen, Kampfhandlungen oder gefährliche Flucht-Situationen, Hunger, Kälte oder Verhaftung befürchten, sondern erhielt Hilfe, um in seinem Wunsch-Zielland einen Antrag auf Verbleib zu stellen.

Deutschkurs und Teilzeit-Job

Inzwischen hat sich seine Situation peu à peu optimiert. Zahed Alabed darf zunächst für drei Jahre bleiben, hat zudem eine Wohnung gefunden, die gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten mit lang ersehntem Kinderlachen erfüllt wird: Seine fürs Erste in Syrien verbliebene Ehefrau Sanaa sowie die beiden Kinder Mohamed und Milad konnten kürzlich nachgeholt werden und so ist die vierköpfige Familie nach langer Trennung endlich wieder vereint.

Mit diesem wichtigen Meilenstein zurück in ein allmähliches Leben in Normalität, fällt die Konzentration auf den vier Mal wöchentlich à drei Stunden stattfindenden Integrationskurs und seinen Teilzeit-Job leichter. „Zahed hat sich richtig gut vorbereitet und sich die entsprechenden Vokabeln für alles, was mit Gastronomie zu tun hat, bereits angeeignet“, lobt Gastwirt. Andreas Jobst. Natürlich gäbe es hin und wieder auch einmal Verständigungs- und Anpassungsschwierigkeiten, aber bekanntlich ist aller Anfang schwer. Die Chemie habe jedenfalls sofort gestimmt, erinnert sich Jobst: „Als Zahed das erste Mal hier war und ich in sein fröhliches Gesicht gesehen habe, wusste ich, das passt!“

Der Syrier fühlt sich, wie er ausdrücklich hervorhebt, wohl in Kronberg und schmiedet allmählich berufliche Zukunftspläne. In Aleppo habe er eigene Schreinerarbeiten im Ladengeschäft verkauft, berichtet er, doch in Deutschland würde er „gerne etwas anderes machen“. Noch hat er Zeit für die finale Entscheidung, im kommenden halben Jahr steht die erfolgreiche Absolvierung des Integrationskurses als Rüstzeug ganz oben auf der Agenda.

Bürokratische Hürden verhindern mehr Vermittlungen

Ähnlich wie Zahed Alabed sind aktuell weitere Flüchtlinge bestrebt, erste Erfahrungen im hiesigen Berufsleben zu sammeln. Wie von Arbeit suchenden Flüchtlingen, Helfern und Betrieben, die gerne Chancen eröffnen würden, zu vernehmen ist, wären weniger bürokratische Hürden nicht nur wünschenswert, sondern eine dringende Notwendigkeit. Dennoch hat Brhanu Hagos aus Eritrea zurzeit bei der Firma Hibike einen Teilzeitjob in der Fahrradwerkstatt, ein weiterer Eritreer schnuppert im zehntägigen Praktikum bei der Schreinerei Cama hinein und Helen (ebenfalls Eritrea) kann sich ein paar Euro beim Putzjob in der Praxis Baumstieger dazu verdienen. Weitere Praktikumsplätze haben das Schlosshotel Kronberg für Salem aus Syrien (Küche) und das Autohaus Nauheim für den Syrer Imad (zunächst eine Woche) zur Verfügung gestellt. Aus Pakistan kommt Kamram, der momentan in der Werkstatt von Taxi Zuber einen Teilzeitjob gefunden hat. Des Weiteren beschäftigen die Stadt Kronberg und die Katholische Kirche St. Vitus 1,05-Euro-Jobber. sNoch sind es für alle Beteiligten kleine Schritte und angesichts der hinter den Flüchtlingen liegenden traumatischen Erlebnisse kann es in dem einen oder anderen Fall zu Rückschlägen kommen, dennoch kommt in Bezug auf die berufliche Zukunft der Flüchtlinge Bewegung hinein.



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