Wieder zugänglich: Der restaurierte Wappensaal

Burgführer im renovierten Wappensaal Foto: Burgverein

Kronberg (kb) – Als die Gruppe durch den Übergang vom neuen Treppenturm den Wappensaal betritt, ist das Staunen groß. Diese Wandlung hatten sie nicht erwartet. Herbert Bäcker, Vorstand für Bau- und Denkmalpflege des Burgvereins und der Stiftung Burg Kronberg im Taunus, hatte für Mitglieder des Arbeitskreises Museum eine Vorbesichtigung organisiert, denn endlich soll der Wappensaal wieder Teil der Burgführungen sein. Früher ein Höhepunkt jeder Burgführung, war der Saal seit 2012 nicht mehr öffentlich zugänglich. Im Zuge der Mittelburgsanierung erfuhr er eine statische Festigung, eine Fußbodenheizung wurde eingebaut, die Fenster überarbeitet, Beleuchtung installiert, Boden und historische Türen aufgearbeitet. Ein langer Anlauf, um schädliche Feuchtigkeit draußen zu halten und den großen Sprung zu wagen – die schon lang anstehende Restaurierung des Wandputzes und der Wand- und Wappenmalereien. Ohne die umfassenden Sicherungsmaßnahmen wäre eine Restaurierung nicht sinnvoll gewesen, sie hätte nur wenige Jahre gehalten. Nun besteht die berechtigte Hoffnung, dass für die nächsten 100 Jahre Ruhe ist. Etwas länger ist es her, dass Victoria Kaiserin Friedrich den Wappensaal so ausstatten ließ, wie wir ihn bei Übernahme der Burg durch die Stadt Kronberg vorfanden. Und genau dieses Erscheinungsbild von 1899 hat das Restauratorinnen-Team, in engster Abstimmung mit Stiftung und Denkmalpflege, wieder hergestellt. Burgführerin Claudia Raab bringt es auf den Punkt: „Hut ab vor dem, was das Team geleistet hat! Das strahlt ja richtig.“ Ja, das tut es. Doch bitte nicht falsch verstehen. Hier wurde nichts überstrichen und auf Hochglanz gebracht. Denn der Saal war nie weiß getüncht, schon vor knapp 120 Jahren sah er aus als sei er vor einigen hundert Jahren so angelegt worden – künstlich gealtert durch bewusst angebrachte Flecken und dunklere Farbflächen. Einige Putzflächen aus dem 17. Jh. wurden erhalten und sind bei genauem Hinsehen auch erkennbar. Ansonsten hatten Hembus und Graetz im Auftrag der Kaiserin den historischen unebenen Putz weiträumig abgenommen und für ihre Malereien eine schöne glatte Oberfläche geschaffen.

Die Restauratorinnen gingen bei ihrer Arbeit sehr behutsam vor, festigten und reinigten den Putz, erneuerten die Farbflächen so, dass sie immer noch alt aussehen, ergänzten einige stärker beschädigte Wappen mit Strichretuschen. Nur ganz wenige Elemente wurden erkennbar „neu“ gemacht, zum Beispiel das Wappen der Kaiserin über dem Kamin. Hier hatte ein Wassereinbruch vor über 20 Jahren die Farbe abgewaschen, die Konturen waren kaum noch sichtbar. Herbert Bäcker, der die Restaurierungsarbeiten sehr eng begleitete, schilderte den Burgführern, wie das Team um Friederike Funke und Michaela Janke das Wappen wieder herstellen konnten. „Sie standen auf dem Gerüst und sprühten immer wieder Alkohol auf die Fläche. Und wie von Zauberhand erschienen die Konturen.“ Zum Glück gibt es ein ähnliches Wappen im Schlosshotel, das sie als Vorlage heranziehen konnten für die Farbgebung und die Stellen, an denen selbst der Trick mit dem Alkohol nicht mehr ausreichte.

Die Burgführer freuen sich darauf, ihren Besuchern diesen eindrucksvollen Saal zu zeigen und die Geschichte der Kronberger Ritter wieder direkt vor Ort, anhand der Ahnenprobe, zu erklären. Ab Samstag, 12. März, wenn die Burgsaison mit der Osterausstellung beginnt, schließen die Führungen den Wappensaal wieder ein. Wann der Saal offiziell für kulturelle Veranstaltungen und besondere private Feiern eröffnet wird, steht noch nicht genau fest; lang wird es hoffentlich nicht mehr dauern, denn das Interesse an der Nutzung, die den Erhalt sichern soll, ist groß.



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