Demski erzählt von Straßenschildern, Goethes Mutter und Kater Timo

Oberhöchstadt (pf) – Trotz einer heftigen Erkältung, die ihre Stimme zunächst recht belegt klingen ließ, war die Schriftstellerin Eva Demski am vergangenen Donnerstagnachmittag ins Altkönig-Stift gekommen, um aus ihrem Buch „Frankfurt ist anders“ zu lesen. „Ein Feigling wäre sicher zuhause geblieben“, meinte sie humorvoll, als sie die Bühne betrat. Nein, feige ist sie nicht. Ganz im Gegenteil: Nachdem sich während der gut einstündigen Lesung ihre Stimme immer weniger heiser angehört hatte, winkte sie ab, als Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner vorschlug, eine Fragerunde ihrer angegriffenen Stimme wegen lieber ausfallen zu lassen. „Ich beantworte gerne Fragen, wenn sich denn jemand traut, eine Frage zu stellen“, meinte Eva Demski. Und tatsächlich – es trauten sich gleich mehrere Besucherinnen im fast bis auf den letzten Platz besetzten Festsaal.

Vor ihrer Lesung habe sie fast einen Weinkrampf bekommen, erzählte die Schriftstellerin. Denn nach 23 Jahren habe sie erstmals wieder das Haus ihrer Eltern in der Albanusstraße 22 in Schönberg besucht. Dort hatte die gebürtige Regensburgerin neben Jahren in Wiesbaden und Frankfurt ihre Kindheit und Jugend verbrachte. „Das Haus steht noch“, freute sie sich. Dem Schönberger Garten ihrer Mutter hatte sie, selbst eine begeisterte Gärtnerin, in einem ihrer Bücher ein Denkmal gesetzt. Seit vier Jahrzehnten lebt Eva Demski inzwischen in Frankfurt am Dornbusch. Frankfurt bezeichnete sie als „Weltdorf“, in dem einem viele Menschen vor die Füße laufen. Die Erfahrungen, die sie dort machte und die sie im Laufe der Jahrzehnte zu Papier brachte, sind auf Anregung ihres Verlegers vor zwei Jahren zu einem Buch zusammen gefasst worden. „Obwohl viele gar nicht gerufen hatten: Ich will ein Buch werden“, merkte sie in ihrer humorvollen Art an.

„Unsere kleine Stadt“ ist eines der Kapitel überschrieben, das sie ihrem aufmerksam lauschenden Publikum vortrug. Darin geht es um so wichtige Dinge wie Radwegekrümmungen, merkwürdige Schilder, die auf Geschwindigkeitsbeschränkungen hinweisen, obwohl diese auf den Fahrbahnen gut sichtbar aufgetragen sind. Es fehlen eigentlich nur noch Schilder, die auf Schilderaufstellungsarbeiten hinweisen. In einem zweiten Kapitel ließ sie Goethes Mutter lebendig werden und charakterisierte sie als eine ungewöhnliche Frau mit heiterem Naturell, die – obwohl fest im Glauben verwurzelt – dennoch sonntags den Gottesdienst schwänzte, weil sie fand, die Predigten des Pfarrers seien es nicht wert, morgens das warme Bett zu verlassen.

Zum Abschluss las die bekennende Katzenliebhaberin noch eine Geschichte aus ihrem jüngsten Buch „Katzentreffen“. Darin schreibt sie über ihren Kater, der jedes Jahr die von ihr geschätzte und geliebte Fernsehübertragung der Londoner „Last Night of the Proms“ mit seinem Miauen begleitet hatte. Insbesondere wenn seine Besitzerin – was sie gerne tat – mitsang, etwa das Lied „Rule, Britannia!“, das zum festen Bestandteil des Konzertabends gehört. „Rule, Britannia!“ hat sie auch ihr Kapitel überschrieben, in dem sie schildert, wie der Kater zur Überraschung der ganzen Familie in einem Jahr plötzlich sein Desinteresse an ihren Gesangskünsten zeigte und stattdessen lieber auf Insektenjagd ging.

Nach der Fragestunde, die eher zu einem lebendigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch über das Leben in Frankfurt, speziell am Dornbusch, und Erlebnisse mit Katzen wurde, konnten Besucher im Foyer am Büchertisch von Buchhändler Dirk Sackis in einer Auswahl von Eva Demskis Büchern blättern und lesen. Und wer wollte, konnte sich sein Buch von der Autorin signieren lassen.

Die seit vielen Jahrzehnten in Frankfurt lebende Schriftstellerin Eva Demski las im Altkönig-Stift aus ihrem Buch „Frankfurt ist anders“.

Foto: privat



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