Leserbrief

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Unsere Leserin, Sabine Eickschen-Hansmann, Informatikerin, Limburger Straße 18

Kronberg, schreibt zu dem Leserbrief von Alexander Schwarte vom 9. Januar Folgendes: Normalerweise schreibe ich keine Leserbriefe, aber zum o.g. Leserbrief scheint mir eine Reaktion doch angebracht. Herr Schwarte kommentiert den inzwischen allseits bekannten Facebookevent in Kronberg mit einer Generalschelte der Kronberger Eltern und deren mangelnde Erziehungsfähigkeit, die die Lehrer auszubaden haben. Mit vier Kindern auf der AKS, als langjähriger Vorstand der KEK und als Lehrerstochter möchte ich hierzu anmerken, dass das Problem doch wohl etwas vielschichtiger ist. Zunächst noch vorweg zur Wortwahl von Herrn Schwarte: Wer im Zusammenhang mit Kindererziehung davon spricht, dass Lehrer mit „zunehmend stumpfer werdenden Waffen“ kämpfen, hat hier nach meiner Auffassung im pädagogischen Bereich irgendetwas nicht verstanden. Beschäftigen wir uns bei der Kindererziehung denn mit dem Feind, den es mit Waffen zu bekämpfen gilt, oder versuchen wir nicht vielmehr, unsere Kinder für die immer komplexer und globaler werdende Welt mit Wissen und Werten zu versehen? Ich bin fest davon überzeugt, dass alle Eltern dies für ihre Kinder versuchen; manchen fehlen dazu vielleicht die geeigneten Mittel oder Handlungsperspektiven. Diese Eltern benötigen die Unterstützung von Pädagogen in Kindergarten und Schule, um gemeinsam das Optimale für die Kinder herauszuholen. Auch im reichen Kronberg gibt es diese, und sie benötigen umso mehr unser Engagement. Wenn Lehrer ihre Kinder aber als Feinde betrachten _ und da sind wir beim eigentlichen Problem _ bekommen Kinder das ganz schnell spitz und verhalten sich auch entsprechend, das kennen wir doch alle selbst noch aus unserer Schulzeit. Bemerken Kinder aber, dass Lehrer ihnen wohl wollen, sind sie in der Regel, möglicherweise nur im Rahmen ihrer Fähigkeiten während der Pubertät, sehr dankbar und kommen gut mit ihren Lehrern zurecht. Einige Beispiele aus der AKS, die mir spontan einfallen, sind zum Beispiel Herr Heininger, Frau Eichmann oder Frau Muschkowski. Einen derartigen Leserbrief wie den von Herrn Schwarte kann ich mir aus der Feder dieser Pädagogen nicht vorstellen. Natürlich ist der Umgang mit pubertierenden Jugendlichen nicht immer einfach, aber trotzdem sind sie meines Erachtens auf der anderen Seite mit ihrem Ungestüm unglaublich kreativ und können uns gesetzten Erwachsenen doch auch viel vermitteln, was wir schon längst vergessen haben.

Und noch mal zu den laut Herrn Schwarte „ewig abwesenden Eltern“: in Kronberg gibt es viele Familien, deren Eltern beide berufstätig sein müssen, um sich ein Leben hier leisten zu können. Diese sind umso mehr auf ein gutes pädagogisches Angebot angewiesen. Bei ständig sinkenden Kinderzahlen kann sich Deutschland einen Verzicht auf potenzielle Eltern nicht erlauben. Die anderen Kronberger Eltern sind, glaube ich, sehr präsent und sehr engagiert, wenn es um ihre Kinder geht, was sicherlich auch die vielen Elternprojekte und -Arbeitskreise an der AKS oder Kronberg insgesamt zeigen. Insofern geht gerade in Kronberg diese Elternschelte von Herrn Schwarte meines Erachtens an der Zielgruppe vorbei.

Ich denke, nicht Waffen, sondern ein bisschen mehr Gelassenheit im Umgang mit unseren manchmal stürmischen Kindern, ein offenes Ohr und Zeit, ihnen zuzuhören, ohne zu bewerten, und echte Unterstützung ohne Vorwürfe kann zu einer Verbesserung des Miteinanders führen. Ich hoffe, dass die Pädagogen an der AKS unsere Kinder in diesem Sinne erziehen.



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