Kronberg (mw) – Am Dienstag lud die Kronberger Bücherstube zum letzten Mal in die Verkaufsräume in der Friedrichstraße zu einer Veranstaltung ein. Autorin Stefanie von Wietersheim und Fotografin Claudia von Boch stellten Geschichten und Anekdoten rund um die Entstehung ihres dritten gemeinsamen Buches „Mütter & Töchter. Wie wir wohnen und was uns verbindet“ vor. Sie lasen aus dem Vorwort sowie ein komplettes Kapitel. Rund 30 Zuhörer waren gekommen.
Das Buch ist im Callwey-Verlag erschienen, ein Verlag der sich großformatigen Landschafts-, Architektur- oder Kochbüchern widmet. So bot es sich an, die Lesung mit viel Bildmaterial, das auf einer Leinwand präsentiert wurde, zu untermalen. Nicht umsonst war die Fotografin Claudia von Boch an der Lesung beteiligt.
Intention des Projektes war es herauszufinden, „wie eine Lebensweise, ein Stil, ganze Werte von einer zur nächsten Generation weitergegeben werden“, so von Wietersheim. Die Mutter-Tochterbeziehung hält viel Spannendes bereit, doch, dass es teilweise so persönlich wurde, hätten Autorin und Fotografin im Vorfeld nicht gedacht. „Manchmal haben wir dort auch gewohnt“, erzählt von Wietersheim, „dann haben wir nächtelang geredet. Am Ende taten sich weibliche Biografien, weibliche Generationenketten auf.“
Zehn Mutter-Tochterpaare, also insgesamt 20 Personen, wurden interviewt. 18 Monate haben Autorin und Fotografin an dem Buch gearbeitet; zu 25 Reportagereisen waren sie aufgebrochen. Berlin, Mecklenburg, Istanbul, Tel Aviv oder Paris seien hier exemplarisch erwähnt. Teils prominente, teils weniger in der Öffentlichkeit stehende, jedoch immer mit lohnenden Geschichten sowie Wohn- und Lebensstilen ausgestattete Paare wurden in dem Buch mit ihren eigenen Charakteren wiedergespiegelt. Viel Atmosphäre schwang auch während des Vortrages und der Lesung mit. Dirk Sackis, Inhaber der Bücherstube, schenkte Wein an seine Gäste aus, die es sich mit dem Glas in der Hand recht gemütlich machten. Stefanie von Wietersheim begann, Passagen aus dem Vorwort zu lesen und spannte den Bogen dabei von der griechischen Mythologie bis hin zur heute teilweise offen geäußerten Überforderung von Müttern oder bewussten Ablehnung einer Mutterschaft. Das Thema gab also schon in der theoretischen Auseinandersetzung viel her. Doch das Publikum wartete auf die Lebenslinien der Protagonistinnen des Buches. Autorin und Fotografin hatten beispielhaft die Lebenswelten und die Beziehung zwischen Mutter und Tochter Nike Wagner und Louise ausgewählt. Von Wietersheim und von Boch nahmen rechts und links der Leinwand Platz; lasen abwechselnd die Interview-Parts von Mutter und Tochter sowie die Autorenstimme. Auf der Leinwand konnten die Zuhörer die adäquaten Bilderwelten des Buches verfolgen. Sie erlebten einmal mehr die kluge, geistreiche Nike Wagner, die spannende Welt ihrer Tochter und resümierten nach dem Vortrag spontan „wunderschön“. Die Zuhörer hakten dann nach: war anfangs nicht von Sätzen die Rede, die Mutter wie Tochter beenden sollten? Auch das wurde im Duo vorgelesen und die Autorin merkte an, dass viele Leser diesen Interviewabschnitt gar für sich selber ausprobierten. Auch in der Bücherstube lachten die Zuhörer spontan oder blieben still berührt. In Summe aber haben sie an diesem Beispiel ein harmonisches Mutter-Tochterverhältnis erlebt, wenn auch auf außergewöhnlichem Niveau. Die Fragen aus dem Publikums bezüglich der Personenauswahl und der vermeintlich homogenen Gruppe von Frauen, die einer besonderen sozialen Schicht angehören, an dieser Stelle sei erwähnt, dass zum Beispiel auch Mutter Maria Eliyesil mit Tochter Melissa Gräfin von Faber-Castell, Nachkriegs-Unternehmerfrau Ingrid Kohl mit Tochter Astrid Prinzessin von Liechtenstein im vorgestellten Buchprojekt dargestellt sind, begegnete die Fotografin von Boch eindeutig. Es sollten interessante Geschichten, aber auch schöne Interieurs mit aussagekräftigen Doppelporträts werden. Von Boch hätte sich manchmal mehr Charakter in ihren Porträts gewünscht. Aber alles war außergewöhnlich und nicht mit Studiobedingungen zu vergleichen. Die Autorin übernahm für die Fotoarbeiten auch das Bügeln von Tischdecken, das Staubsaugen, kleine Umräumarbeiten. Die zu Porträtierenden mussten mit der Aufnahmesituation warm werden und wenn dann endlich alles so weit war, hatten sich die Lichtverhältnisse geändert. Waren alle Frauen mehr oder weniger der Öffentlichkeit zugeneigt, gab es doch „von pingelig bis entspannt“ alle Varianten, auf die Fotoarbeiten zu reagieren. Und schon sei eine neue Buchidee entstanden, von der von Wietersheim und von Boch im Plauderton erzählten und dabei in die Signierstunde ihres Buchen „Mütter & Töchter. Wie wir wohnen und was uns verbindet“ wechselten. Gastgeber Sackis ergriff noch einmal das Wort und meinte: „Sie haben so schön vorgetragen, zu zweit vor der Leinwand sitzend. Es war stimmungsvoll und man hat gerne zugehört.“ Und sicher schwang auch ein wenig Wehmut mit ob der letzten Veranstaltung in diesen Räumlichkeiten der Bücherstube.