Schönberg (mw) – Es gibt zwar kaum noch ein Wochenende ohne ein Fest, aber der Stadtteil Schönberg hat trotzdem nur eines: das Brunnenfest. Und das stand seit Anfang des Jahres auf der Kippe, nachdem die Turn- und Sportgemeinde Schönberg (TSG) die Durchführung aufgrund zu knapper personeller Ressourcen als auch finanzieller Mittel nicht mehr stemmen konnte. Doch oftmals – das war in Kronberg vor einigen Jahren auch schon beim beliebten Apfelmarkt geschehen – müssen finanzielle Engpässe nicht das „Aus“ einer allseits beliebten Tradition bedeuten. Hier wie dort wurden jedenfalls die Ärmel hochgekrempelt und kreative Lösungen gesucht, um das einzige Schönberger Fest zu retten: Mit Erfolg, wie sich jetzt gezeigt hat. Gastronomie-Profi und Betreiber des „Schimmerich‘s“ in der Taunushalle, der die Verantwortung für das Brunnenfest kurzerhand übernommen hatte, ist zufrieden. „Es ist alles gut gelaufen, die Stadt Kronberg hat uns mit Schildern unterstützt, das Wetter passt, der Termin vor den Ferien ebenfalls und sehen sie selbst, es ist toll hier, es kommt bei den Bürgern gut an.“ Tische und Bänke vor der Viktoria-Schule auf dem Ernst-Schneider Platz waren tatsächlich am Nachmittag schnell bis auf den letzten Platz besetzt. Von Anfang an war nicht nur kulinarisch für das Wohl der Gäste gesorgt, sondern vor allem auch musikalisch. Der Verein CreativeSounds Kronberg (CSK) wartete gleich mit fünf Bands auf, für jeden Musikgeschmack war etwas dabei. Begonnen wurde mit Main-Stream Jazz und einer spontan zusammengestellten Formation unter Mitwirkung des Jazz-Urgesteins Kurt Heinz Neubronner. Dazu wurden wohl mundende österreichische Weine von Rico Etzensperger ausgeschenkt, ebenso wie eine Neuheit: das „Kronberger Burgbräu Kupfer gold“. Die Rezeptur des herrlich leuchtenden süffigen Gerstensaftes haben Friedrich N. Schulte und Christoph Grabowski speziell für Kronberg entwickelt. „Mir persönlich schmeckt das Cas-teler Bier besonders gut, deshalb kam ich auf die Idee, Friedrich Schulte anzusprechen.“ Schulte ist nicht nur amtierender „Thäler Bürgermeister“ sondern eben auch als Braumeister im Brauhaus Castel in Mainz-Castel tätig. Das Ergebnis, eine neue Marke für Kronberg, die Grabwoski kreiert hat und ein äußerst rein gebrautes Bier, wie einige Besucher, die von dem Gerstensaft, der auch beim „Schimmerich‘s“ ausgeschenkt wird, schon ein paar mehr getrunken haben – sind sich da auf jeden Fall äußerst sicher. Für so viele feine Getränke musste mit Hamburgern oder doch lieber Crêpes von Achim Weigand oder Kuchen beim Stand der Klassik Garage Kronberg natürlich auch eine Grundlage geschaffen werden und so gab es mitunter sogar längere Schlangen an den Essensständen hinter der Kirche St. Alban. Die läutete an diesem sommerlichen Nachmittag übrigens ziemlich oft – vielleicht wollte sie bei all der Musik ebenfalls auf Beachtung stoßen, denn ein Kleinod inmitten des Ortkerns ist die sanierte Kirche von innen allemal. Dass sie deshalb eine schönere Einbettung in den Ortskern verdient, darauf machte der noch ganz frische Verein „Schönberg lebt“ aufmerksam, deren Vorstand, Schönberger, aber auch Oberhöchstädter und Kronberger Bürgerinnen und Bürger, und allesamt keine unbeschriebenen Blätter, was ihr ehrenamtliches Engagement betrifft. „Der Altstadtkreis und die Heckstädter machen es uns ja vor, was man mit bürgerschaftlichem Engagement alles erreichen kann“, so Vorstandsmitglied und Stadtverordnete (aus Oberhöchstadt), Felicitas Hüsing. „In Zeiten knapper Kassen müssen wir selbst die Ärmel hochkrempeln und aktiv werden und das tun wir.“ Gesagt getan, schließlich kenne jeder einen, der helfen könne. „Wir haben auch schon Sponsorenzusagen“, freut sich die Schatzmeisterin von „Schönberg lebt“ und Magistratsmitglied Brigitte Möller aus dem Stadtteil Kronberg. Davon, dass sie jeden Vereinszweck in der Satzung einzeln begründen musste, um jetzt endlich grünes Licht für die Zulassung als Verein zu erhalten, konnte die neue Vereinsvorsitzende Dr. Regina Sell aus Schönberg, unter anderem auch Ortsvorsteherin in Schönberg, sich nicht entmutigen lassen. Statt dessen plant sie nach einer Luftballon-Weitflugaktion für die Kinder auf dem Brunnenfest bereits die nächsten Projekte, während sie hilft, den Kindern die Adresskärtchen an den gelben Gasluftballon von „Kronberg lebt“ zu binden. Auf den Gewinner wartet eine Einladung in den Opel-Zoo. „Im Herbst soll unsere Reihe Erzählcafé starten“, erzählt sie.
Verschönerungsmaßnahmen wurden bereits in dem Beet an dem alten Kreuz in der Friedrichstraße vorgenommen und auch eine Renovierung in Eigenregie der kleinen Kapelle auf dem Schönberger Friedhof ist in Planung. Das Brunnefest war in jedem Fall der passende Rahmen, um neue Mitstreiter zu gewinnen oder weitere Pläne zu schmieden. Derweil wechselte beim CSK die Besetzung: Nach Jazz gab es Rock-Klassiker von Police und AC/DC von „Hart‘n‘Hell“ zu hören. Mit ihren zwei Mal elf Jahren senkten Till an der Gitarre und Linus an den Drums den Altersdurchschnitt der teilnehmenden Bands entscheidend. Beherzt spielten sie ihre Songs, bevor mit Wolfgang Zöll (Saxofon) und Lisa Loewenthal (Gesang) vom Powerhaus Swingtett danach wieder gestandene Musikergrößen leidenschaftlichen Jazz auf die Bühne brachten. Weiter ging es mit der Band „Head over Heels“, jetzt war tanzen angesagt und zum stimmigen Abschluss durften Thomas Sieben und „The Praktiker meets the Anwohner“ nicht fehlen. Keine Chance also, zu früh nach Hause zu gehen, denn hier war mit einem ungewöhnlichen Stilmix und vielen Reggaeelementen ebenfalls für gute Stimmung gesorgt. Während die Kinder bis in die Abendstunden auf der Hüpfburg tobten – oder zu Beginn Dank der Unterstützung durch die TSG Bobby-Car-Rennen fuhren, saßen Schönberger, Freunde, Verwandte, Nachbarn und Besucher von außerhalb zusammen und genossen die heitere sommerliche Abendstimmung in diesem zumindest an diesem Nachmittag und Abend äußerst lebendigen Stadtteil.