ASU-Mehrheit für weitere Stellschraubensuche für ÖPNV

Kronberg (pu) – Unübersehbar hat der aktuelle Status des Öffentlichen Personennahverkehrs auch in der Burgstadt in den letzten Monaten zunehmend an Bedeutung gewonnen.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) befassten sich die Mitglieder allein mit drei Anträgen zu dieser Thematik. Zum einen warben die Christdemokraten um Zustimmung für ihren Prüfantrag hinsichtlich einer Wiedereinführung des Anruf-Sammel-Taxis (AST) als Ergänzung zum Kronberger ÖPNV, zu dessen Optimierung ihrer Auffassung nach neben der Sicherung und weiteren Verbesserung des Stadtbussystems auch Verbesserungen bei der Anbindung der Seniorenwohnanlagen sowie stadt-und ortsmitteferner Wohngebiete auch am Wochenende zählt. Entsprechende Wünsche aus der Bevölkerung hätten sie erreicht, so CDU-Stadtverordneter Prof. Dr. Helfried Moosbrugger, deshalb wolle seine Partei, vorbehaltlich eines tragfähigen Konzeptes mit sinnvollem Kosten-Nutzen-Verhältnis, das AST wieder einführen. Hierzu soll eine Bedarfsanalyse durchgeführt werden samt Ermittlung der zu erwartenden Gesamtkosten und des städtischen Zuschussbedarfs.

Ein Anliegen, das von Bündnis 90/Die Grünen-Vorstand Udo Keil begrüßt wurde, der ergänzend dazu vor allem an Informationen zu den Zeiträumen wochentags von 19.30 bis 22 Uhr und samstags von 14 bis 1.30 Uhr sowie die Anbindung an das Kreiskrankenhaus Bad Soden interessiert ist.

Bisher nicht auf dem Schirm

Bei allem Verständnis für die Suche der Fraktionen nach möglichen Stellschrauben zwecks Ausbau des örtlichen öffentlichen Personennahverkehrs gab Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) ein paar zu berücksichtigende Aspekte mit auf den Weg. In der bisherigen Diskussion sei beispielsweise völlig ignoriert worden, dass die Abschaffung des AST nicht lediglich dem damaligen Haushaltssicherungskonzept infolge der klammen Stadtkasse geschuldet war, sondern vor allem auch den „zuletzt äußerst geringen Fahrgastzahlen!“ Weil Ausgaben von über 50.000 Euro nicht einmal Einnahmen von 5.000 Euro gegenübergestanden hätten, „hat das Verhältnis von Aufwand und Nutzen nicht mehr gepasst.“

Zeiten ändern sich

Von diesen ernüchternden Zahlen wollte sich Udo Keil allerdings nicht beirren lassen. „Die Zeiten ändern sich. Es ist nach unserer Beobachtung Bedarf da, vor allem im Tal, das kann man nicht einfach so zur Seite wischen. Damit die Bevölkerung auf das Angebot aufmerksam wird, müsste man das AST bewerben, eine weitere Möglichkeit wäre die Einführung einer App“, ließ er nicht locker.

Seine Fraktion zeichnete für den Antrag verantwortlich, ob eine Ausweitung der Betriebszeiten aller drei städtischen Buslinien auf montags bis samstags (Samstag bis 14 Uhr) aktuell von den Stadtwerken geprüft wird und ab der nächsten Fahrplanumstellung möglich ist. Haupttag für Einkäufe in der Innenstadt, Restaurantbesuche, Familienausflüge und Ähnliches sei der Samstag. Wege in die Innenstadt müssten an diesem Tag jedoch mit dem eigenen Pkw zurückgelegt werden, eine Ausweitung der Stadtbusverkehrszeiten könne sowohl eine echte Alternative sein als auch die Besucherfrequenz in der Innenstadt bei optimalerweise sinkendem Autoverkehr erhöhen – und damit auch die Zahl potenzieller Kunden und Multiplikatoren.

Außerdem wären die Kronberger Seniorenwohnanlagen und ihre Bewohner*innen auch am Samstag an das städtische Leben angeschlossen. „Möglicherweise erleichtert es dem ein oder anderen sogar die Entscheidung, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Mit dem Seniorenticket Hessen steht den Senioren die Mobilität sehr günstig zur Verfügung. Das nützt nur leider wenig, wenn zu den Seniorenstiften kein Bus fährt, in den man einsteigen kann“, warb Keil um Zustimmung der Fraktionen anderer Couleur.

So sicher, wie das Amen in der Kirche

Ganz abgesehen davon, dass, wie Rathauschef Temmen informell vorausschickte, sich die Betriebskommission mit all diesen Fragen befasst, weil es schlichtweg zu ihrem Aufgabenbereich zählt, habe der Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) zur 2014 erfolgten Einführung des neuen Stadtbussystems schon „in erheblichem Umfang“ Teile des Kronberger Stadtbusverkehrs in sein eigenes Busliniensystem übernommen. „Wenn nun vom VHT unter Umständen weitere Buslinien übernommen werden sollen, muss vorher allen bewusst sein, dass sich dadurch die Verbandsumlage erhöht. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche!“ Da der Antrag von Bündnis90/Die Grünen-Antrags schon auf eine Realisierung zum Sommerfahrplan abzielt, der Vertrag mit einem noch zu suchenden Betreiber des Stadtbussystems jedoch erst 2022 abgeschlossen werden muss, „müssen sie sich schon für eine Strategie entscheiden“, forderte Temmen. Eine rechnerische Hausaufgabe hatte er ebenfalls parat: „Mit jeder weiteren Betriebsstunde wären wir etwa mit 15.000 Euro dabei, da sind wir ganz schnell bei einem sechsstelligen Betrag im Jahr bei dem, was Ihnen vorschwebt !“

Was ist es uns wert?

Dies griff der kommissarische SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas auf: „Ich denke, wir sind uns einig über einige Defizite beim aktuellen Stadtbussystem, aber es stellt sich natürlich die Frage, was uns eine Optimierung wert ist?“ Darüber hinaus lenkte er den Blick auf die noch anstehende Beleuchtung und Beratung des Bausteins „Mobilität“ beim Stadtentwicklungskonzepts (SEK) und erinnerte, man habe mit der Bürgerbeteiligung gute Erfahrungen gemacht, demzufolge wäre es sinnvoll, nun ebenfalls die Bürger nach ihren Wünschen zu befragen. Daran anknüpfend informierte die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt, Sandra Poschmann, über den aktuellen Sachstand des SEK: „Zunächst müssen Beschlüsse herbeigeführt werden, ob es so weitergeführt werden soll.“

Die Berücksichtigung der Möglichkeiten einer Verbesserung von Umfang, Qualität und Wirtschaftlichkeit des ÖPNV in Kronberg, der durch die S-Bahn und die die Burgstadt anfahrenden drei Buslinien des VHT/RMV sowie durch drei Stadtbuslinien der Stadtwerke Kronberg zur Verfügung gestellt wird, will nicht minder die Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“ bei der Neuausschreibung des Stadtbussystems berücksichtigt wissen. Es sei zum Zwecke des Klimaschutzes und zur Entlastung des Kronberger Stadtverkehrs sinnvoll, den Versorgungsgrad und die Attraktivität des ÖPNV für Kronberg zu erhöhen. Hinsichtlich des Versorgungsgrades müsse vorab der tatsächliche Bedarf an Verkehrsleistung ermittelt werden, damit gegebenenfalls schwach nachgefragte Streckenverläufe geändert oder im umgekehrten Falle zusätzliche eingerichtet werden können.

Abstimmungsergebnisse

Letztendlich votierten fünf ASU-Mitglieder bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen für den KfB-Antrag, für den von Bündnis 90/Die Grünen stimmten sechs bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung.

Für den CDU-Antrag gab es 6 Mal „Ja“ bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen. Am heutigen Donnerstagabend befasst sich das Parlament abschließend mit den Anträgen.



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