Bauausschuss hält an Enea-Planung für Bahnhofsumfeld fest

Kronberg (pu) – Im Oktober 2019 stellte das von der Stadt Kronberg beauftragte internationale Unternehmen für Landschaftsarchitektur, enea landart aus dem Schweizerischen Rappersvil, in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) einen Masterplan für die künftige Begrünung des Bahnhofsumfelds vor.

Einen Schwerpunkt bildet in den Entwürfen der Victoriapark, den Enzo Enea (Firmenchef) und Fabian Vanicek (Projektleiter) schon auf den Freiflächen des Bahnhofsquartiers „einbinden würden“. Unter der Prämisse, so natürlich wie möglich, „ein bisschen Zen“ und an die nächsten Generationen denkend, präferieren sie möglichst klima- und schädlingsresistente Sumpfzypressen, Eisenholzbäume (Baum der Zukunft), amerikanische Gleditschie, Hainbuchen, Eibenwellen und Kletterpflanzen. Ob im Wartebereich, wo neben einem Brunnen und Bänken ein Baumdach aus ahornblättrigen Platanen denkbar wäre, oder bei der Fahrradgarage, die ebenso begrünt werden könnte wie Wände – die Möglichkeiten für „Natur“ sind laut den Schweizer Landschaftsarchitekten durchaus vielfältig. Bei aller notwendigen Funktionalität und Praxisnähe soll den Bahnreisenden das Gefühl vermittelt werden, in einem Park anzukommen. Die Planspiele umfassen außerdem unter anderem zwei Rampen – eine am Übergang von Victoriapark zum Bahnhofsquartier in der Schillerstraße, eine in der Bahnhofsstraße –, die gleich mehrere Effekte als besondere Hingucker mit verkehrberuhigender Wirkung hätten. „Ich stelle mir das wie eine Piazza vor, da soll es beim Drüberfahren ein wenig rumpeln, damit man diesen Übergang wahrnimmt und Achtsamkeit walten lässt!“ In diesem Zusammenhang ergänzte damals Erster Stadtrat Siedler, ihm schwebe dort anhand vergleichbarer Beispiele in Deutschland und anderen Ländern die Planungsphilosophie Shared Space vor: „Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen, der Verkehr wird nicht zurückgedrängt, sondern beruhigt!“ Von Seiten der Ausschussmitglieder kam zum damaligen Zeitpunkt als erste Reaktion auf die Vorstellung dieser Sachstandsplanung überwiegend positives Feedback.

Eineinhalb Jahre später gibt es hinsichtlich dessen noch keinen finalen Parlamentsbeschluss, des Weiteren scheiterte der im letzten Herbst gestartete erste Anlauf, Förderungen des Bundes für ein nationales Projekt dieses Ausmaßes im Bereich des Städtebaus zu erhalten.

Intention

Für die Wählergemeinschaft „Kronberg für die Bürger“ (KfB) Anlass genug, das Projekt noch einmal kritisch zu hinterfragen und in der mit der heutigen Stadtverordnetenversammlung zu Ende gehenden Sitzungsrunde per Antrag für einen Parlamentsbeschluss zu werben, mit dem der Magistrat beauftragt werden soll, Alternativplanungen für die Gestaltung des Bahnhofsumfelds im Bereich der Baufelder II bis IV einzuholen und diese der Stadtverordnetenversammlung zur Auswahl und Entscheidung vorzulegen.

Die Alternativplanungen sollen Auskunft über Anzahl und Beschreibung der vorgesehenen Bäume, weitere Pflanzmaßnahmen sowie alle anfallenden Kosten geben inklusive der jährlichen Kosten für die Pflege dieser grüngestaltenden Maßnahmen und ob die Pflegemaßnahmen nur durch das beauftragte Unternehmen oder auch durch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs durchgeführt werden

können. Die für die gesamte Umfeldplanung im Doppelhaushalt 2020/21 vorgesehenen Mittel dürfen nach Vorstellung der KfB insgesamt nicht überschritten werden.

In der diesjährigen Mai-Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) erneuerte die Wählergemeinschaft allem voran ihre Vorwürfe, die Kosten für den Masterplan, die sie auf 10,5 Millionen Euro bezifferte, seien zu hoch. Die Co-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur rechnete vor, selbst für den Fall, dass der Bund – einen zweiten Anlauf zur Bewilligung von Fördergeldern vorausgesetzt – 7 Millionen Euro übernehmen würde, würden 3,5 Millionen Euro von der Stadt gestemmt werden müssen. Abgesehen davon, sei der „ganze Prozess an uns Stadtverordneten vorbeigelaufen.“

Dieser Kritik widersprach Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos). In puncto der im Raum stehenden 10,5 Millionen Euro rückte er gerade, mangels Detailberechnungen, die wiederum deshalb nicht vorliegen könnten, weil der Masterplan noch nicht beschlossen ist, handele es sich bei dem im Antrag für die Fördermittel beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat angegebenen Betrag um „angenommene Maximalkosten“ für Maßnahmen rund um das Projekt. „Die reine Enea-Planung kostet bei Weitem nicht so viel!“

Im weiteren Verlauf der Diskussion sah sich die KfB massiven Vorwürfen ausgesetzt, sie torpediere den Masterplan zum wiederholten Mal. Die Wählergemeinschaft hielt entgegen, vor dem Hintergrund der voraussichtlich sinkenden Steuereinnahmen und der Verpflichtung zur sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung seien Alternativplanungen für Maßnahmen der Bahnhofsumfeldgestaltung zweckmäßig.

Teilweise drängte sich der Eindruck auf, die Parteien und Wählergemeinschaften befänden sich noch mitten im Wahlkampf. Nachdem FDP-Ortsverbandschef Holger Grupe mahnte, derartige „Spitzen“ seien weder für eine sachliche Diskussion noch für eine gute Außenwirkung zielführend und Baudezernent Siedler in Aussicht stellte, „Wir wollen im Juni mit der Enea-Planung und der für den Busbahnhof in die Gremien gehen“, empfahlen sieben ASU-Mitglieder die Ablehnung des Antrags. Einzig die beiden KfB-Vertreterinnen plädierten dafür.



X