Baum-Metamorphosen von Thomas Pildner auf der Burg

Detailansicht eines Gefäßkörpers von Thomas Pildner, geschaffen aus dem Holz des Mammutbaums. Foto: privat

Kronberg (kb) – Thomas Pildner, der Mann mit dem Holz, dessen Arbeiten aufgrund meisterlicher Beherrschung eines alten Handwerks entstehen, folgt mit seiner Arbeit der Kraft einer natürlichen Gesetzgebung.

Wer seine Kunst für sich entdeckt, bemerkt, dass Holz nicht nur lebt, sondern Falten schlagen, die individuelle Formensprache von Wellen am Sandstrand aufnehmen, monolithisch wirken und eine auratische Wirkung haben kann. Bis 30. Oktober zeigt Thomas Pildner seine Arbeiten auf der Burg Kronberg, immer mittwochs, donnerstags, von 13 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr (der Künstler ist anwesend).

Durch Pildners freien Umgang mit dem lebendigen Material und seine Fähigkeit, traditionelle Bearbeitungsverfahren mit einer neuen künstlerischen Formensprache zu verbinden, entstehen massive, dickwandige, archaische Gefäßobjekte und Oberflächen, die das Material Holz kraftvoll zur Geltung bringen und dabei die Grenzen des Gewohnten sprengen.

Dabei ist Holz für den Drechsler und Bildhauer nicht bloßes Trägermaterial, sondern das unbearbeitete Holz ist für ihn bereits ein Inbegriff seines Werks. Nicht nur das Schicksal des Baumes, auch die Holzart prägt den Charakter, ablesbar in der spezifischen Maserung des Holzes, an der typischen Farbigkeit der Art. Von all diesen Faktoren geht für Pildner große Inspiration aus

Diese verbindet sich mit viel Intuition fast wie im Dialog mit seinen teils in Skizzen notierten Formvorstellungen und findet – bei aller Klassizität der Aufgabe – zu einer eigenen Handschrift. Bei so viel Liebe zum Holz und so viel Achtung vor dem Baum erstaunt es nicht, dass aus dem Naturstoff Holz durch Thomas Pildner meist große und starke Gefäßkörper werden, die nicht nur eine markante Präsenz im Raum entfalten, sondern auch dem Holz viel Raum geben, sich selbst auszudrücken. Weit weg von dem Holznapf und Holzlöffel, der schlichtesten Form, das elementare Bedürfnis der Essensaufnahme zu gestalten, visualisieren seine individuell gedrechselte Holzschalen, ob mächtig oder zart, Naturphänomene und die künstlerischen Möglichkeiten, diese in einer Form einzufangen und zu uns sprechen zu lassen.„Holz ist so vielschichtig wie die Seele eines Menschen“, so der Künstler, dessen Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet wurden und in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten sind.

Seine Skulpturen anzusehen, bedeutet eine Entdeckungsreise in die Ästhetik der Drechsler- und Bildhauerkunst.



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