Kronberg (pf) – Es war in der Tat ein „Finale Grande“, das Abschlusskonzert mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach und der virtuosen Bratschistin Tabea Zimmermann, mit dem zum 30. Geburtstag der Kronberg Academy das zweite Festival im neuen Casals Forum am Tag der Deutschen Einheit zu Ende ging. Ausverkauft – wie alle 26 Konzerte in den dreizehn Festivaltagen. „Mein Eindruck war, dass Konzert für Konzert der Funke von der Bühne direkt ins Publikum gesprungen ist – und wieder zurück“, meinte Raimund Trenkler, Gründer und Intendant der Kronberg Academy. „Und ich habe mich dabei immer wieder an das Wunschbild erinnert gefühlt, das Pablo Casals einmal so formuliert hat: Ich sehne den Tag herbei, an dem alle Völker dieser Erde sich zusammenfinden wie in einem großen Konzertsaal: glücklich geeint von Liebe zum Schönen.“
Allen Künstlerinnen und Künstlern dankte er für die vielen musikalischen Sternstunden, die sie ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bescherten. Ganz besonders dankte er Friedemann Eichhorn, dem künstlerischen Leiter und Direktor der Studiengänge, der das Programm des Festivals gestaltete. „Denn es war kein Tourneeprogramm, jedes Konzert ist eigens für dieses Festival entworfen worden“, betonte Trenkler.
Sein Dank galt weiter allen Förderern des Festivals und Karin Wolff, Vertreterin des Kulturfonds FrankfurtRheinMain, einem ganz wesentlichen Förderer, die das Abschlusskonzert mit Grußworten einleitete. Besonders herzlich aber dankte er dem Kronberg Academy-Team, das mit großem persönlichen Engagement und Leidenschaft das Festival nicht nur vorbereitete, sondern auch Tag für Tag zur Stelle war, damit alles reibungslos über die Bühne gehen konnte.
Das Konzert begann mit Gioachino Rossinis Ouvertüre aus der Oper „Wilhelm Tell“, die mit überraschend zarten Cellotönen beginnt, dann mit dramatischem Stimmungswechsel die bedrohlichen Lebenssituationen des Schweizer Freiheitskämpfers thematisiert ehe sie mit dem berühmten Galopp der Helden endet, der immer wieder in Filmmusiken zu hören ist.
Das Viola Konzert von Béla Bartók, das Tabea Zimmermann danach temperamentvoll und virtuos interpretierte, hatte die grandiose Bratschistin selbst arrangiert und von den Ergänzungen befreit, die Bartóks Schüler Tibor Serly nach dem Tod des Komponisten hinzugefügt hatte. Der war, schon unheilbar an Leukämie erkrankt, selbst nicht mehr dazu gekommen, die Partitur niederzuschreiben. Das Violakonzert, sein letztes Werk, hatte er auf Wunsch des Bratschisten William Primrose im Exil in den USA im Sommer 1945 geschrieben. Mit Bravorufen und anhaltendem Applaus rief das Publikum Tabea Zimmermann, nachdem der letzte Ton verklungen war, immer wieder zurück auf die Bühne, wo sie sich mit der Zugabe „In Nomine-all‘ongherese“ aus dem Zyklus „Signs, Games and Messages“ von György Kurtágs bedankte.
„Eine wunderbare Reise nach Italien“, hatte Raimund Trenkler den Konzertbesuchern zum Abschluss seiner Ansprache gewünscht. Auf die nahm das hr-Sinfonieorchester das Konzertpublikum mit und spielte Felix Mendelssohn Bartholdys vierte Sinfonie, die „Italienische“, strahlende Musik voller südlicher Sonne, Lebenslust und Leidenschaft. Auch hier gab es zum Dank begeisterten, nicht enden wollenden Applaus.
Er galt dem Orchester ebenso wie seinem Dirigenten Christoph Eschenbach, der immer wieder auf die Bühne gerufen wurde, um sich zu verneigen. Ein „Finale Grande“ eben, wie es gelungener und stimmungsvoller nicht hätte sein können.