Kronberg (kb) – Wenn man in eine Bücherei geht, dann sucht man in der Regel etwas zum Lesen, zum Hören oder zum Schauen. Das war und ist in der Kronberger Stadtbücherei in der Hainstraße 5 nicht anders. Allerdings gibt es dort für die Kundschaft seit Anfang Februar auch etwas zum Bohren, zum Putzen oder zum Spielen. Die neu eröffnete „Bibliothek der Dinge“ macht es möglich. 38 Elektrogeräte, Werk- wie auch Spielzeuge und einiges mehr warten darauf, kostenlos ausgeliehen und eingesetzt zu werden – an der heimischen Hecke, auf den Sofa-Polstern oder im Kinderzimmer.
„Die Nintendo-Switch ist schon weg“, konstatierte Daniela Barbu am Morgen des Eröffnungstags beim Blick auf das große Regal gleich neben dem Empfangstresen. So ganz überraschend sei das nicht, schiebt die Leiterin der Kronberger Stadtbücherei nach. Die Spielkonsole im Mini-Format dürfte zu den künftigen Rennern unter den ausgeliehenen „Dingen“ zählen. Das hatte sich schon beim Blick auf die Wunschzettel angedeutet, die die Nutzer der Stadtbücherei in Vorbereitung auf die „Bibliothek der Dinge“ einreichen konnten. Jeder Kunde und jede Kundin konnte mitmachen und aufschreiben, welches Gerät man gerne einmal ausleihen würde. Und da stand die Mini-Konsole gleich mehrfach drauf. Genauso wie eine Sony Playstation, die in Version „4“ ebenfalls im Regal zu finden ist. Barbu: „Wir wollen jetzt erst einmal schauen, wie das Angebot angenommen wird. Nachsteuern können wir dann immer noch.“ Zum Beispiel bei der Anschaffung weiterer oder neuerer Spielkonsolen.
Einmal mehr steht dem Team der Bibliothek dabei der „Freundeskreis der Stadtbücherei“ unterstützend zur Seite. Nachdem die Freunde der Bibliothek bereits die Anschaffung der
ersten 38 Dinge mit 1.000 Euro unterfüttert hatten, sind sie auch gerne bereit, weitere Ankäufe zu fördern. „Die ,Bibliothek der Dinge‘ ist aus unserer Sicht eine tolle Erweiterung des Angebots unserer Stadtbücherei. Das unterstützen wir sehr gerne“, unterstreicht Brigitte Palm-Backhaus, stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises. Und das nicht nur beim Kauf neuer Spielsachen, zu denen klassische Stelzen, ein Hula-Hoop-Reifen oder Springseile ebenso zählen wie die kindgerechten Mini-Roboter „Bee“ und „Dash.“
Der Blick ins Regal offenbart vielmehr ein buntes wie nützliches Sammelsurium an großen und kleinen Dingen, die auch Erwachsenen das Leben leichter machen können. Von der elektrischen Heckenschere bis zur Bohrmaschine, von der Action-Cam bis zum Etiketten-Drucker ist vieles dabei, was man in Haus und Garten sicher mal gebrauchen kann, aber nicht gleich kaufen will.
„Ich denke, das ist eine sehr interessante und noch dazu kostenlose Alternative für alle, die
ein Gerät nur für ein bestimmtes Projekt benötigen oder erst einmal ausprobieren möchten“, sieht auch Kronbergs Bürgermeister Christoph König im neuen Angebot eine echte Bereicherung für die Stadtbücherei und vor allem deren Kundschaft. Und der Rathauschef hat auch schon selbst das eine oder andere im Blick, was er bei Gelegenheit einmal ausleihen möchte. König: „Der Teppich- und Polsterreiniger ist ganz sicher so etwas, was man mal braucht. Da käme die Leih-Option wie gerufen.“
Sogar für angehende Sternengucker und ganz Detailverliebte gibt es neuerdings mit einem Teleskop wie auch einem Mikroskop die passenden Dinge in der Bibliothek. Wer sich bereits vor seinem Besuch in der Bücherei einen genauen Überblick verschaffen möchte, was alles ausgeliehen werden kann, der wird online fündig. Unter https://open.kronberg.de sind auf der Homepage der Stadtbücherei alle Sachen aufgelistet. Ausgeliehen werden kann pro Ausweis und Person immer nur ein Gegenstand, eine Vormerkung für einzelne Geräte ist möglich.
Bleibt noch die nicht ganz unwesentliche Frage zu beantworten, wie man sich die Sachen aus der Bibliothek ausleihen kann? „Zunächst einmal muss man natürlich als Kunde oder Kundin bei uns registriert sein und einen eigenen Büchereiausweis bei uns vorlegen können“, erklärt Bücherei-Leiterin Daniela Barbu. Zudem müssen die Nutzer, die etwas ausleihen wollen, mindestens 18 Jahre alt sein und mit ihrer Unterschrift auf einem Formblatt die Nutzungsbedingungen anerkennen und einen Haftungsausschluss unterzeichnen.
Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Kunden unter anderem dazu, die Gegenstände ordnungsgemäß, pfleglich und zweckentsprechend zu benutzen, bei Verlust, Diebstahl oder Beschädigung der Gegenstände identischen Ersatz zu leisten und sie nach maximal drei Wochen, ohne Verlängerung, wieder zurückzugeben. Ob darauf auch Verlass sein wird – eine Bohrmaschine ist schließlich kein Buch? „Das Vertrauen müssen wir haben, und das haben wir auch. Zumal uns auch andere Büchereien, die ihren Kunden vergleichbare Angebote machen, bereits bestätigt haben, dass es funktioniert“, unterstreicht Daniela Barbu.
Übrigens: Im Taunus sollte die Kronberger Stadtbücherei aktuell mit bei den ersten Bibliotheken sein, in denen man nicht nur Dinge zum Lesen, Hören oder Sehen ausleihen kann, sondern auch zum Bohren, Putzen und Spielen.