Bücher sind Schlüssel für Freiraum und Fantasie – Silke Schellhammer las aus „School of Talents“

Silke Schellhammer verstand es geschickt, die Kinder einzubeziehen.

Kronberg (hmz) – Am „Welttag des Buches“ war die Autorin Silke Schellhammer zum zweiten Mal zu Gast in der „Stadtbücherei“. Vor Schülerinnen und Schülern der Kronthal-Schule blätterte sie die wirklich fabelhafte Unterrichtswelt für Kinder mit ganz besonderen Begabungen auf. Inzwischen ist ihr siebter Band aus der Reihe „School of Talents“ erschienen und gespannt verfolgten die kleinen Zuhörer die neuen fiktiven und spannenden Abenteuer von Alva und ihren Freunden.

Bei dem Wort „Talent“ denken die meisten wohl spontan an etwas ganz Herausragendes und Ungewöhnliches. Neurobiologen aber betonen: Talent hat tatsächlich jeder, nur wo, das sollte herausgefunden werden. Was genau macht also ein Talent eigentlich aus? Fachleute definieren es ganz einfach: Talent hat, wer richtig gut in bestimmten Bereichen ist, und zwar besser als der Großteil seiner Mitmenschen. „Ich bin davon überzeugt, dass alle Kinder Talente haben, die meisten davon werden in der Schule gar nicht erfasst. Dafür gibt es auch keine Noten. Doch unter dem Strich zeigt sich, dass Kinder sehr viel mehr können, als gemeinhin in der Schule als Leistung gewertet wird.“

Blick in Kinderseelen

Die Mutter von drei Kindern spricht aus Erfahrung und so sind ihre Bücher ein Plädoyer, Kindern Freiräume und Zeit zu lassen, um herauszufinden, was sie wirklich fasziniert. Kreativität und Fantasie sollten also auch in Kindern gestärkt werden. Sie fördern Problemlösung sowie soziales Verhalten und regen dazu an, eigene Geschichten zu schreiben. Wie viel Spaß es macht, sich in der Fantasiewelt eines Kindes zu verlieren, wurde in der Lesung von Silke Schellhammer deutlich, die Blicke in der Kinderseelen wirft und Geschichten schreibt, in denen sich die Kinder wiederfinden können. Ihre liebenswerte kleine Protagonistin heißt Alva und sie kann Tiere verstehen – für sie unheimlich anstrengend, wenn sie sogar hört, wie Fliegen sich unterhalten. Alva kann alle Tiere verstehen, was ihre Welt nicht gerade leise und angenehm macht. Schlimmer noch, sie wird ausgegrenzt, weil sie oft ihren Gedanken nachhängt, nicht bei der Sache ist oder nicht zuhört. Und ja, Alvas Talent ist ungewöhnlich, doch dann erfährt sie, dass ihr Onkel Thomas die Gedanken aller Menschen lesen kann. Außerdem ist dieser Onkel Schulleiter einer ganz besonderen Schule und lädt Alva ein, mit ihm an diese Schule auf die Nebelinsel zu kommen. Dort hat jedes Kind ein besonderes Talent, manche können sich ganz klein machen, andere sich in einen Drachen verwandeln oder aber das Wasser beherrschen. Und alle Kinder sollen lernen, mit diesen Talenten zu leben. Unterricht? Eigentlich nicht, dafür aber ein lehrreiches Chaos. Hatte sich Alva vorher noch gewünscht, ein ganz normales Kind zu sein, lernt sie jetzt, jeden so zu nehmen, wie er ist. Ein Lehrstück über Akzeptanz und Toleranz, äußerst humor- und schwungvoll erzählt. Auffallend auch die sehr schönen und stimmigen Illustrationen von Simona Ceccarelli.

Quirliges Chaos

Die Autorin Silke Schellhammer, im Jahr 1967 in Baden-Württemberg geboren, lebt und arbeitet in München. Sie unterrichtete nach ihrer Ausbildung und Praxisjahren an diversen Schulen für Physiotherapie und schrieb als freie Autorin für wissenschaftliche Verlage. Doch so spannend Motoneurone auch sein mögen, führen sie meistens ein eher beschauliches Dasein, über das sich nur sehr wenig Fantasievolles berichten lässt. Deshalb findet das quirlige Chaos des Alltags seinen Platz in ihren Erzählungen für Kinder und Jugendliche.

Sie selbst wuchs in einer Großfamilie auf, „in der viele Geschichten erzählt wurden. Sie waren nicht unbedingt wahr, aber immer gut. Das Erstaunen darüber, wie großartig wirkliche und erfundene Begebenheiten nebeneinander existieren können und dass Realität letztendlich eine Frage der Wahrnehmung ist, ließen mich mit dem Schreiben beginnen“. Schülerinnen und Schüler der Kronthal-Schule warten schon ungeduldig auf den achten Band und so war die Frage, wie lange es dauert, ein Buch zu schreiben, verständlich. Zwischen sechs und acht Monate dauert es bei Silke Schellhammer und nach ihrem Lieblingsbuch gefragt war „Der kleine Wassermann“ von Ottfried Preußler die Antwort. Ihr erstes Buch habe sie im Alter von sieben Jahren innerhalb von zwei Stunden geschrieben, die Blätter habe sie geheftet und die „Erstausgabe“ ins Bücherregal ihrer Eltern gestellt, der Anfang war gemacht.

Ermöglicht wurde diese Lesung durch den „Freundeskreis der Stadtbücherei“, vertreten durch Mirja Haake und Brigitte Palm-Backhaus. Den Besuch in der Stadtbücherei hat Stefanie Schmidt-Isenthal koordiniert. Gute Bücher können wichtige Lektionen vermitteln und eine davon ist: Jedes Kind hat Talente.

Die Kronthal-Schule war diesmal zu Gast in der Stadtbücherei. Fotos: Muth-Ziebe

Weitere Artikelbilder



X