Ein “Burg-Schrat“ mit Herzblut und Begeisterung - Jörg Kemper bringt seit Jahren Anspruch und Gegebenheiten unter einen Hut

Kronberg (hmz) – Wenn bei einem Event alles wie am Schnürchen laufen soll, braucht es jemanden mit Erfahrung, einem hohen Maß an Flexibilität, einem guten Auge für Details, Kreativität, einem ausgeprägten Organisationstalent sowie einer angemessenen Zeiteinteilung. Und das Wichtigste: Auch eine kommunikative Stärke muss er besitzen und „verkaufen“ können. Dies alles in einer Person vereint zu finden ist ein Glücksfall, von dem die Burg Kronberg seit dem Jahr 2017 profitiert. Das Jahr, in dem das langjährige Mitglied und eines der „Urgesteine“ im Burgverein, Jörg Kemper, sich aus dem aktiven Berufsleben zurückziehen konnte und damit begonnen hat, sich, anstatt seine Reiseziele zu verfolgen, für den Bereich Veranstaltungen zu engagieren. „Unsere Vorsitzende, Martha Ried, hat mich damals gebeten, Events auf der Burg zu koordinieren und zu betreuen. Da wusste ich allerdings noch nicht, was auf mich zukommen würde. Inzwischen haben wir zwischen 20 und 40 Veranstaltungen jährlich auf der Burg und ich bin bei jeder vom Anfang bis zum Ende um ein Uhr nachts dabei, damit nichts aus dem Ruder läuft.“ Jörg Kemper erwähnt in diesem Zusammenhang das Konfliktpotenzial bei Ruhestörungen und die Einhaltung der geforderten hohen Standards bei Denkmal- und Brandschutzauflagen. Das immer in den passenden Kontext bringen und die erforderlichen Notwendigkeiten plausibel zu machen, braucht viel Fingerspitzengefühl. „Ich muss häufig den Anspruch der Veranstalter und das Machbare auf der Burg unter einen Hut bringen. Da liegen wir oft weit auseinander. Ich erwähne nur die Parksituation auf der Burg und die räumlichen Gegebenheiten, in denen nicht alles möglich ist.“

Jörg Kemper, der „Burg-Schrat“ wie er sich selbst nennt, hat selbstredend genaue Kenntnisse über die Burg und über die Geschichte des Prinzengartens, des Terracottasaals sowie des Wappensaals. Bevor eine Veranstaltung zugesagt wird, werden alle drei Möglichkeiten unter seiner Führung besichtigt und dann erst über die Umsetzbarkeit entschieden. Dabei spiele die Personenzahl und der Veranstaltungscharakter eine Rolle. Bei der Organisation jeder Veranstaltung, meistens seien sie privater Natur, sei zunächst nichts festgelegt – alle Details müssten den räumlichen Voraussetzungen angepasst werden, bevor eine Zusage erfolgt. „Dabei geht es natürlich auch um Preise, die ich wissen muss. Auch ein geschicktes Verkaufstalent ist von Vorteil, ohne dabei aufdringlich zu sein. Ich biete in diesem Zusammenhang gerne unsere Burgführungen an, um sich mit der Historie und der Bedeutung der Burg besser vertraut zu machen und einen Bezug dazu aufzubauen.“ Bei allen weiteren Herausforderungen bemühe er sich, lösungsorientiert zu bleiben und flexibel zu reagieren, wenn es erforderlich werde. „Allerdings behalte ich das Ziel immer im Auge. Alles Vorteile, die neben meinem Durchsetzungsvermögen und den gepflegten Umgangsformen aus meinem Berufsleben herrühren. Ich hatte es mit Finanzen und Controlling zu tun.“ Dies alles ehrenamtlich zu bewältigen lässt erahnen, wie viel Tatendrang und Leidenschaft dahinter stecken, um die ambitionierten Aufgaben zu meistern. In den jeweiligen Vorgesprächen filtere er die Interessen und Bedürfnisse heraus und versuche, eine Bindung zu den Besucherinnen und Besuchern aufzubauen. Dabei werde er mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen konfrontiert. Da sei beispielsweise ein verbindliches und hilfsbereites Auftreten gefragt, zudem müsse er mit einer Reihe verschiedener Dienstleister und Menschen interagieren, um sicher zu stellen, dass eine Veranstaltung reibungslos laufe. Gerade auch dann, wenn unvorhergesehen Probleme auftreten würden.

„Dabei zählen wirklich die kleinen Dinge. Ich muss genauer hinschauen, wobei ich im Zusammenhang mit der eigentlichen Veranstaltung nichts organisiere, nur das Drumherum. Ich gebe eine To-do-Liste an die Hand, die den Ablauf auf der Burg regelt.“ Er treffe mit den unterschiedlichsten Menschen und Nationalitäten zusammen. Dabei sei es von entscheidender Bedeutung, gut zuzuhören und sich auf die Wünsche und Fragen soweit es geht einzulassen. Idealerweise könne er immer die aktuellsten Informationen zu Fragen nach praktischen Informationen über und zur Burg, Anreise, WLAN-Anschlüssen, Transportmöglichkeiten wie etwa Taxiunternehmen, Übernachtungsmöglichkeiten und Technik rund um die Organisation, inbegriffen Auf- und Abbau, liefern. Häufig müsse er Caterer nennen, günstig sei dann jemand, der bereits auf der Burg gecatert habe, er könne ortsansässige Fotografen empfehlen, DJs, Blumengeschäfte und Gastronomen. Nach fast jeder Veranstaltung dann das gleiche Feedback: Begeisterung und Dankbarkeit. „Das genau ist es, warum es mir schwer fallen wird, das Amt abzugeben, aber es muss bald sein, damit ich das mache, was ich ursprünglich vorhatte, nämlich mit meiner Frau auf lange Reisen zu gehen.“ Wer immer die Nachfolge antritt: Die Struktur, die Organisationsabläufe und ein gut funktionierendes Netzwerk sind aufgebaut. Aber es ist wie immer, Funktionen können ersetzt werden, aber nicht die Menschen, die sie mit Herzblut und viel Engagement erfüllt haben. Dieser Burg-Schrat jedenfalls ist weder kauzig noch ein Einzelgänger aber er hat eine „magische“ Fähigkeit: Menschen für die Kronberger Burg und deren Geschichte zu begeistern. Er wird fehlen.

Der Prinzengarten auf der Kronberger Burg ist ein beliebter Veranstaltungsort.

Fotos: Muth-Ziebe

Jörg Kemper

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