Kronberg (war) – Am 15. November 1948 verstarb mit Emil Rumpf der letzte „offizielle“ Vertreter der Kronberger Malerkolonie, die einst zu ihrem Höhepunkt um das Jahr 1900 ungefähr 40 feste Mitglieder umfasste. Zuvor war bereits im März desselben Jahres der Kunstmaler Fritz Wucherer in der Burgstadt verschieden. Der als Junggeselle in der Doppesstraße 4 verstorbene Rumpf wurde auf dem Kronberger Friedhof neben seiner Schwester Thekla beerdigt. Emil Rumpfs Weg zum Maler und Zeichner war quasi vorgezeichnet, da sein Vater, Philipp Rumpf, bereits dieselbe Profession ausübte und ein bedeutendes Mitglied der hiesigen Malervereinigung gewesen war, nachdem die Familie 1875 von Frankfurt nach Kronberg in die Katharinenstraße 5 gezogen war. Auf diesem Weg wurde der am 24. Februar 1860 in Frankfurt am Main geborene Emil schon sehr früh mit seinen späteren Malerkollegen vertraut. Nachdem Vater Philipp seinem Sohn die ersten Grundlagen im Malen beigebracht hatte, setzte Emil seine Ausbildung an den Kunstakademien in Düsseldorf und Karlsruhe fort. In der badischen Kunstmetropole war der bekannte Schweizer Künstler Caspar Ritter sein Mentor, der 1887 für kurze Zeit auch am Städelschen Kunstinstitut im Fach Figurenmalerei unterrichtete. Nach dem Studium trat Emil als Illustrator von Büchern – darunter sind einige für Kinder –, Karikaturist, Genre- und Militärmaler sowie Aquarellist hervor. Durch den Kontakt zu seinem Malerkollegen Adolf Schreyer, dem so genannten „Pferde-Schreyer“, in Kronberg hielt er ebenfalls gerne Pferde bildlich fest. Das zeigt sich beispielsweise in seinen Illustrationen zu den damals sehr bekannten Büchern „Das Soldatenleben im Frieden“ und „Wachstubenabenteuer“, die von dem Schriftsteller und Kriegsberichterstatter Friedrich Wilhelm von Hackländer stammten und in zahleichen Neuauflagen damals immer wieder neu aufgelegt wurden.
Im Jahr 2021 publizierte die Stadtarchivarin Susanna Kauffels mit dem Kunsthistoriker Dr. Martin Schmidt-Magin im Auftrag der Stadt Kronberg das „Cronberger Historische Bilderbuch“. Laut Kauffels enthält das Werk „etwas Außergewöhnliches“ mit „einem „bisher unbekannten Zyklus von 14 handsignierten Tuschzeichnungen des Malers Emil Rumpf.“ Wieder ans Licht geholt hat die Abbildungen Uwe Opper, der in der Streitkirche seine gleichnamige Kunstgalerie unterhält, bei den Nachkommen der Frankfurter Brauereifamilie Binding. Ursprünglich hatte einst Conrad Binding, der Gründer der gleichnamigen Bierbrauerei, das Bildwerk wohl gekauft. Nachdem Opper im Jahr 2019 die Rumpfschen Bilder von den Erben erworben hatte, bot er sie der Stadt Kronberg zum Kauf an. Diese konnte die Zeichnungen dank finanzieller Unterstützung der Liselott und Klaus-Rheinberger Stiftung in Besitz nehmen. Die Motive, ungefähr im Jahr 1900 entstanden, zeigen Episoden aus der Kronberger Stadtgeschichte mit jeweils kurzen Beschreibungen des Dargestellten. Die Bilder lassen sich jedoch nur zum Teil auf historisch belegbare Begebenheiten zurückführen, da Rumpf sich vorbehielt, die Ereignisse durchweg recht frei zeichnerisch zu interpretieren. Der Künstler habe mit „diesem Bilderbuch bis auf wenige Ausnahmen ‚alternative Fakten‘ in die Welt gesetzt“, so die Meinung von Kauffels. Rumpfs Intention, warum er die Zeichnungen letztlich anfertigte, ist nicht mehr sicher zu eruieren. Es besteht jedoch laut Kauffels die Vermutung, dass er ein Bilderbuch für Erwachsene im Sinn hatte. Vielleicht hatte Rumpf sogar auf Kaiserin Friedrich als Adressatin abgezielt, die sich für die Geschichte der Kronberger Adelsfamilie sehr interessierte und sich mit dem Adelsgeschlecht aus dem Taunus sogar weitläufig verwandt sah. Dafür spräche, dass der Bilderreigen mit dem Stammbaum der hiesigen Ministerialen beginnt und mit Schloss Friedrichshof als damals gerade fertiggestelltem Witwensitz der Kaiserin endet. Ihr Tod im August 1901 hatte die Realisierung dieses Vorhaben aber zunichtemachte. Wer weiß?
Das „Cronberger Historische Bilderbuch“ respektive das Titelblatt Fotos: Ried
Zwei Karikaturen zum Soldatenleben von Emil Rumpf