„Engagement ist nie selbstverständlich, für die Gesellschaft allerdings elementar“

Die #Youngagiert-Award-Gewinnerinnen und -Gewinner mit Staatsminister Axel Wintermeyer (rechts) und youfm-Moderator Marvin Fischer bei der Preisverleihung. Einer der geehrten Ehrenamtlichen (der Dritte von rechts) ist SGO-Fußballer und -Trainer Lukas Köpf aus Oberhöchstadt
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Foto: Hessische Staatskanzlei

Kronberg/Wiesbaden
(mw/kb) – Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat kürzlich junge Ehrenamtliche mit dem #Youngagiert-Award ausgezeichnet. Außerdem würdigte er die Gewinnerinnen und Gewinner des Weltverbesserer-Wettbewerbs der Hessischen Landesregierung. „Allzu oft kriegen junge Menschen zu hören, dass sie sich stärker in die Gesellschaft einbringen sollten. Dabei engagieren sich viele bereits heute schon für das Gemeinwohl. Sie kümmern sich etwa um die Jugendfeuerwehr, bauen Nistplätze für heimische Vögel oder stärken die Demokratie“, erklärte der Chef der Staatskanzlei. „Mit dem #Youngagiert-Award und den Weltverbesserer-Projekten rücken wir diese jungen Menschen ins Rampenlicht. Wir möchten sie in ihrem Engagement bestärken und zeigen, was sie im Stande sind zu leisten. Die Preisträgerinnen und Preisträger, die wir auszeichnen, bringen sich in außerordentlicher Weise für die Gesellschaft ein. Sie sind echte Vorbilder für uns alle“, ergänzte Wintermeyer.

Da der #Youngagiert-Award pandemiebedingt im vergangenen Jahr nicht übergeben werden konnte, wurden die Preisträgerinnen und Preisträger aus 2021 und 2022 ausgezeichnet. Insgesamt erhielten also 14 junge Ehrenamtliche die Auszeichnung. „Das ehrenamtliche Engagement junger Menschen ist bedeutend, denn nur so können Vereine und Initiativen auch in der Zukunft noch bestehen – sei es der Sportverein, die Freiwillige Feuerwehr oder das Orchester.“

Einer der 14 jungen Ehrenamtler ist Lukas Köpf aus Oberhöchstadt, der sehr überrascht über die Ehrung war. Vorgeschlagen hatte ihn SGO-Jugendleiter Stephan Bohr. „Letztendlich kam ich ja über den Spaß am Fußballspielen in die Rolle, als Trainer Verantwortung zu übernehmen“, blickte der 20-Jährige zurück. „Bei den Menschen, die ich im Rahmen der Preisverleihung kennengelernt habe, steht das Helfenwollen deutlich mehr im Fokus als bei mir, sei es als bewusste Entscheidung oder aufgrund von Erfahrungen in ihrem Leben, die sie gemacht haben.“ Fußball sei für ihn, der seit seinem sechsten Lebensjahr Fußball spielt, einfach „die schönste Nebensache der Welt“. Man kann hier gemeinschaftlich etwas für seine Gesundheit tun und sich dabei in seiner Persönlichkeit prima weiterentwickeln, stellte er fest. Dass es ihm nicht reichte, die Regeln seiner Trainer zu befolgen, sondern er sich schon in Jugendjahren dachte, dass er einige Dinge gerne anders und vielleicht auch besser machen würde, liegt sicherlich an Köpfs Ehrgeiz. Den jedenfalls erwähnte auch Bohr in seinem Vorschlag für den #Youngagiert-Award. „Köpf sucht sich kontinuierlich neue Herausforderungen“, ist darin zu lesen. Lukas Köpf musste grinsen. Das sei auf jeden Fall richtig beobachtet, meinte er und manches Mal sei sein Anspruch an sich oder sein Gegenüber vielleicht auch zu hoch. Ziel sei dabei immer, die jungen Fußballer, die er drei Mal in der Woche trainiert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten voranzubringen. Es gehe ihm schon darum, die Jungs mental und körperlich zu fordern, sodass sie lernen, auch schwierige Situationen und Aufgaben zu meistern. „Nur so können sie über sich hinauswachsen“, ist sich Köpf sicher. Natürlich solle man nicht überfordern. Doch es sei gut, immer mal wieder ein Ziel anzuvisieren, auch wenn dieses unerreichbar erscheine. Nur auf diese Weise könne man wachsen. Für ihn gehört dabei das eigene Fordern selbstverständlich dazu. „Nur wenn ich mich mit vielen Trainern austausche, ihnen beim Training über die Schulter schaue, kann ich mein eigenes Training weiterentwickeln“, so Köpf, der beispielsweise den Anspruch an sich selbst hat, nicht durch immer gleiche Trainingsabläufe zu langweilen. Auch wenn ihn das in der Vorbereitung wesentlich mehr Zeit kostet, versucht er, dass kein Training dem anderen gleicht.

Stück für Stück ist Lukas Köpf in seine ehrenamtlichen Aufgaben hineingewachsen, ohne sich allzu große Gedanken über ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft zu machen. Doch dass man sich engagiert, wurde ihm durchaus vorgelebt. „Meine Mutter hat sich tatsächlich immer dort, wo meine Geschwister und ich aktiv waren, engagiert. Dass man sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringt, war mir also schon präsent“, überlegte er. Vor allem aber hat er Freude an der Bewegung, der Gemeinschaft, aber auch am Wettkampf und lernte bereits früh, seine Erfahrungen an jüngere Spieler weiterzugeben. Trotz allen Ehrgeizes und der Talentförderung – der Spaß steht immer an erster Stelle: „Denn nur, wenn der Spaß mitspielt, bleibt man lange dabei.“

„Lukas engagiert sich für den Jugendfußball und fördert und bildet Jugendliche aus. Gleichzeitig führt Lukas ältere Jugendliche gezielt in die Trainertätigkeit ein und ist Vorbild für viele unserer Jugendlichen. Er setzt sich vereinsübergreifend ein, sowohl in seinem Heimatverein SG-Oberhöchstadt als auch bei der Gesamtschule AKS in Kronberg mit 1.500 Kindern. Sein Engagement hat er professionalisiert, indem er freiwillig bei der Fußballschule des Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 hospitierte und anschließend in den Trainerkader aufgenommen wurde“, so das Kurzporträt über ihn bei der Preisverleihung am Abend im Casino-Anbau des Uni-Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt. Diesen Einsatz von Jugendlichen für andere zu würdigen, sei das Anliegen von #Youngagiert, unterstrich Wintermeyer. Der Preis ist ein Baustein der Engagement-Förderung der Hessischen Landesregierung und ergänzt die Ehrenamtskampagne #deinehrenamt. Außer dem Preis erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger des #Youngagiert-Awards die Möglichkeit der Teilnahme an einen Workshop oder einer Fortbildung ihrer Wahl im Bereich des ehrenamtlichen Engagements.

Staatsminister Axel Wintermeyer würdigte weiter elf Weltverbesserer-Projekte unterschiedlicher Vereine und Initiativen. Dabei werden Projekte junger Menschen prämiert, die sich mit tollen Ideen und Eigeninitiative besonders für das Allgemeinwohl einsetzen. „Gerade die Pandemie hat gezeigt, was junge Menschen für die Gesellschaft leisten. Viele von ihnen haben ohne große Aufrufe den Hund des Nachbarn ausgeführt und Botengänge für ältere Menschen erledigt“, sagte er. „Engagement ist nie selbstverständlich, für die Gesellschaft allerdings elementar. Wir brauchen weiter Menschen, die sich einbringen und zum Zusammenhalt beitragen“, so der Chef der Staatskanzlei. Die Projekte der Weltverbesserinnen und Weltverbesserer erhalten jeweils 500 Euro als Preisgeld.

Durch den Abend begleitete youfm-Moderator Marvin Fischer. Für die Musik sorgten dann DJ Michael Blaze und Rami Hattab.

Lukas Köpf, der als Trainer bereits die DFB B-Lizenz erworben hat, hatte beim Gespräch mit dem Kronberger Boten schon einen langen Tag hinter sich: Morgens hatte er in Darmstadt – dort studiert der angehende Wirtschaftsingenieur – eine Klausur geschrieben, anschließend, nach einem kurzen Mittagessen mit Studienfreunden, ging es als Trainer für die Fußballschule in Mainz weiter zum Fußballcamp in der Nähe von Wiesbaden, danach zu seinen Jungs (U13) auf den SGO-Sportplatz. Ob das nicht ein bisschen zu viel ist? „Nein“, sagte er, „abends hier auf dem Sportplatz zu sein, Training zu geben oder selbst zu spielen, das ist die eigentliche Konstante in meinen Leben.“

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