Fachkräftemangel und viele offene Fragen bei der Planung neuer Rettungswachen – DRK steht vor großen Herausforderungen

Kronberg. – Große Herausforderungen bei der Suche nach geeigneten Standorten für die neuen Rettungswachen in Oberursel und Königstein, fortschreitender Fachkräftemangel im Rettungsdienst und in der Pflege sowie das laufende, aber bald abgeschlossene Bewerbungsverfahren um den Bau und den Betrieb der neuen Rettungswache in Friedrichsdorf-Köppern standen im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus am Mittwoch in der Stadthalle.

Kreisvorsitzender Jürgen Banzer zeigte sich mit der Arbeit des DRK und dessen Ansehen sehr zufrieden. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, sagte aber auch, dass diese mit dem, was sie tun, in der Öffentlichkeit präsenter seien als das DRK. Die jüngst geworbenen 659 Neumitglieder seien zwar ein Beweis für das Ansehen des DRK in der Öffentlichkeit. Es müsse sein vielfältiges und hochprofessionell bespieltes Arbeitsspektrum künftig aber noch intensiver kommunizieren, um sich so besser im Bewusstsein der Bevölkerung zu platzieren, sagte Banzer. Es müsse bewusst werden, dass im vielfältigen sozialen Bereich eine weitestgehend ehrenamtlich arbeitende Organisation wie das DRK auf Dauer in diesem Umfang nur erfolgreich sein könne, wenn diese Arbeit durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert werde. Dass eines Tages vielleicht alle 230.000 Hochtaunusbürger Mitglied im DRK sind, sei zwar ein sympathischer Gedanke, aber doch eher unwahrscheinlich, meinte eraugenzwinkernd, rief aber dazu auf, in der Mitgliederwerbung nicht nachzulassen.

Wie nach ihm Kreisgeschäftsführer Axel Bangert, zeigte sich auch Banzer zuversichtlich, dass das DRK das Rennen um die auf rund 1,5 Millionen Euro taxierte Rettungswache in Köppern gewinnen wird. Die Entscheidung fällt erst am 29. November im Kreisausschuss des Hochtaunuskreises. Demzufolge fasste die Delegiertenversammlung einstimmig einen Vorsorgebeschluss, der den Kreisverband ermächtigt, bei Vorliegen des Zuschlags im festgelegten Kostenrahmen unverzüglich tätig zu werden.

Bangert sagte vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Ökonomisierung im Gesundheitswesen: „Der Fachkräftemangel in der Region trifft uns mit voller Härte.“ So fehlten weiterhin 12 Notfallsanitäter. Zur Entschärfung der Situation könne ein Notfall-Krankentransportwagen beitragen. Hierüber sei man mit dem Hochtaunuskreis im Austausch. Zur Entspannung trage auch die für die Dauer der langwierigen Straßenbaumaßnahmen in Niederreifenberg neu eingerichtete Abfahrtstelle für den Rettungsdienst bei, so könnten die Hilfsfristen für die Schmittener Ortsteile weitestgehend sichergestellt werden.

Auch im mit 105 Bewohnern zu 98 Prozent ausgelasteten Altenwohn- und Pflegeheim Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg herrsche Fachkräftemangel. Durch jüngste Neueinstellungen sei die Fachkräftequote nun aber erfüllt.

Nach wie vor schwierig gestalte sich die Planung der neuen Rettungswachen sowie der Unterkünfte der Ortsvereinigungen, die diese ohne kommunale Hilfe aber kaum realisieren könnten. Für den geplanten Umbau des Verwaltungsgebäudes in der Kaiserin-Friedrich-Promenade in Bad Homburg sei eine Machbarkeitsstudie erstellt worden, um Möglichkeiten der Bebaubarkeit, der Ausnutzung des Grundstücks und das Nutzungskonzept auszuloten. Weitere Abstimmungen seien aber noch nötig.

Bangert sprach zwar von guten Verhandlungen, da es eine Fülle von Belangen zu berücksichtigen gelte, aber auch von sehr langwierigen. In Oberursel und Königstein sei die Standortsuche für die neuen Wachen wegen der Abdeckung der Hilfsfristen, aber auch der sehr hohen Grundstückskosten sowie der Vorgaben der Kommunen, des Baurechts, der Verkehrsbehörden und des Denkmalschutzes äußerst schwierig, sagte Bangert. Wann er hier Vollzug melden könne, sei völlig offen. Banzer hatte zuvor erklärt, dass sich nach seiner Erwartung die Probleme innerhalb der nächsten zwei Jahre lösen lassen.

Mittelfristig will der Landesverband des DRK seine Pflegeschule in Kronberg durch einen größeren Neubau mit einem altersgerechten Wohnprojekt und einer 3-gruppigen Kindertagesstätte ersetzen. Ziel sei, so Bangert, dass der Kreisverband die Kita betreibt.

Bereitschaft am Limit

Breiten Raum nahmen die Berichte des Rotkreuzbeauftragten Uwe Riehl und des stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiters Steffen Osthoff ein. Beide betonten den enormen Arbeitsanfall unter anderem durch die inflationär steigende Zahl von Sanitätsdiensten zusätzlich zu den anderen Aufgaben. All das sei mit den vorhandenen, allesamt hochmotivierten Kräften kaum mehr möglich. Bei vielen ehrenamtlichen Helfern sei die „Work-Life-Balance“ längst aus dem Gleichgewicht geraten, sagte Osthoff. Der Gewinn des Hessischen Katastrophenschutzpreises aufgrund des innovativen Ausbildungskonzeptes der Kreisbereitschaftsleitung mache zwar stolz und sei natürlich auch Motivation. Auch Großeinsätze wie der Brand auf dem Gestüt Erlenhof sowie der Feldbrand bei Usingen hätten die Leistungsfähigkeit des DRK eindrucksvoll bewiesen. All das könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie wichtig es sei, neue Kräfte zu gewinnen, die Ausbildung weiter zu intensivieren und die Strukturen zu optimieren und zu straffen sowie die Aktivarbeit durch Schulungen auszubauen. Derzeit, das sei Fakt, könne bei steigenden Anforderungen mit dem vorhandenen Potenzial leider nur der Status quo gehalten werden. Es gelte daher, die Öffentlichkeit für diese Situation zu sensibilisieren, so Osthoff.

Personen

Wechsel an der Spitze des Jugendrotkreuzes im Hochtaunuskreis: André Seidel stand zehn Jahre an der Spitze des Jugendrotkreuzes im Hochtaunuskreis und wurde jetzt zum stellvertretenden Leiter der DRK-Nachwuchses auf Landesebene gewählt. Zwingend damit verbunden war die Niederlegung seines Postens im Taunus, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er zum Abschied meinte. Das JRK hat sich einstimmig auf Anika Wiese (Bad Homburg) als Nachfolgerin verständigt und die Entscheidung der Delegiertenversammlung des Kreisverbandes zur Bestätigung vorgelegt. Diese erfolgte ebenfalls einstimmig. Wiese war neben Stephanie Liedtke (Kronberg) bereits stellvertretende JRK-Kreisleiterin. Mit ihrem Aufrücken an die Spitze und dem Ausscheiden Seidels musste das Führungstrio ergänzt werden. Die Wahl der DRK-Jugend war auf Jonas Winkler (Neu-Anspach) gefallen.

24 Jahre lang war Willy Thomas beim DRK aktiv und lange Vorsitzender des Finanzausschusses des DRK-Kreisverbandes. Jetzt hat den 88-Jährigen wie er selbst sagte, „das Alter eingeholt“, sodass es an der Zeit sei, seinen Posten in jüngere Hände zu legen.

Kreisverbandsvorsitzender Jürgen Banzer würdigte die fast zweieinhalb Jahrzehnte währenden Verdienste Thomas’ als herausragendes Beispiel ehrenamtlichen Wirkens in Verbindung mit enormer fachlicher Kompetenz. Thomas habe es mit dem DRK Hochtaunus nicht immer leicht gehabt, sagte Banzer. Zum Nachfolger von Willy Thomas wurde Reinhard Gemander (Neu-Anspach) einstimmig gewählt. Gemander ist Kassenwart seines Heimat-Ortsverbandes Neu-Anspach.

Durch überaus langjährige Treue zum DRK und seinen Gliederungen zeichnen sich Dagmar und Wolfgang Schwemmer (Bergwacht Großer Feldberg), Hans Glaß (Friedrichsdorf) und Hans-Helmut Strabel (Kronberg) aus, jetzt wurden sie selbst ausgezeichnet. Im Rahmen der Delegiertenverammlung des DRK-Kreisverbandes würdigte dessen Vorsitzender Jürgen Banzer das über viele Jahrzehnte währende Engagement. Wolfgang „Wolf“ Schwemmer gehört der DRK-Bergwacht Großer Feldberg seit 60 Jahren an, seine Ehefrau Dagmar ist 55 Jahre dabei. Auf 55 Mitgliedsjahren bei DRK in seinem Heimat-Ortsverband Kronberg bringt es auch Hans-Helmut Strabel, seit 50 Jahren ist der Friedrichsdorfer Hans Glaß dem DRK verbunden. (mw)

Ehre wem Ehre gebührt: Das Ehepaar Wolfgang und Dagmar Schwemmer wurde vom DRK-Kreisvorsitzenden Jürgen Banzer (l.) und Kreisgeschäftsführer Axel Bangert (r.) für 60-, beziehungsweise 55-jährige Mitgliedschaft in der Bergwacht geehrt. Hans Glaß (2.v.r.) gehört dem DRK seit 50 Jahren an. Es fehlt Hans-Helmut Strabel, der 55 Jahre DRK-Mitglied ist.

Fotos: DRK



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