Flohmarkt – ein Stück Erinnerung zum Mitnehmen aus dem Dingeldein-Fundus

v.l.n.r. Albert Sanftenberg, Uwe Wittstock, Thorsten Buss und Klaus Temmen haben gesichtet und geordnet, um für den Flohmarkt alles vorzubereiten. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Das dürfte dann für viele doch eine kleine Überraschung werden: Im Rahmen des Flohmarktes am Sonntag, 7. Juli, wird die Dingeldein-Scheune geöffnet und ein kleiner Teil des Fundus aus dem Nachlass von Elisabeth Dingeldein zum Verkauf angeboten. Der Erlös kommt der Stiftung zugute, die diesen wiederum ausschütten wird. Bevor die Verkaufstische auf dem Hof aufgestellt werden können, hieß es für die Vorstandsmitglieder Klaus Temmen, Uwe Wittstock, Thorsten Buss und Albert Sanftenber zunächst jedoch, die Ärmel hochzukrempeln und Kisten zu schleppen. In dem Fall durch das alte Treppenhaus bis hoch ins Dachgeschoss, das „Archiv“, in dem seit zwanzig Jahren die Restbestände aus dem Ladengeschäft sowie persönliche Gegenstände lagern. „Wir durften im Jahr 2003 zwar einen Totalausverkauf machen, darüber hinaus sind wir aber gehalten, das Erbe zu bewahren“, so Albert Sanftenberg. Der Fundus ist ansehnlich und dürfte, wenn der Inhalt von allen Schachteln, Kartons, Koffern und Schränken einmal gesichtet, geordnet und sortiert worden ist, noch so manche Perlen bergen. Für den diesjährigen Flohmarkt wurden nur die Schachteln und Kartons aus einem Raum geöffnet mit einem Inhalt, der zum einen überraschte und in einigen Fällen sogar Rätsel aufgab, weil nicht alles gleich zugeordnet werden konnte. Ein alter Zigarrenanzünder etwa oder ein Druckstock für Stoffe oder andere Gerätschaften. Eben Gegenstände, die aus der Zeit gefallen sind, Raritäten und Unerwartetes. Dass es dabei um einen Nachlass geht, der entsprechend würdig behandelt werden muss, belegte das Sortieren und Auswählen mit einer besonderen Verantwortung. „Vieles werden wir zurückbehalten, vor allem die persönlichen Dinge“, so Albert Sanftenberg, der erst nach zwanzig Jahren bereit war, den Nachlass und die kleine „Zeitkugel“ Dingeldein zu öffnen. Ein Besuch während des Flohmarkts dürfte sich für alle, die das „Fräulein Dingeldein“ noch persönlich gekannt haben, lohnen. Für manchen dürfte ein Stück Erinnerung zum Mitnehmen dabei sein.

Legendäres Geschäft

Noch heute erinnert der Namens-Schriftzug an der Fassade des Hauses in der Friedrich-Ebert-Straße 5 an das wohl legendärste Geschäft in der Stadt. Zusammen mit ihrer Schwägerin, Liesbeth Dingeldein, geführt, war es die Adresse für Kurz- und Miederwaren sowie Nähzubehör. Knöpfe, Reißverschlüsse, Schnallen, Spitzen, Borten und vieles mehr - alles war fein säuberlich sortiert in kleinen Schachteln und lag hoch gestapelt in den Regalen. Dazwischen Stoffballen, Damenwäsche und Kleidungsstücke, ausgewählt nach dem damaligen Modegeschmack. Noch als das Ladengeschäft existierte, umgab es ein Hauch von Nostalgie, die beiden Frauen setzten der neuen Zeit die „gute alte“, ungeachtet des schnelllebigen Wandels, entgegen. Elisabeth Dingeldein (1911 bis 2003) hatte zu ihren Lebzeiten verfügt, dass ihre Vermögenswerte nach ihrem Tod in eine Stiftung übergehen. Die gemeinnützige Dingeldein-Stiftung, die dem bürgerschaftlichen Engagement verpflichtet ist, besteht inzwischen seit über 20 Jahren. Und seitdem werden aus den Stiftungserträgen Kronberger Vereine unterstützt sowie die notwendigen Instandhaltungskosten und Investitionen, wie etwa bei der „Dingeldein-Scheune“, finanziert. Sie dient heute kulturellen Zwecken. So mancher dürfte an diesem Tag „Fräulein Dingeldein“ vor Augen haben, als sie mit ihrem herben Charme, zielsicher und unbeirrt genau die Knopfschachtel aus dem obersten Regal fischte, die von ihrer Kundin gewünscht wurde.

Platz für die Kutsche

Auch die alte Dingeldein-Kutsche hat inzwischen ihren Platz gefunden. Ein alter Schuppen im Hof wurde wieder hergerichtet und dient jetzt als Remise, die alte steht als Freisitz den Mieterinnen und Mietern zur freien Verfügung.

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