Führungswechsel bei der Stiftung Kronberger Malerkolonie – Auf Hans Robert Philippi folgt Felicitas Hüsing

Kronberg (hmz) – Was Hans Robert Philippi, Vorsitzender der Stiftung Kronberger Malerkolonie, vor einem Jahr bereits angekündigt hat, nämlich sein Amt niederlegen zu wollen, wurde jetzt Realität. Im Rahmen der jüngsten Mitgliederversammlung der Museumsgesellschaft reichte er den Staffelstab an seine Nachfolgerin Felicitas Hüsing weiter. Auch wenn er weiterhin im Hintergrund hin und wieder noch als Berater zur Verfügung stehen wird, verlässt ein Macher und Lenker nach der politischen nun auch die museale Bühne. Felicitas Hüsing selbst tritt ihre Aufgabe im Hinblick auf das bedeutsame kulturelle Erbe durchaus respektvoll an. Philippi, der sich nach seiner Pensionierung im Jahr 2003 auf vehementes Drängen des damaligen Bürgermeisters Rudolf Möller und des AKS-Schulleiters Günter Bechtold hin schließlich „überreden“ ließ, zog ein kleines Fazit. Als Nachfolger des damaligen Vorsitzenden Bernd Weinstein hatte er Wesentliches zu organisieren: „Dem Verein ging es finanziell schlecht und es gab keine offizielle künstlerische Leitung, die in ihrer Außenwirkung anerkannt gewesen ist.“ Diese sei erst mit der amtierenden Kuratorin Dr. Ingrid Ehrhardt gefunden worden. „Ihr und unserem Schatzmeister Jürgen Ottenburger sind die Erfolge des Museums mit zu verdanken“, betont Philippi mit dem Verweis auf „sehr schwierige Zeiten“.

Es sollten Ausstellungen organisiert, die Finanzen konsolidiert, Sponsoren gefunden und eine sehenswerte Bildersammlung aufgebaut werden. „Dafür hatten wir keine Mittel und waren auf Unterstützung angewiesen.“ Zunächst noch in der Receptur untergebracht, dann eine Zeit lang in den Räumen der jetzigen Galerie Opper, wurde schon frühzeitig über Möglichkeiten künftiger Präsentation nachgedacht.

„Mit Hilfe von Benno Risch, dem damaligen Generalsekretär der Europäischen Vereinigung der Künstlerkolonien EuroArt, konnten wir entsprechende Kontakte zu Leihgebern knüpfen und haben so vier kostenfreie Ausstellungen auf die Beine gestellt. Das war schon eine Art Bewährungsprobe für uns.“ Nach den Erfolgen stellte sich mit Arte Musical der erste Sponsor ein.

Philippi erinnert sich an seinen „Alleingang“, der damals für Schlagzeilen in der lokalen Presse gesorgt hat. Er hatte von einer Auktion erfahren, in der ein Bild von Wilhelm Trübner versteigert werden sollte. „Ich musste mich sofort entscheiden und hatte nicht einmal einen Tag Zeit, einen Geldbetrag einzusammeln, um überhaupt mitsteigern zu können. Meine letzte Rettung war der damalige Bürgermeister Wilhelm Kreß, der kurzfristig einen Kredit ermöglichte mit einer entsprechenden Kreditlinie von 40.000 Mark.“ Letztendlich sei das Bild für 25.000 Mark ersteigert und der Betrag innerhalb von zwei Jahren an die Stadt zurückbezahlt worden. Diese und viele andere Neuerwerbungen füllen mittlerweile das Depot der Museumsgesellschaft, die inzwischen über mehr als 600 Werke verfügt. In die Ära Philippis fällt eine der wichtigsten Veränderungen für die Museumsgesellschaft: der Umzug im Jahr 2018 in die Villa Winter. „Es war ein Mammutprojekt, weil uns der Umbau in den Jahren 2016/17 eine Vielzahl bautechnischer Schwierigkeiten beschert hat. Ingrid Ehrhardt und Jürgen Ottenburger haben Großartiges geleistet, und auch ihnen ist es zu verdanken, wenn sich das Museum so präsentiert, wie es heute von den vielen Gästen gelobt und geschätzt wird.“ Die Villa selbst hat eine bemerkenswerte Geschichte: Sie stand ursprünglich an der Neuen Mainzer Straße in Frankfurt und musste 1870 einem Durchbruch zur Kaiserstraße weichen. Winters Schwiegervater, der Bankier H. Carl W. Müller, ließ das Haus auf ein parkähnliches Grundstück in Kronberg versetzen. Die Stadt Kronberg kaufte es im Jahr 1935, um dort die Höhere Schule unterzubringen. Später war die Villa ein Jugendzentrum und zuletzt diente sie als Flüchtlingsunterkunft. Nach dem Umbau wird sie seit April 2018 an die Museumsgesellschaft vermietet.

Bei der Finanzierung des Umbaus half die Lieselott und Klaus Rheinberger Stiftung mit der beachtlichen Summe von 390.000 Euro. Die Museumsgesellschaft brachte nach Worten ihres Vorsitzenden Hans Robert Philippi rund 170.000 Euro an Eigenmitteln, Sponsorengeldern und durch Unterstützung des Museumsverbands auf. Beim Umzug halfen Mitglieder des Altstadtkreises. Dass die Stadt trotzdem weitere 40.000 Euro zuschießen musste, lag am hohen Ausschreibungsergebnis – Baufirmen waren und sind derzeit gefragt.Der damalige hessische Kultusminister und jetzige Ministerpräsident Boris Rhein hat bei der Eröffnung die Schirmherrschaft übernommen. „Die war für 18 Uhr geplant, um 17 Uhr habe ich mit den letzten Handwerkern das Haus verlassen“, erinnert sich Philippi. Mit der Kuratorin Ingrid Ehrhardt konnte der Stiftungsauftrag, die Kunstsammlung einem breiten Publikum zugänglich zu machen und das Haus für Wechselausstellungen zu öffnen, sehr erfolgreich umgesetzt werden, und insgesamt sei das Museum gut aufgestellt. Zu den ganz großen Erfolgen zählte die Anton- Burger-Ausstellung zu dessen 100. Todestag im Jahr 2005, daran schloss sich der „Blick auf Kronberg im 19. Jahrhundert“ an, und mit der Malerkolonie Worpswede sollte ein neuerlicher Höhepunkt gesetzt werden. „Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Jüngst mit den Ausstellungen „Zauberhaftes Capri“ und „Kaiserin Friedrich und die Künste“ konnten wiederum erfolgreiche Akzente gesetzt werden.

Hans Robert Philippi hat an der Erfolgsgeschichte des Museums Kronberger Malerkolonie mitgeschrieben, und so ganz ohne Wehmut gibt er den Staffelstab nicht ab. Wie er kommt auch Felicitas Hüsing aus dem Staatsdienst, beide sind politisch aktiv und ambitioniert. „So wie ich seinerzeit, so wird meine Nachfolgerin ebenfalls ihre eigenen Vorstellungen entwickeln und in enger Abstimmung mit unserer Kuratorin auch umsetzen können.“

Im Laufe der Jahre hat sich Philippi ein profundes Wissen über die Geschichte Kronbergs und damit engstens verbunden der Kronberger Malerkolonie, die zu den bedeutenden deutschen Künstlerkolonien des 19. Jahrhunderts zählt, angeeignet. Auf Wunsch wird er im Rahmen von Führungen auch weiterhin Einiges davon preisgeben.



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