Heiko Fischer ist der neue Kronberjer Äppelwoimaster

Zum erstem Mal hat der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, das beste „Stöffche“ selbstgekeltert und ist der neue Kronberjer Äppelwoimaster. Mit ihm freuen sich Hans Willi Schmidt, der ihm hier gratuliert, das Thäler Kerbepärchen und die Gewinner des zweiten Platzes: Die Keltergemeinschaft „Die Grabensträßler“ (Mitte hinten) sowie die Drittplatzierten: „Die Thäler Skatbrüder“ Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Spaß, Spiel, Kultur und Tradition. Davon gab es am vergangenen Spätsommerwochenende reichlich in Kronberg. Nachdem öffentliche Veranstaltungen in den vergangenen Monaten gar nicht mehr möglich waren, bot Kronberg nun bereits mehrere Wochen Open-Air-Konzerte, Open-Air-Kino, Theater und Kleinkunst in all seinen Facetten. Zwar bleibt die Lage angespannt, doch unter freiem Himmel unter Einhaltung der Coronaregeln ließ sich der Endsommer allemal genießen. Dass das möglich ist, dafür stehen die Kronberger Vereine und deren Mitstreiter, die trotz aufwendiger organisatorischer Vorgaben keinen Aufwand scheuten, den Kronberger Bürgern Vergnügen und Abwechslung in angespannten Zeiten zu ermöglichen.

So pulsierte Samstag rund um die Bühne im Victoriapark mit dem CreativSoundsKronberg (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe) das kulturelle Leben und für den Nachwuchs gab es beim MTV endlich wieder das Spielfest für die ganze Familie und am Sonntag erklangen auf dem Ernst-Schneider-Platz beim Benefizkonzert für Tansania wunderschöne Arien.

Für die Traditionsbewussten, die Umwelt- und Apfelweinfreunde (die, die bei eingeschränkter Öffentlichkeit kommen durften), führte Samstag kein Weg an der Erlebnisobstwiese des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) vorbei. Dieser nahm nach coronabedingter Absage des beliebten Apfelmarktes in der Altstadt zum zweiten Mal die Prämierung des „Kronberjer Äppelwoimaster“ auf der Erlebnisobstwiese des Obst- und Gartenbauvereins vor.

Unter blauem Himmel, vor dem sich die rotbäckigen Äpfel der Erlebnisobstwiese des OGV optisch besonders gut abhoben, hatten sich die Teilnehmer versammelt (insgesamt 19 Gruppen und Einzelpersonen hatten eine Probe ihres selbstgekelterten Apfelweins eingereicht) und lauschten mit Spannung den Worten des ersten Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, zur Begrüßung der Gäste. Er freute sich, sowohl den neuen Bürgermeister Christoph König, als auch den Bürgermeister a. D., Klaus Temmen, nebst Gattin begrüßen zu dürfen. „Außerdem möchte ich das längste Thäler Kerbepärchen, das wir in Kronberg jemals hatten, ganz herzlich begrüßen“, sagte er schmunzelnd. Seit drei Jahren nun schon führen Matthais Scheller und Saskia Schneider die Regentschaft über das Tal als „Miss Bembel“ und „Thäler Borjemaster“, da die Thäler Kerb zum zweiten Mal coronabedingt ausfiel und damit kein neues Thäler-Kerbepärchen gekürt werden konnte.

Wie zum Apfelmarkt sonst Tradition, gab Heiko Fischer zunächst einen kurzen Einblick in die Apfelkunde, bevor er das Wort an Hans Willi Schmidt vom Altstadtkreis (Aktionskreis Lebenswerte Altstadt) übergab, der sich alle fünf Jahre mit dem Obst- und Gartenbauverein mit der Ausrichtung des „Kronberjer Äppelwoimaster“ abwechselt. Schmidt verriet den Besucherinnen und Besuchern, dass die Prämierung, eine Idee des Altstadtkreises, nun bereits zum 27. Mal, stattfindet und fragte sich, warum dieses Jahr so wenige Teilnehmergruppen mit ihrem „Stöffche“ an den Start gegangen waren. Das konnte Stefan Schmidt von der Jury, zu der außerdem Michael Stöckl, Hennes Peter und Stephan Herberth gehörten, zumindest mutmaßend erklären. Coronabedingt hatte sich die Äppelwoi-Verkostung von den Mai auf den August verschoben: „Vielleicht war da der meiste Appelwoi schon getrunken“, so Schmidt. Schließlich sei 2020 ein heißer Sommer gewesen, also sei der Durst groß gewesen. Abgesehen davon, sei es ein schlechtes Apfeljahr. „Es war schlichtweg zu trocken für die Äpfel“, berichtete er. „Sie sind zwar vom Baum gefallen, aber wirklich reif waren sie nicht.“ Auch das könnte mit ein Grund gewesen sein, dass es weniger Teilnehmer gegeben hatte. Einige hätten ihren Apfelwein nicht haltbar gemacht und vielleicht bereits selbst festgestellt, dass er nicht mehr schmeckt. Allerdings verriet er der Besucherschar, dass es bei der Verkostung eigentlich wie jedes Jahr gewesen sei: Unter den eingereichten selbstgekelterten Apfelweinen gab es einige, die man eigentlich am liebsten gar nicht probieren wollte. Genauso aber einige Selbstgekelterte, die schließlich ganz vorne mitmischten, sodass die Jurymitglieder am Ende richtig lange fast schon darum stritten, wer den ersten Platz verdient habe. Was einen guten Äppelwoi ausmacht? Das sei die Harmonie des Stöffche, verriet er. Erst wenn ein Gleichspiel, eine Harmonie zwischen Säure, Gerbstoff und Alkohol erreicht würde, könne der Apfelwein sein volles Aroma erzielen.

Bei Äppler, Kuchen und Würstchen mit Blick auf Kronberg, ließ es sich gut aushalten auf der Erlebnisobstwiese. Doch bevor die Spannung ins Unermessliche anwuchs, lüftete Hans Willi Schmidt das Geheimnis um den Kronberjer Äppelwoimaster“: Den dritten Platz holte die Keltergemeinschaft „Thäler Skatbrüder“, die bereits sehr oft unter den ersten drei Gewinnern und schon drei Mal „Kronberjer Äppelwoimaster“ waren. Auf den zweiten Platz schaffte es die Keltergemeinschaft „Die Grabensträßler“, zu denen unter anderem der Vorsitzende des Altstadtkreises, Thorsten Buss, gehört. Doch wer nun sollte dieses Jahr „Kronberjer Äppelwoimaster“ werden? Schmidt freute sich sichtlich, den Namen verkünden zu dürfen: „Es ist kein anderer als der Erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer.“ Der konnte es selbst nicht ganz glauben. „Ich bin wirklich geplättet. Mein Schoppen war in Ordnung, aber dass ich damit den ersten Preis holen könnte, kam mir nicht in den Sinn.“ Vielleicht hat ihm die vielseitige Mischung der Apfelsorten zum Sieg verholfen, jedenfalls fanden 15 bis 20 Apfelsorten und Speierling den Weg in seinen Selbstgekelterten und im Gegensatz zu manch anderem Teilnehmer kann Heiko Fischer auch jede der alten Apfelsorten aufzählen und etwas zu ihrer Beschaffenheit sagen.

Bevor sich alle wieder ihrem Stöffche und ihren Freunden und Bekannten an den Stehtischen auf der idyllischen Obstwiese zuwendeten, wurde Bürgermeister Christoph König noch um ein Wort gebeten.

Er gab unumwunden zu, dass das Prozedere der Apfelweinherstellung bis jetzt nicht zu seinem Wissensschatz gehört habe („Da bin ich eher Konsument.“), doch dass genau das an seinem Job das Schöne sei, man lerne immer wieder ganz neue Sachen kennen. Auf jeden Fall sei diese Tradition einer der Gründe, die die Stadt Kronberg besonders machten.



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