Was Kaiserin Friedrich mit Italien verband

Kronberg (war) – Rechtzeitig zum Beginn der Sommerreisesaison verführt das Malermuseum in der Villa Winter mit der Ausstellung „Zauberhaftes Capri“, sich durch die dort gezeigten Bilder schon einmal vorab in wahre südliche Urlaubsstimmung zu versetzen.   

Das Kunsthistoriker-Ehepaar Dr. Astrid und Prof. Rüdiger, Graf und Gräfin von Luxburg, welches die Veranstaltungsagentur „Kultur-Erlebnis“ unterhält, hat die sehenswerte Ausstellung über die bekannte Insel im Golf von Neapel zum Anlass genommen, vor kurzem zum zweiten Kaiserin-Friedrich-Dinner in das Gasthaus Adler einzuladen. 40 Gäste waren gekommen, um bei exquisiter Verköstigung „im Adler“ auf seriöse, dennoch amüsant-kurzweilige Weise jede Menge über die italophilen Neigungen von Victoria Kaiserin Friedrich (VKF) zu erfahren. 

Diese zog bekanntlich 1894 als Witwe in das von ihr erbaute Schloss Friedrichshof ein. Schon der Bau ihrer kostspieligen Residenz war für VKF nur möglich geworden, weil gerade zur rechten Zeit eher unerwartet reichlich Geld aus Italien geflossen war. Dazu Astrid von Luxburg: „Erbauen konnte VKF ihren Witwensitz nur mit Geldern ihrer italienischen Freundin, der Herzogin von Galliera. Diese hatte ein wahrhaft schillerndes Leben. Als Angehörige eines alten vermögenden Adelsgeschlechts aus Genua heiratete sie mit dem Marchese Raffaele de Ferrari einen der reichsten Männer Italiens. So kam Geld zu Geld. Durch Spekulationsgeschäfte wuchs der Reichtum des Paares ins Unermessliche. Über die Liebe zur Kunst kamen die Herzogin und VKF 1880 in Kontakt und freundeten sich an. Nach dem Tod der Herzogin im Jahr 1888 erbte VKF von dieser 5 Millionen Francs. Genau zu dieser Zeit hatte die Monarchin beschlossen, nach Kronberg zu ziehen.“ Seit 1954 als Nobelhotel genutzt, kann der aufmerksame Gast im Schlossinneren immer noch jede Menge Objekte „made in Italy“ entdecken, als da sind eine Reihe von Kaminen und Portalen in florentinischem und venezianischem Renaissancestil, die VKF über den Kunsthandel erworben hatte. „Unter den Büchern in der Bibliothek sind besonders viele der Renaissance-Kunst samt ihren Künstlern wie Michelangelo gewidmet. 

Kein Wunder, denn VKF war dieser Kunstepoche besonders verbunden“, so Rüdiger von Luxburg. Auch mit der italienischen Königin Margherita von Savoyen, Cousine und Gattin von Umberto I. sowie Namensgeberin der weltberühmten Pizza, bestand enge Freundschaft. VKF gab ihrer jüngsten Tochter zu Ehren von Margherita den Namen Margarethe, weil die Savoyerin deren Taufpatin war. Margarethe, die zeitlebens in enger Bindung zu ihrer Mutter stand, wurde später durch die Heirat mit Friedrich Karl von Hessen Landgräfin von Hessen und erbte 1901 Schloss Friedrichshof. Ein besonderes botanisches Kleinod stellt bis heute der italienisch anmutende Rosengarten unweit des Marstalles dar. Astrid von Luxburg hierzu: „Dieser Garten – ein kleiner, aber feiner ‚hortus conclusus‘ – ist ein unbedingt sehenswerter Teil des über 50 Hektar großen englischen Landschaftsparks, der Schloss Friedrichshof umgibt. Einige seiner Stilelemente, wie die terrassierten, nach italienisch-barocker Manier angelegten Rosenbeete sowie die spitz und schlang zugeschnittenen Eiben, die Zypressen imitieren sollen, machen das mediterrane Ambiente perfekt.“ Bereits als preußische Kronprinzessin reiste Victoria mit ihrem Mann, Kronprinz Friedrich Wilhelm, gerne nach Italien. Die erste größere Reise dorthin fand 1862 statt. „Im Jahr 1879 war es aber ein trauriger Grund, der die Kronprinzessin für ein halbes Jahr an die Riviera zog, denn gerade war ihr Lieblingssohn Waldemar an Diphterie verstorben. Im hellen Licht des Südens versuchte sie, die dunklen Gedanken der Trauer zu vertreiben. Dabei half ihr das Malen von Bildern, eine Passion, der sie zeitlebens frönte“, betonte Rüdiger von Luxburg. Da der Kronprinz als starker Raucher während der feucht-kalten Winter in Berlin häufig unter Atemnot litt, versprach ihm zu dieser Jahreszeit das milde Klima an der italienischen Riviera wirksame Linderung. 

Auch den Winter 1887 verbrachte das Kronprinzenpaar wie gewohnt von November an in San Remo. Doch dieses Mal erwiesen sich seine Beschwerden als besonders hartnäckig. Bei der Untersuchung des Halses wurde die schon länger im Raum stehende Vermutung zur Gewissheit, dass eine bösartige Geschwulst am Kehlkopf vorlag. Es standen nunmehr die Entfernung des Kehlkopfes oder ein Luftröhrenschnitt zur Option. Der Kronprinz entschied sich für letztere. Anfang Februar 1888 wurde der Eingriff in San Remo durchgeführt. Nachdem der fast 91 Jahre alte Kaiser Wilhelm I. am 8. März 1888 verstorben war, kehrte das Kronprinzenpaar, jetzt als Kaiser Friedrich III. und Kaiserin Victoria, sofort nach Berlin zurück. Dem neuen, schwerkranken Kaiser verblieben aber gerade 99 Tage zum Regieren, da er bereits am 15. Juni 1888 verstarb. Astrid von Luxburg weiter: „Während ihrer Witwenjahre in Kronberg hielt VKF daran fest, die Wintermonate weiterhin südlich der Alpen zu verbringen. Beliebte Ziele waren neben der Riviera der piemontesische Teil des Lago Maggiore und das Trentino.“ Dort besuchte sie gerne Burganlagen, um sich Inspirationen für die Restaurierung der alten Kronberger Burg zu holen, in deren Besitz sie 1892 gelangt war. Im Winter 1899/90 reiste VKF das letzte Mal, bereits gesundheitlich arg angeschlagen, nach Italien. Am 5. August 1901 schloss sie in Schloss Friedrichshof schließlich für immer die Augen. Über die Internetseite www.kultur-erlebnis.de ist das abwechslungsreiche Jahresprogramm von Astrid und Rüdiger von Luxburg abrufbar. Außerdem kann dort ein kostenfreier Newsletter abonniert werden. Weitere Informationen, wie der Termin des nächsten Victoria-Diners, sind auch telefonisch unter 0176-51223163 zu erfahren.  

Das Kunsthistoriker-Ehepaar Dr. Astrid und Prof. Rüdiger, Graf und Gräfin von Luxburg, erzählte kurzweilig bei exquisiter Verköstigung.
Foto: privat



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