Das Kammermusik-Fest im Casals Forum endete mit Standing Ovations, Bravorufen und begeistertem Applaus

Acht Cello-Alumni der Kronberg Academy und die aus Kirgisistan gebürtige Sopranistin Katharina Konradi interpretierten beim Abschlusskonzert im Casals Forum die fünfte Suite der Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos.

Foto: Patricia Truchsess / Kronberg Academy

Kronberg (pf) – Nicht enden wollender Beifall, Bravorufe, Pfiffe der Begeisterung – das Konzert, mit dem das Kammermusik-Fest „Chamber Music Connects the World“ im Casals Forum zuende ging, riss das Publikum förmlich von den Sitzen. Immer wieder rief es mit seinem Applaus die Musikerinnen und Musiker, die das Streicheroktett Es-Dur op. 20 von Felix Mendelssohn Bartholdy so mitreißend vorgetragen hatten, zurück auf die Bühne, bis sie sich schließlich noch einmal hinsetzten und als Zugabe den ersten Satz das Werkes noch einmal spielten.

„Es war eine einmalige Woche voller Musik, die wir erleben durften, ein Privileg und ein riesengroßes Geschenk“, begrüßte Raimund Trenkler, Gründer und Intendant der Kronberg Academy, vor diesem denkwürdigen Abschlusskonzert die Gäste im ausverkauften Saal. Zum ersten Mal waren dieses Jahr, in dem die Kronberg Academy ihren dreißigsten Geburtstag feiert, zum Kammermusikworkshop ausschließlich ehemalige Studierende zurück nach Kronberg gekommen. Vierzig Ehemalige aus zwanzig Nationen, die alle ihre maßgeschneiderte Ausbildung hier absolvierten. Einige kannten sich aus Studienzeiten, andere waren sich bisher noch nicht persönlich begegnet. Eines aber verbindet sie: Die Freude und Begeisterung, die Energie, Kraft und Leidenschaft für die Musik – sie sind auf einer Wellenlänge. Das konnten die Besucher in den acht Konzerten ebenso hautnah erleben wie in den öffentlichen Proben, die täglich um halb zehn Uhr begannen und erst in den frühen Abendstunden endeten.

Ehe das Abschlusskonzert mit Ludwig van Beethovens Klaviertrio Nr. 4 B-Dur op. 11, dem „Gassenhauertrio“, begann war es Raimund Trenkler ein Anliegen, zwei Menschen zu danken, die ihm in den vergangenen Jahren ihr Vertrauen geschenkt und damit ermöglicht hatten, das Casals Forum zu realisieren. Als erste nannte er die im Oktober 2019 im Alter von 69 Jahren verstorbene Musikliebhaberin und Mäzenin Ulrike Crespo, eine Freundin, wie er sagte, die das weltweit einmalige Kammermusikprojekt „Chamber Musik Connects the World“ nicht nur angeregte, sondern als erstes Projekt ihrer Stiftung auch finanzierte. Die Crespo Foundation ermöglicht und fördert es bis heute und hat auch einen erheblichen Beitrag zum Bau des Casals Forums beigesteuert, bedankte er sich und begrüßte Dr. Axel May vom Stiftungsrat und Vorstandsmitglied Dr. Dettloff Schwerdtfeger.

Als zweiten hieß er Dr. Wolfgang Schäuble willkommen, der eigens zum Konzert nach Kronberg gekommen war. Auch er, betonte Trenkler, habe ihm in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Bundestages sein Vertrauen geschenkt, ihn unterstützt und ermutigt und damit das ambitionierte Bauvorhaben Casals Forum, „der Klangkörper, der uns hier umhüllt“, wie er es formulierte, erst möglich gemacht. „Er stand mir zur Seite auf diesem guten und nach wie vor herausfordernden Weg“, bedankte er sich bei dem Politiker.

„Es ist uns eine Freude und eine Ehre, dass wir das Kammermusikprojekt fördern dürfen“, betonte Dr. Schwerdtfeger von der Crespo Foundation. „Wir sind sicher, dass Ulrike Crespo dies ebenfalls weiter getan hätte, denn sie war der festen Überzeugung, dass Menschen durch Musik stärker werden.“ Mit dem neuen Format, dem Kammermusik-Fest der ehemaligen Studierenden, das künftig „Chamber Musik Connects the World“ ergänzen wird, trete es mit einer neuen Künstlergeneration in eine neue Phase. Nach dem „Gassenhauertrio“ von Beethoven mit der Geigerin Marie-Astrid Hulot, dem Cellisten Gabriel Schwabe und dem Pianisten Jean-Sélim Abdelmoula erklang die fünfte Suite der Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos und damit zum ersten Mal in einem Konzert der Kronberg Academy ein Werk, in dem die menschliche Stimme eine wichtige Rolle übernimmt. Zu den acht Celli, gespielt von István Várdai, Ella van Poucke, Pablo Ferrández, Kian Soltani, LiLa, Gabriel Schwabe, Ildikó Szabó und Erica Piccotti, sang die aus Kirgisistan gebürtige Sopranistin Katharina Konradi gleich zu Beginn des ersten Satzes Adagios eine lange Vokalise, ein „Lied ohne Worte“.

Im schnelleren Mittelteil geht der Sopran zur Rezitation des ersten Gedichts von Ruth Corêa über, das vom Glanz des Mondes in der Nacht und der “Saudade” erzählt, dem portugiesischen Wort für Sehnsucht, ehe die Sängerin wieder zum Summen übergeht. Der zweite Satz Dansa ist ein brasilianischer Tanz im schnellen Zweiertakt, in dem der Sopran nach einem Gedicht von Manoel Bandeira von einem Vögelchen erzählt, das vom Geliebten berichten soll. Worte wie Flauta und Viola hat Villa-Lobos in entsprechende Klangfarben des Cello-Ensembles gehüllt. Seine Bachianas Brasileiras, die zwischen 1930 und 1945 entstanden, sind eine kompositotische Hommage an Johann Sebastian Bach.

Überwältigender Erfolg

Im abschließenden Streichoktett, das Mendelssohn mit sechzehn Jahren komponierte und in dem er sich im Scherzo vom Walpurgisnachts-Traum aus Goethes „Faust“ inspirieren ließ, musizierten William Hagen und Marie-Astrid Hulot, erste Violine, Nikita Boriso-Glebsky und Christel Lee, zweite Violine, Hwayoon Lee und Natalie Loughran, Viola, sowie Pablo Ferrández und Kian Soltani, Violoncello, als Ensemble, das für seine atemberaubend-mitreißende Interpretation mit Standing Ovations belohnt wurde.

Der Kammermusiksaal mit seiner herausragenden Akustik trug das seine zum überwältigenden Erfolg des Kammermusik-Festes bei und „Chamber Music Connect the World“ ließ wahr und erlebbar werden, was Raimund Trenkler und Professor Friedemann Eichhorn, Direktor der Studiengänge und künstlerischer Leiter, immer wieder betonen: Im Casals Forum ist die Musik nicht auf der Durchreise, hier entsteht sie.



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