Königinnenschaukel muss abgebaut werden: Eltern wollen erst Alternative

Kronberg (mw) – „Die Königinnenschaukel auf dem Spielplatz im Victoriapark wird am 26. August 2019 abgebaut“, so die Information der Stadt Kronberg, die auf ihrer Homepage dazu erklärt: „Wir setzen damit die Forderungen eines rechtskräftigen Urteils des Verwaltungsgerichts Frankfurt am Main vom Mai 2019 um.“ Wie der Erste Stadtrat Robert Siedler (parteilos) erklärt, liegt dieser Entscheidung ein mehrjähriger Rechtsstreit zugrunde. „Es war ein langer Rechtsstreit mit umfangreichen gutachterlichen Stellungnahmen“, so Siedler. „Geklagt hatte ein Anlieger, der sich durch die Benutzung der Schaukel und den davon ausgehenden Immissionen gestört fühlte. Die Königinnenschaukel war im Jahr 2012 im Rahmen des Projektes „Spielraum Victoriapark“, einem Bürgerbeteiligungsprojekt der Stadt Kronberg, aufgestellt. Entstanden war das Projekt auf Initiative von engagierten Eltern. Eine Projektgruppe hatte sich zum Ziel gesetzt, das Gelände als naturnahen und generationsübergreifenden Spielraum optimal in den denkmalgeschützten englischen Landschaftsgarten zu integrieren und somit den Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen vielfältige Möglichkeiten zum Entdecken, Lernen und Experimentieren zu bieten. „Es sollten dabei auch unterschiedliche Orte der Begegnung angeboten werden, die eine zufällige Kommunikation zwischen den verschiedenen Altersgruppen ermöglichen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben bei zwei Bürger-Bau-Wochenenden tatkräftig mitgeholfen, den Spielplatz umzugestalten“, so der Rückblick auf die Entstehung.

Trotz der Klage gegen den Betrieb der Königinnenschaukel und die Entscheidung des Verwaltungsgerichts habe sich das Konzept eines generationsübergreifenden Spielraums bewährt. Erster Stadtrat Robert Siedler dazu: „Das Gelände erfreut sich großer Beliebtheit bei Menschen aller Altersgruppen. Auch Jugendliche halten sich dort gerne auf. Die damit einhergehenden Lärmimmissionen haben nun leider dazu geführt, dass eine der Attraktionen des Spielraumes entfernt werden muss.“ Siedler führt aus: „Die Klage eines Anliegers aufgrund der Immissionsproblematik hat letztlich Erfolg gehabt und wir wurden vom Gericht verurteilt, die Königinnenschaukel abzubauen. Da wir als Kommune an Recht und Gesetz gebunden sind, können wir das Urteil nicht einfach ignorieren. Nach umfassender rechtlicher Beurteilung des Gerichtsurteils gab es für eine Berufung nicht die geringste Erfolgsaussicht, sodass wir das Urteil angenommen haben, auch wenn wir selbst tief betrübt über diese Entwicklung sind.“ Ein Ersatz für die Königinnenschaukel ist für das kommende Jahr geplant. Die abgebaute Schaukel, so Siedler, werde an anderer Stelle im Stadtgebiet wieder aufgebaut. Der neue Standort stehe jedoch noch nicht fest.

Elterninitiative ist erschüttert

„Wir haben viele Jahre lang konstruktiv zusammen mit der Stadt an der Entwicklung der Spielplätze, insbesondere an dem Spielraum Victoriapark, der als Projekt auserkoren wurde, gearbeitet“, meldet sich die Elterninitiative „Spielraum Victoriapark“ zu Wort. Acht Jahre später seien auf einigen Spielplätzen Leerstände, „das heißt, die Spielmöglichkeiten wurde wieder abgebaut“, bemängeln sie. „Die Zustände sind schlimmer als zum Gründungszeitpunkt der Initiative“, finden Henrike Held und Jenny Mavromati, Mitglieder der Elterninitiative. Sie haben sich mit einem Offenen Brief an den Ersten Stadtrat Robert Siedler und an Bürgermeister Klaus Temmen gewendet. Darin schreiben sie: „Und nun möchten Sie auch noch aufgrund einer Klage eines Einzelnen die Arbeit und das Engagement so vieler Kronberger Bürger abbauen.“

Die Vertreter der Elterninitiative erinnern: „Wir haben damals extrem die Werbetrommeln gerührt. Viele Kronberger Firmen, Vereine und Bürger haben ihr Geld und ihre Arbeitskraft für diesen Spielraum gespendet.“ Das Tolle dabei sei: „Er wird gern genutzt! – Gerade die Königinnenschaukel ist dabei ein Highlight. Auch für die Jugendlichen. Ist das nicht schön? Wo können diese denn sonst noch Spaß haben?“

In ihrem Brief an die Stadt führen sie außerdem vor Augen, dass gerade die Königinnenschaukel ein wichtiges „Bildungsobjekt“ sei, da an ihr mehrere Kinder gleichzeitig „das Phänomen der gekoppelten Schwingungen erleben könnten. „Mehrere Physik- Leistungskurse haben bereits Ausflüge dorthin gemacht“, berichten sie. „Hätte die Stadt da nicht mehr ,kämpfen‘ können? Hätte Sie nicht auch die Initiative und die Bevölkerung informieren und aktivieren können?“, fragen sie. Lediglich der Abbautermin sei nun bekannt gegeben worden. „Es ist eine Schande! Wir haben Angst, dass die schöne und teure Königinnenschaukel im Bauhof auf lange Zeit eingelagert wird.“

Abbautermin verschieben

„Wir bitten die Stadt darum, den Abbautermin am Montag zunächst zu verschieben und weitere Alternativen gerne im Gespräch zu überdenken. Wir haben viele Ideen!“, so die Sprecher der Elterninitiative. „Die Elterninitiative und eine Menge Kinder, Jugendliche, Eltern und andere würden sich darüber freuen.“



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