Kommentar

Ein Sieg auf ganzer Linie

Das Warten hat ein Ende: Christoph König hat – wenn auch erst in zweiter Runde nach dem Ausscheiden von Kristina Fröhlich (FDP) – 63,45 Prozent der Wählerstimmen

erhalten und damit einen

klaren Sieg gegenüber Andreas Becker (CDU) errungen. Als Favorit für die Stichwahl konnte König, der als Einzelbewerber angetreten ist, das Rennen um das erste Amt der Stadt für sich entscheiden. Zu Recht, betrachtet man seinen Wahlkampf, in dem er sich den herausfordernden Themen in Kronberg wie Klimawandel, Verkehrswende, Wohnraum für alle sowie Innenstadtbelebung und Verknüpfung mit dem vielfältigen Kulturleben, zugewendet hat. König war wichtig, sich als Bürgermeister für Kronberg frei von parteipolitischen Entscheidungen zu machen. Als Rathauschef will er für alle Bürger und gemeinsam mit ihnen Ideen entwickeln und seine Heimatstadt voranbringen, den vielfältigen und unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen der Bürger, Vereine, Gruppen und Unternehmen gerecht werden. Diese seine Ziele hat der 54-jährige Richter am Königsteiner Amtsgericht bis zum Schluss in ruhig-unaufgeregter Art und Weise zu vermitteln gewusst. Seine Wahlkampfveranstaltungen sowie die dazu formulierten Pressemitteilungen transportierten Inhalte. Währenddessen ließ sich Andreas Becker im wöchentlichen Wechsel mit den CDU-Bürgermeistern des Umkreises im Schulterschluss abbilden. Was bitte war die Message dieser Bilderreihe? Dass interkommunale Zusammenarbeit nur funktioniert, wenn das Parteibuch übereinstimmt? Dass das nicht der Fall ist, hat Bürgermeister Klaus Temmen, der vor zwölf Jahren ebenfalls als unabhängiger Bewerber antrat, hinreichend bewiesen. Viel wichtiger ist, dass der Bürgermeister sich in der Kunst der Vermittlung versteht, die Christoph König als Familienrichter bereits beherrschen dürfte. Allein „verwalten“ und „bewahren“, Begriffe, die Andreas Becker in seinem Wahlkampf wiederholt in den Fokus rückte, machen einen guten Rathauschef noch nicht aus. Dieser sollte – ohne die Finanzen aus dem Blick zu verlieren – eigene Ideen und Visionen haben, um eine Stadt zukunftsfähig zu gestalten. Ein Rathauschef gewinnt an Stärke, wenn er über parteipolitische Grenzen hinweg für seine Ideen Mehrheiten sammeln und überzeugen kann. Auf diese Weise gewinnt er an Gestaltungsspielraum und bleibt nicht allein Verwaltungsspitze und ausführendes Organ der Stadtverordnetenversammlung. Inwieweit Christoph König hier sein eigenes Profil herausarbeiten kann, wird sich zeigen. Der Richter hat jedenfalls das Potenzial dazu und die nötige Flexibilität, um auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen (siehe Corona) in einer sich rasant verändernden Gesellschaft zu reagieren.

Das Beste für Kronberg wollen mit Sicherheit Beide. Keine Frage. Doch Andreas Becker konnte mit seinen Statements „Straßenbeiträge abschaffen“ und „Sicherheit für Kronbergs Bürger“ (wer will das nicht?) nicht die Mehrheit der Wähler überzeugen. Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt haben Christoph König ihr Vertrauen ausgesprochen. Dass das so ist, dazu hat Becker selbst ein Stück weit beigetragen. Der erste Stolperer war die Wahlwerbung seiner Familie im Altkönig-Stift, die Vielen unangenehm aufgestoßen ist. Im Kampf um mehr Stimmen hat er schließlich auf den letzten Metern die Strategie geändert. Plötzlich war die Rede von einem Lagerwahlkampf, um König in die linke Ecke zu stellen und die „bürgerliche Mehrheit“ für sich zu gewinnen. Schwierig allerdings, wenn schon die ausgeschiedene FDP-Kandidatin Kristina Fröhlich sich nicht dazu zählen lassen wollte. Nach diesem zweiten Stolperer folgte prompt der dritte: Mit seiner Werbebotschaft „Stichwahl - Jetzt gilt es“, hat er aufgehört, „Fair play“ zu spielen. Und das, obwohl sich Becker und König (beides Oberhöchstädter) von Kindesbeinen an kennen und wechselseitig immer betont haben, die politische Arbeit des anderen schätzen zu wissen. Beckers Enttäuschung nach dem ersten Wahldurchgang muss zu groß gewesen sein oder er war schlecht beraten. Mit seiner Entscheidung, Aussagen über seinen Mitbewerber zu treffen, die ein falsches Bild von dessen Überzeugungen suggerierten, ja den Richter praktisch als ungeeignet für den Job erscheinen ließen, hat sich Becker auf den letzten Metern selbst disqualifiziert. Die Quittung dafür hat er direkt im Anschluss erhalten. Die Bürger Kronbergs wünschen sich ein Stadtoberhaupt mit Format. Einen Bürgermeister, der ehrlich, sachlich und fair agiert. Sie haben sich für Christoph König entschieden.



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