Oldtimer-Mitfahrtag und Kronberger Ritter sorgen für abwechslungsreiches Erdbeerfest

Von der Schirn aus eine Runde durch die Altstadt und wieder zur Burg hinauf zogen die Kronberger Ritter und ihre Freunde anlässlich ihres 70. Geburtstags und anlässlich des Erdbeerfestes mit verkaufsoffenem Sonntag. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Besser hätten die Voraussetzungen für die Kronberger Einzelhändler nicht sein können: Zum Erdbeerfest in der Stadt mit verkaufsoffenem Sonntag des Bundes der Selbstständigen (BDS) lockten zahlreiche weitere Attraktionen Gäste von nah und fern in die Stadt und auf die Burg Kronberg. Dass die Anzahl der Geschäfte über die letzten Jahre merklich abgenommen hat, fiel dadurch weniger stark ins Gewicht, denn in den Straßen und Gassen, im Schulgarten und auf der Burg, vor allem jedoch auf dem Berliner Platz pulsierte das Leben. Sichtlich Freude daran hatten Nicolai von Engelhardt und Dirk Freytag vom Rotary Club Kronberg und Eschborn, die nach zwei Jahren Zwangspause den sechsten Oldtimer-Mitfahrtag auf dem Berliner Platz organisierten. Noch vor dem ersten Erdbeerfestgast kamen die Herren (und einige wenige Damen) mit ihren Oldtimern und verwandelten den Platz in ein Eldorado für Oldtimer-Fans. Freytags Idee, Oldtimer nicht nur auszustellen, sondern gegen eine Spende zum Mitfahren einzuladen, stößt nach wie vor auf große Begeisterung: Was gibt es auch Schöneres, als seinen Liebling auf vier Rädern vorstellen zu dürfen und auf der Rundfahrt mit technischen Details oder amüsanten Anekdoten aufzuwarten? Gleichzeitig fiel es den Rotariern leicht, bei den Oldtimer-Fans für die 15-minütige Fahrt eines Autos ihrer Wahl eine ihrem Geldbeutel entsprechende Spende „locker zu machen“. Denn die Einnahmen aus dem Oldtimer-Mitfahrtag werden für Kinder und Jugendliche, die in der Region in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen leben, verwendet, wie Engelhardt erklärt. Ihm ist es wichtig, dass sowohl Autobesitzerinnen und -besitzer als auch die Mitfahrerinnen und Mitfahrer sich bewusst machen: Es gibt auch Mitmenschen, die trotz eigener Anstrengung nicht so weich gebettet sind wie man es vielleicht selbst ist. „Das hier ist eine wundervolle, respektvolle Möglichkeit, etwas von seinem Glück abzugeben“, findet er, der selbst miterlebt hat, dass das gespendete Geld vielen Kindern und Jugendlichen zum ersten Mal in ihrem Leben einen Urlaub mit positiven Erlebnissen beschert hat, an den sie sich immer gerne erinnern werden. Den ganzen Tag über war es ein Kommen und Gehen von vielen wunderschönen, sportlichen, aber auch sehr lustigen Fahrzeugen, die viele nur aus alten Filmen kannten. Ob Cadillac, Trabbi, Citroën DS Cabrio, Goggomobil mit Wohnanhänger, Porsche, Mercedes oder Trecker, jeder fand hier einen Oldtimer zum Bestaunen. So zog eine Dame beim Einsteigen respektvoll ihre Stiletto-Schuhe aus, um den Bodenraum ihres Wahloldtimers nicht zu verletzen.

Wer dachte, nach diesem Abtauchen in die Automobile-Geschichte schlösse sich nahtlos eine kleine, entspannte Shopping-Tour an, der wurde allerdings eines Besseren belehrt. Im Schulgarten (und weiteren Orten) lenkte die Theatergruppe „die hannemanns“ mittels kleiner Sketche die Aufmerksamkeit auf ihr Genre und machte Werbung für ihr endlich wieder abendfüllendes Stück „Lift zum Loft“, eine Komödie von Thomas Rau, deren Premiere auf der Bühne im Park am 9. Juli um 18 Uhr zu sehen ist. Der Fußballverein EFC Kronberg hatte eine mobile Torwand im Schulgarten aufgebaut und informierte über seine Jugendarbeit und gegenüber präsentierten sich der KV 02, die Oberhöchster Karnevalisten. Sie bereiteten dem Nachwuchs mit Kinderschminken in schillernden Farben echte Sternstunden. Angekommen in der Altstadt, wurden Brillengeschäft, Kleiderboutique und der Buchhändler wohl wahrgenommen, aber zunächst alle Blicke auf den farbenfrohen Umzug der Kronberger Ritter des Kappen Klub Kronberg gelenkt, die damit auf ihren 70. Geburtstag aufmerksam machten, den sie am Wochenende ausgiebig auf der Burg feierten. Die Ritter zogen in ihren zehn bis elf Kilo schweren Kettenhemden, neben sich ihre Burgfrau, ebenfalls in Gewandung, gemeinsam mit befreundeten Vereinen durch die Altstadt und boten, lautstark angekündigt von den Kronberger Fanfaren, ein farbenfrohes Bild. Auf der Burg hatten einige von ihnen von Samstag auf Sonntag bereits dem Lagerleben gefrönt, dabei durfte selbst gebrautes Bier selbstverständlich nicht fehlen. Die geladenen Freunde der Kronberger Ritter waren unter anderem die Freien Ritter von Soonwald, die Lahnsteiner Rittergilde, die Landsknechte aus Schardeck, die Bürgergarde aus Schlüchtern sowie die Königsteiner Ritter. Feierte man am Samstag noch in privater Runde, ließ die 70-jährige Vereinsgeschichte Revue passieren (wir berichteten) und sich mit Grußworten und anderen tollen Geschenken feiern (vom Burgverein gab es einen Burgabend-Vortrag über Rüstung und Waffen und eine spontane Burgführung), sorgte die 70 Mitglieder zählende Rittergarde am Sonntag mit für die Unterhaltung der Burggäste. Im Prinzengarten und auf der Oberburg konnte das mittelalterliche Lagerleben begutachtet werden und für die Kinder standen Armbrustdosen-Schießen und „Schlag die Nuss“ auf dem Programm. Speis und Trank wurden von den Rittern und, wie gewohnt, vom Burgverein verkauft. Kulinarische Köstlichkeiten waren überall in der Stadt zu entdecken, die Gastronomen liefen zur Höchstform auf und freuten sich über volle Tische und Stühle und der Altstadtkreis wartete mit seinem beliebten Café hinter dem Schirnbrunnen sowie Erdbeerbowle auf. Überall leuchteten die roten Früchtchen, die in Kronberg direkt längst eine Rarität darstellen, allen voran führte der Obsthof Krieger die Tradition Kronbergs als Obstanbaugemeinde fort. Auch das Hofgut Hohenwald war mit einem reichen Sortiment vertreten und weitere vom BDS dazu organisierte Stände sowie das Kinderkarussell sorgten für Abwechslung auf den Straßen. Etwas abgeschlagen von der Laufrichtung der Besucher fühlten sich die Geschäftsinhaber in der Katharinenstraße. Sowohl das Damen-Team von der Modeboutique Famous Fashion als auch Florian Henrich von Zeit & Genuss schräg gegenüber hätten sich eine beispielsweise mit Ständen oder dem Spielmobil belebte Katharinenstraße gewünscht, die die Besucher auf diesen Rundkurs und auch durch die Höfe oberhalb des Berliner Platzes gelenkt hätte. Den beiden Geschäftsinhaberinnen vom Schaukelpferd, Katrin Gräfin von Westphalen und Ulrike Domnik, konnte die Abgeschiedenheit ihres Ladens die gute Laune nicht schmälern. Sie boten ihr Spielzeug und dazu kleine Erdbeerkuchen-Happen, Kaffee und süße Überraschungen für die Kids – die den Weg immer zu ihnen finden – in gewohnt liebevoller Manier an.

Christina Schmidt von der Galerie des Fleurs gegenüber der Stadtbücherei litt allerdings darunter, dass bei diesem heißen Sommerwetter die wenigsten empfindliche Pflanzen über den Erdbeermarkt tragen wollten, vor allem aber unter den Verkehrsbarken, die ungünstigerweise vor ihrem Geschäft so platziert waren, dass sie nicht die Autos davon abhielten, die Runde direkt vor ihrem Laden über den Stadtbücherei-Parkplatz zu drehen, wohl aber die Fußgänger, bei ihr vorbeizulaufen. Getränken und anderen kulinarischen Genüssen ausgiebig gefrönt wurde vielerorts, in den Feinschmeckerläden und bei den zahlreichen Gastronomen Kronbergs. Wem nicht ausschließlich nach Shoppen und Feiern der Sinn stand, der wurde unter Umständen in der Dingeldein-Scheune fündig: Hier konnten sich Groß und Klein eine Miniaturwelt erschaffen und mittels Miniaturfiguren und verschiedener Naturmaterialien die Möglichkeiten der Makrofotografie und der kreativen Gestaltung kennenlernen. Die auf diese Weise entstandenen Bilder wurden den Spontan-Gestaltern per E-Mail nach Hause gesendet. Damit blickt auch der Kamera Klub Kronberg auf ein äußerst aktives Vereinswochenende, hatte er doch am Samstag bereits zur zehnten bis zu vierstündigen Fotosafari mit dem Thema „Kontraste“ durch die Stadt eingeladen.

Wer an diesem Tag der Burgstadt einen Besuch abstattete und damit Kronberg trotz Brunnenfest in Oberursel den Vorzug gab – und das waren wahrlich viele Besucherinnen und Besucher –, der wurde mit einem angebotsstarken, aber dennoch beschaulichen, Erdbeerfest belohnt.

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