Kronberg (aks) – Standing Ovations für Raimund Trenkler, Vorsitzender des Vorstands der Kronberg Academy, am Freitagabend: Sein Traum wurde wahr mit der inoffiziellen Eröffnung des „Casals Forum“ am Kronberger Bahnhof, mit Konzertsaal, Unterrichtsräumen, Geigenbauwerkstatt und einem Prüfungssaal. Die Stiftungsförderer, der Architekt Prof. Volker Staab, der Akustiker Vercammen, alle Bauunterstützer, das Kuratorium, Kooperations- und Medienpartner und prominente Politiker aus der Region und aus Berlin – man könnte sagen, der „engste Kreis“ – erhoben sich begeistert von ihren Stühlen, um dem Mann Ehre zu erweisen, der seit zehn Jahren seine Vision eines Kammermusik-Konzertsaals beharrlich vorangetrieben hat, Sponsoren und Unterstützer überzeugt und eingebunden hat, den besten Architekten und besten Akustiker gefunden hat – welch ein Triumph! Trenkler hatte vor zweieinhalb Jahren zum Richtfest nicht zu viel versprochen, als er die Eröffnung des Casals Forums auf den 22. September 2022 legte. Nun ist es fast auf den Tag genau mit einem mitreißenden Programm eröffnet worden. Trenkler hat es geschafft: „Mit Glaube, Liebe und Mut“, wie er voller Demut sagt. „Das Dach ist noch nicht fertig, aber es ist dicht.“ Ein Wunder. So wie er glaubte auch der große Cellist und Namensgeber Pablo Casals an Wunder, die er in der Musik von Bach und in der Natur fand. Der Kämpfer für Menschenwürde, Brüderlichkeit und Frieden wurde 1958 für den Friedensnobelpreis nominiert. So soll in bester Tradition die Cello-Suite Nr. 1 von Bach „zum Segen“ dieses Hauses gereichen, gespielt von Marie-Elisabeth Hecker, der ersten Studentin der Kronberg Academy. Raimund Trenkler überbringt die besten Wünsche von Marta Casals-Estomin, Casals Witwe, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen konnte: „I am so sad not to be with you and to experience the reflection of your hard work and Casals ideas.“
Seit über 25 Jahren ist der Cellist Raimund Trenkler Gründer und Leiter der Kronberg Academy, und er kämpfte mit bewundernswertem Engagement für einen „Werkraum der Musik“ in Kronberg als einem Ort, „wo Musik gehört wird und Raum hat, geboren zu werden“, Musik, die „das Beste in uns wecken soll“. „In Zeiten wie diesen“ sei dies dank der „private-public-partnership“ gelungen. Die Namen aller Großspender sind in einer Tafel im Foyer eingraviert. Allen Beteiligten dankte Raimund Trenkler mit ehrlicher Ergriffenheit: „Ich verneige mich vor Euch.“ Nun sei die Zeit gekommen, diesen Saal mit Leben zu füllen, mit Zukunftsglauben und mit Musik. Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, stimmte in den freudigen Kanon ein, bedankte sich für den „wunderbaren Abend“. Sie richtete Grüße aus von Bundeskanzler Olaf Scholz und Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien. „Für dieses Juwel hochkarätigen Konzertierens“ habe der Bund 27 Millionen Euro investiert: „Ohne Sie, Herr Trenkler, wären wir heute nicht hier!“ Er habe „Glaube, Liebe, Mut – und viel Hoffnung“ gezeigt. So soll das Casals Forum alle Menschen zum Musikgenuss einladen: „Kommt, hört, seht und fühlt!“
Faeser ließ das Dach des Casals Forum nicht unerwähnt, der Vergleich mit „einem lockeren Sommerhut“ passt, so leicht wirke damit auch das gesamte Gebäude – es werde die hochkarätige Musik „behüten“. Sie lobte die Idee einer musikalischen Akademie, in der das Schüler-Meister-Verhältnis im Mittelpunkt stehe, „für beide ein Gewinn!“ – und positionierte die Kronberg Academy als „Juilliard-School Europas“. Der Name Casals stehe nicht nur für Exzellenz in der Musik, sondern auch für das Verhältnis des Menschen zur Erde, dem mit diesem CO2-neutralen und regenerativen Bau Rechnung getragen wurde: „Der erste CO2-neutrale Konzertsaal der Welt“. Miteinander zu musizieren sei eine friedliche Form der Kommunikation und rege die kognitiven Fähigkeiten der Menschen an, sie zitierte Otto Schily: „Wer Musikschulen schließt, riskiert die innere Sicherheit“.
Das Musikprogramm mit den vielen jungen Nachwuchstalenten, die auch international zu den Besten zählen, und ihren Meistern war gleichzeitig prunkvoll „maestoso“ und von großer Freude am Spiel geprägt, die Kammermusik-Klänge stiegen mühelos leicht und wunderschön in den Äther. Immer wieder wurden auf der Bühne Stühle gerückt, denn vom Solo, Quartett bis zum Oktett und als großartiges Finale das Chamber Orchestra of Europa unter der Leitung von Sir András Schiff wird jeder Besetzung Rechnung getragen. Auch die Akustik, die von Anfang an im Fokus stand und die Martijn Vercammen verantwortet, kann vom Solisten bis zum Orchester genau eingestellt werden. Sie schallt die sanften Klänge eines einzelnen Cellos ebenso wie die eines Orchesters, das Beethoven „con brio“ spielt, und findet ungestörten Zugang zu den Ohren der Zuhörer. Der Klang ist so rein und klar, so lebendig und frisch, und spiegelt in Echtzeit auch Emotionen und Leidenschaft der Musiker. So unverzerrt und unverfälscht wurde Musik selten gehört: Der Kronberg-Klang ist einmalig. Julius Asal, der 25-jährige Pianist, der Dvoraks Klavierquintett akzentuiert und temperamentvoll spielt, ist von der „einmaligen“ Akustik überwältigt. So einen „Austausch mit dem Publikum“ habe er selten gefühlt, da gingen „die Schwingungen hin und her“. Auch der ukrainische Geiger Valeriy Sokolov zeigte sich in der Pause begeistert von diesem Konzert, besonders liege ihm aber der Mensch Raimund Trenkler am Herzen: „Von Anfang an genial!“ „Dieser Traumsaal“ sei wie eine „Fantasy come true“.
Angela Dorn, die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, unterstrich die Symbiose von Klangerlebnis und ästhetischer Optik, dabei seien „knallharte Wissenschaften wie Architektur, Akustik, Physik“ angewendet worden, „ohne Kompromisse“, was in der Politik selten sei. Dies zeige die einzigartige Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kultur unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsanspruchs. „Ein Haus für alle – und das mitten in Hessen“. Das Casals Forum solle Mut machen, ein Werkzeug und beschützte Räume für den Nachwuchs sein, aber auch das Verständnis fördern, in Kultur zu investieren. „Danke für dieses Geschenk!“ Mit Dorns und Faesers Rede war die Frauenquote an diesem Abend erfüllt, es folgten Laudationes vom Architekten Prof. Volker Staab und Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Kuratoriums, die von „einer Uraufführung“ sprachen.
Die letzte und kürzeste Rede hielt Sir András Schiff, Pianist und Dirigent des Chamber Orchestra of Music, der mit der Musik von Beethoven und Brahms den neuen „Sound“ in Kronberg zum Klingen brachte. Er sei „extrem dankbar“. Als Zuhörer wie elektrisiert vergingen so dreieinhalb Stunden, neu und anders und gar nicht muffig, getragen von herrlicher Musik, gespielt von den leuchtenden Sternen am Musikhimmel wie Gidon Kremer, András Schiff und Steven Isserlis und den vielen jungen Sternen der Kronberg Academy, die von den Besten gelernt haben. Kammermusik hat eine neue Heimat gefunden.