Startschuss für neues Projekt „Restaurierung des Prinzengartens“

Dieser herrliche Blick vom oberen Prinzengarten aus soll noch attraktiver werden.

Fotos: Puck

Kronberg (pu) – „Endlich wieder eine Präsenzveranstaltung auf der Burg!“ Diese spontane Gefühlsregung von Burgvereins-Schatzmeister Uwe Wittstock sprach dem Personenkreis aus dem Herzen, der sich dieser Tage bei strahlendem Sonnenschein auf dem Burghügel versammelte. Anlass war eine kleine Feierstunde, in deren Mittelpunkt der offizielle Start des neuen Projekts „Restaurierung des Prinzengartens im Stil der Kaiserin Victoria“ stand. Zudem – und das war der Grund, warum der Schatzmeister und die Mitglieder von Stiftung Burg sowie des Vereins noch ein bisschen mehr mit der Sonne um die Wette strahlten – hatte ein Teil der Gäste großzügige finanzielle Geschenke mitgebracht, die einen Großteil der Projektkosten sichern.

Kurze Rückschau

Dass auf dem Burghügel hin und wieder ein kalter Wind pfeift, liegt in der Natur der Sache. Allerdings war es schon orkanartiger Gegenwind, der den wackeren Burgvereinsgründern und allen Mitstreitern 1989 entgegenblies, als man sich auf den Weg machte, den drohenden Verkauf des Kronberger Wahrzeichens durch den damaligen Besitzer, die Hessische Hausstiftung, zu verhindern und eine letztendlich erfolgreiche Mission ins Rollen brachte. Am 20. November 1992 ging die Burg samt Außengelände (insgesamt rund 18.000 Quadratmeter) für 700.000 Deutsche Mark (DM) in städtischen Besitz über. Landgraf Moritz von Hessen händigte dem damaligen Bürgermeister Wilhelm Kreß die Schlüssel aus. Um die Folgekosten durch die Übernahme dieses historischen Erbes zu stemmen, riefen Stadt und Burgverein im Jahr 1994 die Stiftung Burg ins Leben. Darin verpflichten sich Stadt und Burgverein seither gemeinsam zu Sanierung, Pflege und Erhalt der Burg.

Bisher konzentrierten sich die involvierten ausführenden Akteure, aktuell rund 100 ehrenamtlich Aktive in verschiedenen Arbeitskreisen (AK), in erster Linie auf Maßnahmen zur Erhaltung und Renovierung des Denkmals. Nach und nach erfolgten Instandsetzung und Generalsanierung der Dächer und der Fenster des Kronenstamm- und Flügelstammhauses der Mittelburg, des Mauerwerks der Oberburg und die statische Sicherung des Flügelstammhauses. Darüber hinaus wurde aus sicherheitstechnischen Gründen (Fluchtweg) der Treppenturm mit Aufzug hinter dem Kronenstammhaus der Mittelburg errichtet, das Museum aufgebaut, der Terracottasaal renoviert, Wappensaal und „Liselott- und Klaus Rheinberger-Saal“ restauriert und ein reibungsloser Ablauf des Burgbetriebs mit dem Ziel der schonenden Nutzung durch Veranstaltungen gewährleistet. Angesichts dieses jahrelangen akuten Handlungsbedarfs im Innenbereich stand das Außengelände, ausgenommen Pflegemaßnahmen und Erschließung des verwilderten Eibenhains, der 2009 das Prädikat „Geschützter Landschaftsbestandteil“ erhielt, ein wenig hintenan.

Erstes großes Projekt

In der jüngeren Vergangenheit erarbeitete der AK Außengelände mit Expertenunterstützung ein Parkpflegewerk samt Maßnahmenpaketen zur Weiterentwicklung für das 18.000 Quadratmeter große Areal mit seinen verschiedenen Burggärten. Teile wurden bereits sukzessive in Eigenleistung umgesetzt.

Die „Restaurierung des Prinzengartens im Stil der Kaiserin Victoria“ ist das erste große Vorhaben im Außengelände mit umfangreichen Maßnahmen, die zum überwiegenden Teil nur durch Fachfirmen durchgeführt werden können und mit insgesamt circa 140.000 Euro Gesamtkosten zu Buche schlagen werden.

Überglücklich sind Stiftung Burg Kronberg und Burgverein daher über die Zusage der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“, die Realisierung des Projekts mit maximal 60.000 Euro (43 Prozent der Kosten) zu unterstützen. Axel Wintermeyer (CDU), Staatsminister im Geschäftsbereich des Ministerpräsidenten mit der Aufgabe des Chefs der Staatskanzlei und Stiftungsvorstand, der gemeinsam mit Jutta Nothacker, Geschäftsführerin der Stiftung Flughafen, in den Prinzengarten gekommen war, hob während der symbolischen Scheckübergabe heraus, Stadt, Stiftung und Verein könnten stolz auf das bisher Erreichte sein. Die bisher rund 10 Millionen Euro an Mitteln, die in „dieses Schmuckstück im Hochtaunuskreis“, das „Kronberger Juwel“, die „Burg für Bürger“ geflossen sind, seien bestens angelegt.

Die 2004 gegründete „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ zielt auf die Erhöhung der Lebensqualität, die Attraktivität der Region und das Gemeinwohl im Umland des Flughafens als Ausgleich für die mit dem Luftverkehrszentrum verbundenen Belastungen. Nach mehr als zehn Jahren der Förderung von Projekten in den Bereichen Natur, Kultur und Soziales heißt der aktuelle Förderschwerpunkt: „Unsere Heimat: Wir, Hier, Jetzt“. Nach den Worten des Staatsministers „ist Heimat dort, wo ich lebe, mich wohlfühle und meine Freunde habe.“ Diesem Gedanken Rechnung tragend, sei die Entscheidung leichtgefallen, als der Antrag auf Fördermittel „samt seiner Idee, einen neuen Treffpunkt für Kommunikation und mehr Erlebnis zu schaffen“, auf seinem Tisch landete.

Wiederum städtische Gelder

Einmal mehr im Finanzierungsboot dabei ist die Stadt Kronberg im Taunus mit 25.000 Euro. Aus diesem Grund waren sowohl Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU), Bürgermeister Christoph König (SPD) und Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) der Einladung des Burgvereins zur Feierstunde gerne gefolgt. „Investitionen in das älteste Gebäude-Ensemble der Stadt sind auch Investitionen in die Zukunft unseres Gemeinwesens. Nur Kronberg im Taunus hat in unserer Region eine Burg mit Bauepochen zwischen dem 12. und 20. Jahrhundert, mit so vielen und wertvollen erhaltenen Räumlichkeiten und eine, die einmal einer deutschen Kaiserin gehörte“, geriet Christoph König geradezu ins Schwärmen.

Diesen Ball aufgreifend erinnerte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche an die generösen Spenden von Stiftern und Sponsoren, ohne die die Sanierung der Burg gar nicht möglich gewesen wäre und verknüpfte dies mit einem innigen Dank an alle Ehrenamtlichen, die sich seit so vielen Jahren für die Burg engagieren. Stellvertretend für alle hoben Knoche und König die Vorsitzende des Burgvereins, Martha Ried, heraus.

Nur zwei Tage nach der offiziellen Vorstellung des neuen Leiters der Stabsstelle Stadtmarketing, Matthias Greilach, und ein Jahr nach der Fertigstellung des integrierten Stadtmarketing-Konzepts, betonte der Rathauschef: „Eine der ganz zentralen Aufgaben des Stadtmarketings wird es sein, die weit über die Grenzen der Stadt bekannte Burg noch stärker für Veranstaltungen und als touristisches Ziel zu vermarkten. Dabei bieten insbesondere der Wappensaal und der Rheinberger-Saal außergewöhnliche Möglichkeiten. Aber auch der Innenhof der Burg, das Außengelände mit Bühne und der Prinzengarten, der für Trauungen sehr gefragt ist, haben eine einzigartige Atmosphäre.“ König unterstrich die Bedeutung des Wahrzeichens als Imageträger und Wirtschaftsfaktor – ein Publikumsmagnet!

Ausblick

Marlies Lendzian-Coane, Vorstand des Arbeitskreises Außengelände, gab einen kurzen Ausblick auf das, was in den kommenden drei Jahren im Rahmen des Projekts umgesetzt werden soll. Alte Postkarten und Aufzeichnungen, die zur Erarbeitung des Parkpflegewerks herangezogen wurden, geben die Zielrichtung vor. Zu den tragenden Säulen der Aufwertung der Schönheit und Romantik des idyllischen Prinzengartens zählt die Wiederherstellung der historischen Wegeführung. Daher sind die Entfernung der im unteren Teil einschränkenden Buchsbaumhecken, die Rodung der Fliederbüsche und des Feigenbuschs und die Freilegung der bisher durch Gras überwachsenen Stufen und Sandsteinplatten beschlossene Sache. Analog zu den Stilelementen im Rosengarten Schlosspark Friedrichsruhe ist des Weiteren vorgesehen, den schadhaften Laubengang zu erneuern, Beleuchtungsmasten aus dem Gartenzentrum umzuplatzieren beziehungsweise auf Basis eines neuen, insektenfreundlicheren Beleuchtungskonzepts (LED) zu modernisieren. Dem Rechnung tragend verschwinden die unansehlichen bisherigen Lichtmasten entweder gänzlich oder zumindest aus dem Blickfeld. Für die an diesem für sie ungeeigneten Standort vor dem unteren Mauerbogen stehenden und daher kränkelnden Rhododrendren sind die dortigen Tage gezählt. Sie werden umgesetzt und machen einer stärkeren Rosenbepflanzung Platz. Der dann freigelegte Mauerbogen eignet sich hervorragend als Standort einer Parkbank. Bisher im unteren Prinzengarten zwischengelagertes Mobiliar verschwindet an einen versteckten Lagerplatz im oberen Teil.

Hochzeit Romantik pur

Damit wäre der Bogen zum absoluten Highlight geschlagen, denn durch die Restaurierung des dortigen „Plateaus“ im historischen Format für einen Traupavillon im Wilhelminischen Stil, Freilegung historischer Steinplatten und Installierung eines mit historischen Rosen umrankten Schmiedeeisenbogens entsteht ein Trauraum, der romantischer kaum sein könnte.

Davor können bis zu 80 Hochzeitsgäste auf Sitzbänken am feierlichen Ereignis teilhaben. Raum für einen Sektempfang ist ebenfalls vorhanden. Da in diesen Fällen der obere Teil des Prinzengartens für die geschlossene Gesellschaft gesperrt werden kann, ohne den unteren Teil für den normalen Besucherverkehr zu beeinträchtigen, wäre auch das ein Mehrwert für den Burgbesuch. Die Maßnahmen zur Schaffung dieser einzigartigen Traulocation sollen nach den Worten von Marlies Lendzian-Coane schnellstmöglich umgesetzt werden, damit dort schon im kommenden Jahr Eheschließungen machbar sind.

In enger Absprache

Alle Maßnahmen werden nach Aussage der Arbeitskreismitglieder mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde Hochtaunus abgesprochen. In diesem Zusammenhang wurde die konstruktive Zusammenarbeit ausdrücklich gelobt. In einem der ersten Schritte sind bereits behutsame Rückschnitte am „Naturdenkmal Eibe“ vorgenommen worden, weil beispielsweise der Treppenaufgang völlig überwachsen war. Auch bei den außer Form geratenen Kugel- und Säuleneiben sind behutsame Kürzungen und Verschlankungen vorgesehen.

Anerkennung und Dank für dieses erneute große Engagement mit großer Außenwirkung gab es abschließend vonseiten des stellvertretenden Vorsitzenden des Stiftungsrats, Klaus Pfeifer, der direkt die Gelegenheit nutzte, die Vorfreude auf ein stilgerechtes Gartenfest nach Projektbeendigung zu schüren.

Ziel

Vorerst sind alle Involvierten glücklich über den vom Duo Saxodeon musikalisch umrahmten offiziellen Start. Das Projektziel ist klar umrissen: die vorhandenen Gestaltungselemente des Gartens im Stil von Kaiserin Victoria zu verschönern und zu akzentuieren, die Erlebniswelt für die Besucher zu erhöhen und die vorhandene Infrastruktur für eine verbesserte Nutzung, zum Beispiel für die genannten Hochzeiten, zu erneuern. Die Kronberger dürfen sich auf diesen künftigenMehrwert freuen.

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