Auf das Lesepublikum der Bücherstube kommenden spannende Tage zu Fotos: privat
Jo van Nelsen ist wieder zu Gast
Kronberg (hmz) – „Frankfurt liest ein Buch“ geht in eine neue Runde. Dieses Lesefest findet seit dem Jahr 2010 jährlich im April statt. Erstmalig ist auch die Kronberger Bücherstube dabei und diese Premiere ist für deren Inhaber Dirk Sackis durchaus eine Herausforderung. Auch wenn er bereits vorgegebene Strukturen nutzen kann, bleibt für ihn die spannende Frage, ob sich sein Lesepublikum auf eine mehrtägige Literaturreise einlassen wird. „Mein Bestreben ist es, Künste als eine Art Symbiose zusammenzuführen, in der sich Literatur, Musik und Bildende Kunst aufeinander einlassen“, so Sackis und sein Programm für den 4., bis 7. Mai steht bereits fest. Jo van Nelsen wird wieder zu Gast sein. Unter der Überschrift: „Ferne Väter!“ liest und spricht er über den Roman „Streulicht“ von Deniz Ohde. Mit dieser Frankfurter Autorin (Jahrgang 1988) steht erstmals eine Debütantin im Zentrum des Lesefests vom 24. April bis 7. Mai 2023. Ihr Roman „Streulicht“ wurde vielfach ausgezeichnet. Der Vater in ihrem Romandebüt wird gleich im ersten Kapitel als eine der zentralen Figuren vorgestellt. Es ist das Trauma einer ganzen Generation, die die Sprachlosigkeit der Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen hat und widerspiegelt. Das Trauma der „fernen Väter“ wird weitergegeben, ohne dass es den Protagonisten bewusst ist.
Jo van Nelsen wird gerne als “Kulturallrounder“ bezeichnet. Begonnen hat er als Chansonnier, er arbeitet als Schauspieler und Moderator in Theater und Varieté und veröffentlichte ein Standardwerk zur Geschichte des deutschen Kabarettchansons. „Zu dieser Lesung wird es auch ein kleines musikalisches Rahmenprogramm geben“, kündigt Sackis an, damit wird es keine klassische Lesung werden. Beginn ist am 4. Mai 2023 um 19.30 Uhr.
Ein „Gemischtes Doppel“ wird es am 5. Mai in Kooperation mit der VHS geben. „Kunst und Literatur“ – Niki de Saint Phalle“, das Porträt einer Künstlerin, deren Skulpturen die Welt eroberten. Sie zählte als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation. Bis zum 21. Mai geben in der Schirn Kunsthalle Frankfurt rund 100 Arbeiten einen Überblick über alle ihrer Werkphasen. In den fünf Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens entwickelte Niki de Saint Phalle eine unverwechselbare Formensprache und ein facettenreiches Werk. Die „Nanas“, ihre bunten, großformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen. Petra Schwerdtner und Dr. Adolf Fink, eine Kulturwissenschaftlerin und ein Germanist sorgen in der Kronberger Bücherstube für die Begegnung von Wort und Werk und vermitteln ungewöhnliche Perspektiven auf die berühmte Künstlerin. Gelesen wird aus einer Biografie mit dem Titel „Mein Geheimnis“. Beginn dieses „Gemischten Doppels“ ist um 18.30 Uhr.
Zu einer „Bücherstubenhockerparty“ wird am Samstag, den 6. Mai, von 12 bis 18 Uhr eingeladen. Es wird ein Lesezelt geben, ein „Literarisches Dosenwerfen“ und Buchtipps der Kundinnen und Kunden. „Geplant ist, dass, wer mag, zehn Minuten aus seinem Lieblingsbuch vorliest. Als Dankeschön darf jeder ein Buchgeschenk mit nach Hause nehmen“, so Dirk Sackis.
Den Abschluss am 7. Mai wird eine Matinee um 11.30 Uhr bilden. Vorgesehen ist eine moderierte Lesung mit Michael Bergmann aus seinem neuen Buch „Mameleben“. Dabei geht es um seine Mutter Charlotte. Er erzählt in seinem Buch die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: Ihre Vertreibung aus Deutschland, den Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal zu haben, bei dem sie allzu oft ganz auf sich alleine gestellt ist.
„Tag der Literatur“
Michael Bergmann wurde im Jahr 1945 bei Basel als Kind jüdischer Flüchtlinge geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er in Paris, seine Jugend in Frankfurt. Er arbeitete als Journalist, später als Regisseur und Produzent und seit 1990 auch als Drehbuchautor (unter anderem „Otto – Der Katastrophenfilm“). Im Jahr 2010 erschien sein erster Roman „Die Teilacher“ und seither noch weitere sechs Bände. Die Lesung mit Michael Bergmann wird von Jesko von Schwichow (hr2) moderiert. Der 7. Mai ist in ganz Hessen ein „Tag der Literatur“, der auf mehreren Events erlebbar gemacht werden und die Vielfalt der hessischen Literaturlandschaft widerspiegeln soll. Das Festival wird im Rahmen des Netzwerkprojektes „Literaturland Hessen“ alle zwei Jahre organisiert. Veranstalter sind der Hessische Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Literaturrat und dem Verein der Freunde und Förderer des Literaturlands Hessen.
An den Tagen der Literatur hoffe ich auf viele Besucher und Besucherinnen, auch aus der Region“, so Sackis. Es ist bekannt, dass im Hochtaunuskreis die Lesefreudigkeit sehr hoch ist und der Bücherkauf eine Spitzenstellung einnimmt. Da könnte sich seine Hoffnung durchaus erfüllen.