Taxifahrt: Irrungen des Lebens – Kabarett mit Eva Karl Faltermeier

Kronberg
(hmz)- Nach ihrem Erfolgsdebüt „Es geht dahi“ wurde Eva Karl Faltermeier mit dem Senkrechtstarter-Preis im Rahmen des Bayerischen Kabarettpreises und dem Newcomerpreis im Rahmen des Hessischen Kabarettpreises ausgezeichnet. Die Stadt Regensburg ehrte sie mit dem „Kulturförderpreis 2020“. Auf Einladung des Kronberger Kulturkreises zeigte sie ihr zweites Programm: „Taxi. Uhr läuft.“ in den Kronberger Lichtspielen.

War es beim ersten Mal noch die imaginäre Therapeutin, war es diesmal die „Frau Taxlerin“, der Eva Karl Faltermeier Bonmots über das Leben an sich und überhaupt am laufenden Band servierte. Eigentlich ganz normale Tagesabläufe im Auf und Ab der Verflechtungen aus Familie, Beziehung und Umfeld – nur eben aus der Sicht der bemerkenswerten Kabarettistin, die aufgrund ihrer Umtriebigkeit wohl weiterhin auf der Suche nach „Menschelndem“ bleiben wird. Pointiert aufgespießt, gepaart mit „bayerischen Schmankerln“ über Besserwisserei, Esoterik, Weltuntergangsprognosen, den Energie spendenden Kraftorten im Bayerischen Wald und Papas Lieblingspropheten „Mühlhiasl“, einem angeblichen Weissager aus der Region. „Saudumm nur, wenn das Leben dazwischen kommt.“ Um ihrem heimischen Chaos entfliehen und mit dem Ziel, ihr zweites Programm endlich zu Papier bringen zu können, steigt sie in ein Taxi nach Salzburg, um in einem Hotel ein paar Tage lang Ruhe zu finden. „Wer von Bayern aus nach Österreich zur Arbeit fährt – tiefer kann ich nicht sinken.“ Die „Taxlerin“ war der Mitmensch der Stunde: „Die mutet dir die Wahrheit zu, da hast du keine Chance.“

Deftig hintergründig

Deftig und hintergründig erfuhr diese dann alles über „Schmatzer“, ein Schimpfwort für alle, die viel reden würden, daher „bin ich auch Kabarettisten geworden“ und über ihren Papa, der nach ihrer Scheidung von ihrem Mann, den „sie stark wegignoriert hat“, zu ihrem „Personal Trenner“ wurde.

Die „Taxlerin“ in ihrer Rolle als „Frauenversteherin“, besetzte nach einem Pfiff immer am Ende einer Erzählphase mit ihren stoischen Kommentaren die Klischees, die entweder Auf- oder Abreger im gewohnt gesellschaftlichen Modus sind. Nach Hunderten Kilometern roter Ampeln und Staus und ebenso vielen Mitfahrenden aller Bewusstseinsklassen auf engstem Raum – das machte sie zur Expertin für seelische Schieflagen aller Art. Während Eva Karl Faltermeier darüber philosophierte, wie der Borkenkäfer in den Wäldern „Licht ins Dunkel bringt“ und „Lügen das Schmiermittel des Lebens sind“ neigte sich die Fahrt durch die Irrungen und Windungen des Lebens, wo jede Sekunde zählt, dem Ende zu. Nicht jeder wird im Leben dort abgeholt, wo er steht. Im Falle einer Taxi-Fahrt ist das natürlich schon so. Außer, Mitfahrende haben keine Ahnung, wo sie sich befinden. Oder kein Geld. Auch im realen Leben lässt sich der eigene Standpunkt nicht so ohne weiteres zweifelsfrei festzurren. Weder emotional, noch politisch oder geografisch. Eva Karl Faltermeier hat während ihres zweistündigen Sprechprogramms aufgezeigt, wo und wie manche abgeholt werden wollen, wohin die Fahrt geht und was sie den Einzelnen möglicherweise kostet. Klug, umsichtig und durch ihren Oberpfälzer Dialekt frei nach dem bayerischen Motto „mia san mia“, was so viel bedeutet wie: „wir sind so, wie wir sind, und wir gehören zusammen“, verschoss sie ihr ideenreiches und zündendes Pulver. Für zusätzliche „Gaudi“ sorgten Wutanfälle, kurz, heftig und laut, und kleine musikalische Einlagen an einer „Zither für Bleede“. Eva Karl Faltermeier erklärte ihren Dialekt einmal so: „Die Oberpfälzer sind für Zouagroaste (was so viel bedeutet wie Zugereiste, also alle Nicht-Oberpfälzer) meist nur schwer zu verstehen. Aber die Bewohner und Bewohnerinnen der Oberpfalz gelten ohnehin als eher redefaul. Sie sprechen nur das Nötigste.“ 

Dialekt als Stilmittel

Der wichtigste Laut im Dialekt sei das „ou“, „das aus tiefster Kehle kommt. Nicht-Muttersprachler nehmen das Oberpfälzische deswegen oft als eine Art Hundebellen wahr. Daher gilt: Wer nicht bellen kann, wird auch des Oberpfälzischen nie mächtig sein.“ Aufgewachsen ist Eva Karl Faltermeier in Eichhofen bei Regensburg. Dabei sollte ihr Publikum wissen: „Faltermeier“ ist der Name ihres Ex-Mannes. Das „Karl“ hat sie sich in Anlehnung an ihren Mädchennamen beibehalten, wie sie jüngst auch in der Radio-Sendung „Blaue Couch“ offenbarte. „Den Bindestrich lasse ich weg, um einen Künstlernamen ähnlich wie Karl Maria Brandauer zu haben“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Eva Karl Faltermeier ist Journalstin, Blogautorin, Dozentin und schreibt Kolumnen für den Sender Bayern 2. Dort bekommt sie jetzt einen eigenen Sendeplatz und wird Nachfolgerin des ebenfalls sehr bekannten Kabarettisten Hannes Ringestetter.

Eva Karl Faltertmeier ist eine Meisterin der Mimik Foto: Privat



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