Thomas Mann macht Ferien

Buchtipp

Aktuell

von Kerstin Holzer, Kiepenheuer & Witsch 2025, 22 Euro

Den Sommer 1918 verbringt Thomas Mann mit seiner Familie in der Villa Defregger am Tegernsee. Der Dichter hat gerade sein antidemokratisches Werk „Betrachtungen eines Unpolitischen“ beendet, mit seinem Bruder Heinrich hat er sich deshalb überworfen. Doch die weltpolitische Lage scheint weit weg zu sein. Hier unternimmt er lange Spaziergänge durch die idyllische Landschaft in Begleitung seines Hundes Bauschan. Sie werden ihn zu seiner Erzählung „Herr und Hund“ inspirieren. Vier Kinder toben durch das Haus, das Baby wird von der Kinderfrau versorgt. Am Abend rudert Thomas seine Frau Katja über den See. Das Familienleben erscheint ebenso anstrengend wie harmonisch. Am Ende wird der Dichter einen Berg besteigen und einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben. Erlebnisse, die später Eingang in den „Zauberberg“ finden werden. Kerstin Holzer, die bereits Bücher über Monika und Elisabeth Mann geschrieben hat, zeichnet hier das Porträt einer besonderen Familie. Der Leser kommt dem Künstler als Menschen sehr nah, seinen Ängsten und Sehnsüchten, aber auch seiner Liebe zu den Kindern und seiner Frau Katja. Mit Wärme und Humor beschreibt sie diesen besonderen Sommer im Leben des Nobelpreisträgers. Am Ende wird Thomas Mann in sein Tagebuch notieren: „Der Tegernsee lebt noch in mir.“ Wünschen wir uns das nicht alle am Ende des Urlaubs? Eine wunderbar leichte Sommerlektüre.



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