Das Tier, der Mensch, die Verbindung – Kronberger Tierschutzverein ist eine gute Adresse

Hundetrainerin Debra Heinen zeigt während des Kurses, wie man im Notfall den „Fang“ ihrer Collie-Hündin sichern würde.

Fotos:Göllner

Margarete Mingram und Brigitte Möller mit zwei der zum Haushalt gehörenden Hühner. v.l.n.r.

Debra Heinen und Sonja Jäger v.l.n.r.

Frank Franke (links), Präsident der Kinderhilfsorganisation „Luftfahrt“ ohne Grenzen

Kronberg (mg) – Brigitte Möller und Michael Endres aus dem Vorstand des Kronberger Tierschutzvereins sitzen gemeinsam am Tisch und sprechen über ihre „gute Sache“. Endres erzählt lebhaft einige Anekdoten aus dem Leben eines Tierschützers, Möller viele Details rund um die Historie und die Struktur des Vereins, dem beide gemeinsam mit anderen Vorstandsmitgliedern vorsitzen. Seit ungefähr acht Jahren funktioniert der Vorstand auch ohne Vorsitz gut, dennoch wünsche man sich durchaus wieder eine Person, die dem Tierschutzverein einen ersten Ansprechpartner für die Öffentlichkeit liefere. Sie oder er müsse sicherlich ins „bestehende Gefüge“ passen, man sei jedoch in jedem Fall ein harmonisch miteinander arbeitendes Gremium und das nun schon eine ganze Zeit lang, erzählt Michael Endres. Sein Schwiegervater Heinz Hölzle gehörte bereits zu den Gründervätern des Oberhöchstädter Tierschutzvereins, der zur gleichen Zeit Anfang der 1960er Jahre ins Leben gerufen wurde wie das Äquivalent in Schönberg; zuvor hatte es für kurze Zeit im Jahr 1959 einen eigenen Verein in Kronberg gegeben. Nach dem Zusammenschluss der drei Kommunen Kronberg, Schönberg und Oberhöchstadt im Jahr 1972 zum heutigen Kronberger Stadtgebiet mit drei Stadtteilen fusionierten auch im Jahr 1973 die Tierschutzvereine und bündelten unter dem heutigen Vereinsnamen Tierschutzverein Kronberg e.V. ihre nun vereinten Kräfte. Im Jahr 2024 zählt der Verein rund 80 Mitglieder, Nachwuchs ist jederzeit erwünscht. Man würde sich auch freuen, wenn mehr junge Menschen den Weg in das Vereinsleben fänden und mit ihren Möglichkeiten und Fertigkeiten womöglich Wertvolles ergänzten oder auch neu kreierten, wie beispielsweise einen medialen Auftritt in den digitalen sozialen Netzwerken neben der bereits existenten Internetseite des Vereins.

Tierschutz „vor Ort“

Eine Prämisse des Tierschutzvereins ist, dass sein Wirken vor Ort stattfinden soll. Das kann gleichzeitig weiter gefasst werden, als es sich zunächst liest. In erster Linie ist es den Vereinsmitgliedern und dem Vorstand wichtig, dass Resultate der Hilfe nachvollzogen werden können, dass „man sehe und verstehe, was mit der Hilfe geschehe“ – vor allem, wenn es sich um finanzielle Unterstützung handelt. „Wir gehen mit den Spendengeldern verantwortungsvoll um“, untermauert dies Brigitte Möller, die unter anderem zu ihrer Tätigkeit im Tierschutzverein auch Stadträtin im Magistrat der Stadt Kronberg und Vorsitzende des Fördervereins der Alzheimer-Stiftung ist. Eine viel beschäftigte Frau, der Erfahrungsschatz, inhaltliche Kompetenz und damit verbundene Weitsicht zu eigen sind und die all das in ihre Ämter einfließen lassen kann. Möller erzählt, dass vor zwei Jahren eine Vorsitzende für den Tierschutzverein bereits gewählt war, diese jedoch aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt zum großen Bedauern des Vereins nicht mehr antreten konnte. Zwei Hunde – Hope und Charly –, drei Hühner – Henrike, Sophia und Annabell – und zahlreiche Vögel und Fische gehören zu Brigitte Möllers privatem Tierreich. Margarete Mingram, die ihr seit 30 Jahren im Haushalt zur Seite steht, ist ebenso Bezugsperson der Tiere. Beiden merkt man den zugewandten und liebevollen Respekt gegenüber den tierischen Mitbewohnern augenblicklich an.

Vielseitigkeit des Tierschutzes

Michael Endres, dessen Ehefrau Martina Hölzle-Endres ebenso im Verein mitwirkt, schildert während des Gesprächs mit der Redaktion zahlreiche Begebenheiten und Umstände, die deutlich machen, wie wichtig ein Tierschutzverein ist und infolgedessen die Menschen, die dort wirken. Zum Beispiel mussten auch die Haustiere tierärztlich versorgt werden, die ukrainische Flüchtlinge auf ihrer Flucht vor dem Krieg mit nach Deutschland brachten. Es entstanden Kosten, für die auch der Verein aufkam. „Die Menschen nehmen den Tierschutzverein jedoch ab und an auch als eine Institution wahr, die über die Grenzen des Möglichen geht“, so Endres. Ein Tierschutzverein könne weder die Aufgaben des städtischen Ordnungsamts, der Polizei noch die der Feuerwehr übernehmen – gleichzeitig sei man stets mit Engagement bemüht, weiterzuhelfen – und sei es in letzter Konsequenz mit Informationen, an wen man sich denn im konkreten Fall wenden könne. Man schreite aber auch oft genug selbst zur Tat, wenn sich beispielsweise eine Katze in einer Tiefgarage verlaufen habe und nicht mehr „herausfinde“. Das beanspruche dann durchaus die Zeit mehrerer Mitglieder und häufig auch mehrere Tage an Einsatz. Der Tierschutzverein ist für Haustiere in Not zuständig, Wildtiere werden von anderer Seite betreut. „Einmal erreichte uns ein Anruf von einer Dame, die auf dem Friedhof Thalerfeld ein in ihren Augen in Not geratenes Eichhörnchen entdeckte und gleichzeitig Angst hatte, dass es auf die Straße liefe“, berichtet der Oberhöchstädter Endres. Das Eichhörnchen „sei irgendwie erschöpft“, wurde dem Tierschutzverein dann noch kommuniziert. Man wisse dann manchmal gar nicht, was das Anliegen sei. Zum einen sei ein Eichhörnchen ein Wildtier und zum anderen betreibe man ein Ehrenamt und könne bedauerlicherweise nicht überall vor Ort sein. Man gebe gewiss bereits sein Bestes, sei eigentlich auch „ständig im Amt“, der Tierschutzverein müsse seinen Fokus jedoch auf das Machbare richten. Man bitte daher um Verständnis, dass man nicht in der Lage sei, solchen Anfragen nachzukommen. Vermutlich sei das Eichhörnchen schlichtweg durstig gewesen, da es sich um eine heiße Sommerphase während des Anrufs handelte. Selbst etwas Wasser bereitstellen und das Tier Wildtier sein lassen sei an dieser Stelle angebracht, fasst es Michael Endres zusammen. „Wir unterstützen jedoch auch gerne Projekte anderenorts, wenn sie einen Bezug zu Kronberg haben“, erläutert dann Brigitte Möller, die aufgrund ihres großen Engagements in vielen Bereichen für die Stadt Kronberg auch Trägerin der Ehrenplakette ist. Sie erzählt, dass das Vereinsmitglied Frank Franke sehr engagiert in der Ukraine-Hilfe tätig sei und Hilfskonvois dorthin betreue. Auf dem Weg in die Ukraine habe er gleichzeitig ein Tierheim in der Stadt Baia Mare in Rumänien mit Naturalien unterstützt, für die das Tierheim Kronberg finanziell aufkomme. Franke ist zudem Präsident der Kinderhilfsorganisation „Luftfahrt ohne Grenzen/Wings of help“ und hilft an sich überall dort, wo es ihm möglich ist. Nach und nach wird klar, dass viele Menschen, die im Tierschutz tätig sind und Tiere unterstützen, häufig genug ebenso anderen „Lebewesen“ helfen. Die grundsätzliche Hilfsbereitschaft wohnt anscheinend dem Wesen dieser Menschen inne – eine mehr als schätzenswerte Eigenschaft.

Tiere dürfen Tiere bleiben

Dem Tierschutzverein in Kronberg ist es gleichzeitig wichtig, dass das vereinsinterne Verständnis lautet, dass ein Tier wie ein Tier behandelt werden soll und muss. Sicherlich wird ein Haustier auch auf eine wie auch immer geartete Weise häufig ein Familienmitglied, dennoch gilt es, das Bewusstsein zu erhalten, dass ein Tier eben kein Mensch ist. Das sei auch bei der Kommunikation mit Tieren stets zu bedenken, denn diese begreifen Zusammenhänge weniger, sind instinktgeleitet und schlichtweg ihrer persönlichen Natur verbunden und verhaftet.

Erste-Hilfe-Kurs für Hunde

So entstehen auch Angebote des Kronberger Tierschutzvereins, die dabei helfen, Tiere besser zu verstehen und ihnen auf angemessene Art und Weise zu begegnen. Ein konkretes Beispiel für das Wirken des Vereins in jüngster Vergangenheit war das Angebot eines „Erste-Hilfe-Kurses für Hunde“, das es erstmalig im Hochtaunuskreis gab. Am 3. Februar nahmen im Herbert-Alsheimer-Saal des Dalleshauses in Oberhöchstadt für vier Stunden zwölf Frauen und zwei Männer an einem Kurs teil, der ein umfangreiches Angebot für die Ersthilfe von „Vierbeinern mit Fellschnauze“ lieferte. Die Dozentin Debra Heinen gab kompetent und mit einer gesunden Portion feinen Humors viele gute Ratschläge und nannte zahlreiche Beispiele, die im Umgang mit Hunden in Not zu berücksichtigen sind. Sei es, dass man unter anderem bei einem Unfall und einer Verletzung zunächst den Fang (den Bereich des Hundemauls) des Hundes sichern müsse, um nicht selbst verletzt zu werden, da das Tier oft nicht wisse, wie ihm geschehe und Angst habe, oder auch Infos darüber, was Hunde keinesfalls zu sich nehmen dürfen. Schnittlauch und Rosinen sind beispielsweise für Hunde sehr giftig, auch sämtliche Nusssorten sind gefährlich. Schokolade ebenso. Es wurde im weiteren Verlauf der vier Stunden erklärt, wo und wie man den Puls beim Hund misst und wie hoch dieser grundsätzlich im Vergleich zum Menschen sein darf, und auch das Thema Atmung und Temperatur beim Tier wurde angesprochen. Ebenso kam das Thema Ethik zum Tragen. Was tut man eigentlich, wenn ein Hund mehrere Minuten ohne Sauerstoff war? Selbst bei Menschen überleben gerade einmal rund fünf Prozent der Wiederbelebten, häufig genug mit starken Einschränkungen. Welche Entscheidung kann und „muss“ man dann für „sein“ Tier treffen? Eine mehr als herausfordernde Frage, die auch in manchen Gesichtern der Teilnehmenden des Kurses etwas betroffene Unsicherheit zurückließ. Letztlich muss man sich diese Frage selbst beantworten; dennoch ist es gut, das bereits einmal im Vorfeld zur Sprache zu bringen, um vielleicht in der konkreten Situation emotional etwas weniger überfordert zu sein. Unterstützt wurde die Kursleiterin, die selbst in Kronberg lebt, an diesem Samstag zum einen von ihren beiden Collie-Hündinnen Fina und Tinka, bei denen anschaulich vorgeführt wurde, wie der „Fang“ im Notfall zu verbinden ist, natürlich nur, wenn der Hund noch bei Bewusstsein sei, denn ansonsten dürfe man das keinesfalls, da sich das Tier erbrechen und in Folge dessen ersticken könne. Zum anderen stand ihr Sonja Jäger vom Tierschutzverein zur Seite, wenn Bedarf war. Heinen ist neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin auch Hundetrainerin in der Hundeschule „Side by Side“. Sie erklärte auch, dass man Hunden eben nicht sagen könne, was sie bei einem Knochenbruch selbst tun können, beispielsweise den Arm festzuhalten. Dinge, über die man sich ohne Erfahrung vermutlich selten Gedanken macht. Im Kurs wurde man vier Stunden auf etwaige Situation und Probleme in Notfällen, die entstehen können, gut vorbereitet.

Wenn wie auch immer geartetes Interesse beim Lesen dieser Zeilen geweckt wurde, kann man sich schlicht und ergreifend gerne einmal beim Kronberger Tierschutzverein melden. Viele weitere Informationen findet man auf der Internetseite www.tierschutzverein-kronberg.de. Direkten Kontakt kann man via E-Mail an info[at]tierschutz-kronberg[dot]de aufnehmen.

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